„Glasgow“ ist jetzt auch in Vorchdorf

20. November 2021

Der Klimagipfel in Glasgow endete letzte Woche. Mit dem Ergebnis würde das 1,5-Grad-Ziel immer noch um katastrophale 0,9 Grad verfehlt, wenn die Menschheit ihre Anstrengungen nicht sofort dramatisch verstärkt. Dabei darf niemand mehr seine Verantwortung von sich weisen.

„Global denken, lokal handeln!“ – Der alte Spruch muss neu formuliert werden.

Es ist absolut richtig, die Dimensionen im Auge zu behalten. Nur auf Plastik-Strohhalme verzichten, das rettet uns nicht, wenn 100 Unternehmen 70 Prozent des globalen CO²-Ausstoßes verursachen. Doch es geht nicht um Strohhalme oder Ausstieg aus der Kohleverstromung in China (allein schon 14 %). Auch zwischen den Klimasündern, die in der Weltliga spielen und unsere Lebensgrundlagen ruinieren, läuft das fatale Muster: Der andere soll anfangen, etwas zu ändern.

Hier geht es nun um den Ausstieg aus diesem Teufelskreis – und ja, es macht einen Unterschied, sich daran  zu beteiligen.

Was das mit uns in Vorchdorf zu tun hat

Die bittere Wahrheit vorweg: Wenn die genannten 100 Unternehmen so weitermachen, brauchen wir auch hier im Ort keine Kinder mehr in die Welt zu setzen. Und bestimmt hatten die meisten von uns schon mal den Gedanken: Wenn es sowieso aus ist, was soll’s dann noch – wozu sich engagieren und so?

Der Denker – in der Sackgasse? (Foto: jstarj/pixabay)

Das ist verständlich. Aber es ist ein furchtbarer Denkfehler, und zwar aus zwei Gründen. Erstens besteht die Welt aus einigen Millionen von „Vorchdörfern“, die alle zusammen jeden Tag dafür sorgen, dass diese verdammten 100 Unternehmen überhaupt tätig sein können. (Und gibt man nicht auch seine Stimme bei der Nationalratswahl ab, obwohl sie nur eine von über 6 Milllionen ist?) Es kommt also sehr wohl darauf an, was Vorchdorf und alle anderen „Dörfer“ tun oder lassen.

Und zweitens geht es um das eigene Leben – meines, deines, das jedes und jeder Einzelnen. Nicht erst, wenn es auch bei uns ungemütlich wird zu leben, nein, schon jetzt. Denn man muss sich bloß kurz vorstellen, in ein paar Jahren wird klar, es hätte sich knapp ausgehen können, wenn wir uns richtig ins Zeug gelegt hätten; aber leider: Der Rest des Lebens wird ein unendlicher Alptraum, vor allem für die Jungen … und man legt jetzt die Hände immer noch in den Schoß! Dann kann man sich ja eigentlich schon jetzt nicht mehr in den Spiegel schauen, geschweige denn den Kindern in die Augen. Es ist also auch eine Sache der Selbstachtung.

Zukunft ist ja heute schon

Selbst für diejenigen, die also dem Irrglauben anhängen, die Klimakatastrophe fände woanders statt, gäbe es Grund zum Handeln genug. Denn wie schon Stefan Hörtenhuber an dieser Stelle zuletzt sagte, die Klimawandelfolgen sind längst auch in Vorchdorf angekommen: Hagelunwetter im Juni, immer häufigere Alm- und Laudachhochwasser-Ereignisse… Allein schon hier Vorsorge zu treffen, ist überfällig. Und der Nebeneffekt: Eine Reihe von Maßnahmen zur Abwehr der Klimawandelfolgen dienen zugleich dem Klimaschutz. Außer die Stimme zu erheben und zu demonstrieren, kann man also auch auf Ebene der Gemeinde etwas tun.

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Beispiele? Um Überflutungen bei Starkregen zu vermeiden, muss die Flächenversiegelung sowie die Verbauung von Bächen gestoppt oder sogar reduziert werden. Gebäude-Erhitzung lässt sich durch die Begrünung von Fassaden und Dachflächen abmildern. Und, und, und.

„Klimarettung Vorchdorf“ oder so

Wenn es gelingt, möglichst viele Kräfte im Ort zu bündeln, möglichst viele Ideen zu sammeln und mit vereinter Kraft auch umzusetzen, möglichst viele Menschen, Betriebe, Schulen, die Gemeindepolitik, einfach alle zu aktivieren, dann überwinden wir die Lähmung, die viele Einzelne bereits befallen hat. Wir ermutigen die Unverdrossenen, die sich eh schon seit Jahren für Umwelt und Klima engagieren. Wir stärken und vernetzen die bestehenden (gar nicht so wenigen!) lobenswerten Initiativen und erweitern sie – nach dem Schneeballprinzip.

Der INVO.report ist bereit, einen Beitrag zu leisten, gemeinsam mit anderen gute Ideen zu verbreiten und mitzuwirken an einer Bewegung, die uns wieder Mut fassen lässt.

Ein Gedanke zu „„Glasgow“ ist jetzt auch in Vorchdorf

  1. Franz Jungmayr

    Vorchdorf hätte und hat bei den vielen Wohn-und Gewerbebauten mit Flachdächern die Möglichkeit, allein durch Vorschreibung von Dachbegrünungen enorm viel zum Klimaschutz beizutragen. Vorbildhaft ist darin die Stadt LInz u.a., die seit über 20 Jahren dies konsequent vorschreibt und fördert.
    Gründächer haben viele Vorteile, sie speichern Wasser, vermindern die Erwärmung der Umluft, binden Feinstaub und sind eine super Bienenweide. Dazu haben sie noch einen wirtschaftlichen Nutzen, weil die Dachhaut durch die Begrünung gegen UV-Einstrahlung geschützt wird und sie die Wärmedämmung verbessert. Dachbegrüngen können auch auf leicht geneigten Dächern und in
    Kombination mit PV Anlagen in den verschiedensten Ausführungen hergestellt werden.
    Gerade bei den derzeit in Bau befindlichen Gebäuden müsste man darauf bedacht nehmen.

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