Mikis Vitalbox: Exitus in der Fischböckau

14. Februar 2023

In der Fischböckau ist das Experiment Nahversorgung im ersten Anlauf gescheitert: Wegen anhaltender „empfindlicher Verluste“ hat der Ohlsdorfer Gemüsebauer Michael Kirchgatterer die Reißleine gezogen und Mikis Vitalbox noch vor Ablauf des ersten Mietvertrages geschlossen.

Wäre ein schönes Geschäft gewesen, wenn es ein Geschäft gewesen wäre: geschlossenes Ladenlokal  Fischböckauer Str. 10

Auch wenn das Transparent an der Einfahrt in die Fischböckau noch hängt, ist das Geschäftslokal bis auf Hardware wie Regale bereits ausgeräumt.

„Wir konnten nicht genug Kunden mobilisieren“, erklärte Kirchgatterer auf INVO.report-Nachfrage.“Da wir von rein bäuerlichen bzw. regionalen Produkten sprechen, ist der Deckungsbeitrag bei uns von Haus aus eher niedrig, was es natürlich schwierig macht. Wir hätten aber auf jeden Fall das Doppelte von dem umsetzen müssen, was uns gelungen ist.“

Erinnerungslücken bei Förderzusage?

Nach langem Hin und Her entschied sich der Nahversorger für einen vorzeitigen Exit. Ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor war ein Rückzieher der Marktgemeinde Vorchdorf. Die hatte sich, wie Kirchgatterer berichtete, offenbar geweigert, eine vertraglich vereinbarte Förderung des Nahversorgungsprojekts auszubezahlen: „Vor Vertragsunterzeichnung hieß es, dass sich die Gemeinde bei der Errichtung dieses Gebäudes die Mehrwertsteuer zurückgeholt hat und die besprochene Halbierung der Miete anscheinend gesetzlich nicht möglich war. Uns wurde jedoch vom ehemaligen Amtsleiter Radner und dem ehemaligen Bürgermeister Schimpl eine Mietrückvergütung in Form einer Förderung zugesagt. Die wäre nach einem Jahr rückwirkend fällig gewesen. Leider ist das nirgends festgehalten worden, und so konnte sich plötzlich nach Einbringung meines Förderantrags im Sommer 2022 niemand mehr daran erinnern – leider auch der jetzige Bürgermeister nicht, obwohl er involviert war.“

Eingefahrene Einkaufsgewohnheiten, schlechte Lage

Damit stellt sich die Frage nach einer Nahversorgungslösung für den immer noch wachsenden Ortsteil erneut. Eins hat sich nun jedenfalls deutlich gezeigt: Es ist alles andere als einfach, in gut versteckter Lage mitten in einer Siedlung im Gassengewirr der Fischböckauf gegen die perfekt auf motorisierte Konsument*innen zugeschnittene Shoppinginfrastruktur zu bestehen.

Das sieht auch Michael Kirchgatterer so: „Der Hauptgrund für das Scheitern war sicherlich die dann doch sehr versteckte Lage, die Laufkundschaft praktisch ausgeschlossen hat. Wir selbst haben uns am Anfang aufgrund einer wenig durchdachten und fehleranfälligen Software selber viel Kundschaft genommen. Nicht zuletzt liegt es an der Mentalität: Weil praktisch alle Fischböckauer aus beruflichen Gründen ins Auto steigen müssen,  wird der Einkauf unterwegs erledigt. Wir waren dann eher das Geschäft für den schnellen Einkauf, wenn man was vergessen hatte. Milch und Eier gingen zum Beispiel relativ gut.“

2 Gedanken zu „Mikis Vitalbox: Exitus in der Fischböckau

  1. Karin Wimmer

    Ich habe die mikis vitalbox leider erst vorigen Sommer entdeckt, und sehr praktisch empfunden. Das lange Anstellen am Bauernmarkt fiel dadurch weg. Das Gemüse immer top! Ich schätzte die Regionalität besonders. Eigentlich schade, aber es muss sich natürlich auch für den Betreiber rentieren.

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  2. Michaela Thumer

    der Shop war das beste was wir seit langem hatten. wie dringend wir bäuerliche Produkte brauchen sehen wir jeden Freitag am Bauernmarkt. Es stehen Schlangen und fast immer um 16 Uhr ausverkauft. Mir persönlich tut es sehr leid um mikis vitalbox. Ich fahre nun wieder nach Ohlsdorf 😪😪

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