38 Prozent – „So sind wir nicht!“

14. Februar 2023
Aus der Redaktion

Valentinstag ist. Dennoch kommt jetzt keine Liebeserklärung. Sondern eine Erklärung aus unserer virtuellen Redaktionsstube. Diese Erklärung erscheint im Licht der jüngsten Ereignisse notwendig, auch wenn sie treuen Leser*innen nicht ganz neu sein wird.

Nicht klassisch wie hier zu sehen, trotzdem gehaltvoller als Shitstorms auf Facebook: Kommentare aus dem Ort

Es geht um die Reaktionen auf unsere Artikel, anderswo Leserbriefe genannt. Jede und jeder kann zu jedem Artikel im INVO.report einen Kommentar senden. Dazu steht direkt unter der Überschrift „Schreibe eine Antwort“ bzw. die Anzahl der bereits vorliegenden Kommentare – einfach anklicken!

Wie jedes Medium freuen wir uns, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, über jeden Kommentar. Das reicht von Lob oder Tadel in wenigen Worten bis hin zu umfassenden sachkundigen Stellungnahmen, die dem jeweiligen Beitrag durchaus gleichrangig gegenüberstehen.

Jetzt kommen wir zu den erwähnten 38 Prozent. So hoch ist nämlich der Anteil von Kommentaren, die von Vertreter*innen der Liste Vorchdorf (LV) kommen – gerechnet auf Basis der letzten 50 Kommentare, also seit kurz nach Mitte November 2022. Mit diesem Anteil ist die LV gemessen an allen denkbaren Kriterien völlig überrepräsentiert:  ob vom Wahlergebnis her, von der Anzahl unserer Leser*innen, ganz zu schweigen vom Verhältnis zu den äußerst seltenen Kommentaren aus anderen örtlichen Parteien.

Die sind halt so – und die anderen eben nicht

Wir sehen das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Als parteipolitisch neutrales Medium haben wir natürlich wenig Freude damit, den Anschein einseitiger Veröffentlichungen zu erwecken und wünschen uns Vielfalt und ein breites Spektrum an Meinungen. Wir unterdrücken aber auch keine Kommentare, so lange sie unsere Richtlinien nicht verletzten. In Zweifelsfällen sprechen wir mit den Verfasser*innen.

Andererseits macht diese Schieflage bei den Reaktionen aus den Reihen der Gemeindepolitik aber auch eine Realität sichtbar. Die LV ist in Vorchdorf die Partei mit der breitesten und offensivsten Informationspolitik. Dass sie dabei sowohl hinsichtlich der schieren Menge an Information als auch in der Tonlage mitunter über’s Ziel hinausschießt, war bei uns schon mehrfach Thema, das muss also niemand mehr sagen.

Teilweise scheint es bei den übrigen Parteien kein Interesse daran zu geben – zumindest im INVO.report – eine sachliche Auseinandersetzung zu führen. Das ist nicht nur prinzipiell bedauerlich. Angesichts der Reichweite unserer Artikel hinterlässt es bei unseren Leser*innen auch den fatalen Eindruck, Diskussion sei hierorts unerwünscht. Aber mehr als dazu einladen können wir nicht tun. Und bitteschön, alle Interessierten sollen bitte Kommentare hinterlassen. Erstens freuen sich andere Leser*innen, zweitens freuen wir uns, und drittens korrigieren wir sogar kostenlos allfällige Fehler.

5 Gedanken zu „38 Prozent – „So sind wir nicht!“

  1. Alfred E. Neumann

    „Das laute Schweigen“ nannte es INVO.report-Redakteur Flo Sedmak. Und wie recht er damit hatte. Auch wenn es so zu erwarten war, man durfte ja wenigstens hoffen, dass sich die hohe Politik zu Antworten herablassen würde. Immerhin, da fordern zwischenzeitlich mehrere Wähler Aufklärung, welche Gedanken dem Abstimmungsverhalten im Ortsparlament zu Grunde lagen. Konkret, warum Informationen für faktenbasierte Entscheidungen geheim bleiben sollen. Antworten? Fehlanzeige. Lautes Schweigen ALLER Angesprochenen, das wären aus meiner Sicht alle Schwarzen, wie gewohnt Blau geschlossen im Windschatten sowie je einmal Rot und Grün. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Wähler dieses laute Schweigen der von ihnen ins Amt Gewählten bis zur nächsten Wahl auch merken werden.
    Wer erinnert sich noch an Michael Schanze und seine Kinder-Quiz-Show: „1, 2 oder 3, letzte Chance, aufgepasst auf mein Plopp, denn das heisst Stopp! Ob ihr recht habt oder nicht, sagt euch gleich das Licht.“ Der Ablauf einiger GR-Abstimmungen erinnert mich unweigerlich daran und an die unsicheren Kinder, wie sie zwischen den Antwortmöglichkeiten hin- und herhüpfen. Einziger Unterschied: Den Kindern ging immer ein Licht auf …

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  2. Albert Sprung

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie in meinen „alten politischen Zeiten“ in der „alten politischen Gruppierung“ diskutiert wurde, die Mandatare durch Kommunikationstraining gegen einen damals sehr argumentationsstarken politischen Kontrahenten aufzurüsten.

    Wurde aber sogleich mit dem Argument wieder fallen gelassen, weil „dann die Diskussionen nur ewig dauern und nur endlos diskutiert wird“. Wahrscheinlich wollten sich aber auch einige, die „Kommunikationshoheit“ in der Fraktion nicht nehmen lassen. Wäre ja auch noch besser, wenn plötzlich alle mitreden.

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  3. Alfred E. Neumann

    Gegenthese: 62 Prozent – so sind sie halt.
    Ohne genaue Zahlen zu kennen, behaupte ich jetzt einfach, dass mindestens 23 Gemeinderäte (= 62 %) wenig bis gar nichts zu sagen haben. Wieso sollten die dann bitteschön ein Interesse an einer offenen Diskussionen oder gar Kommentaren zeigen? „Jedesmal nehme ich mir vor, nichts zu sagen …“ – ich habe diese Aussage einer Gemeinderätin vor einiger Zeit an anderer Stelle kritisiert. Heute muss ich mich dafür wohl entschuldigen, ist mir doch klar geworden, dass es nur wahre und ehrliche Worte waren.
    Abstimmungen als Ausdruck seiner persönlichen Meinung? Fehlanzeige! Am Beispiel eines Zusatzantrages zum Thema Brauereikreuzung in der letzten GR-Sitzung ist das eindrucksvoll dokumentiert: Hektische Blicke nach links und rechts, wann man die Hand nun heben soll oder darf, höchst späte Umentscheidungen, zum Glück tut sich der Bürgermeister beim Zählen schwer und man bekommt noch eine Chance. Als Zuseher hat man nicht das Gefühl, dass (in diesem Beispiel schwarze) Mandatare damit ihre Meinung vertreten und zum Wohle des Ortes entscheiden, sondern vielmehr einem politischen Mitbewerber einfach eins auswischen wollen.
    Warum Schwarz und Blau nicht wollen, dass alle Unterlagen zum Abriss des Ein-Euro-Häusls auf den Tisch kommen? Da kann sich ja jeder seinen eigenen Reim drauf machen. Immerhin könnte Transparenz ja mal wieder richtig wehtun. Welche Überlegungen aber den Stimmenthaltungen eines Roten und einer Grünen bei dieser Frage zugrunde liegen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Übrigens, Herr Haslinger sen. und Frau Ellinger, mittels Kommentar könnten Sie Interessierte an Ihrem Abstimmungsverhalten hier teilhaben lassen.
    Spannend wäre ja eine Auswertung zur Anzahl der Wortmeldungen von einzelnen Gemeinderäten. Ich lehne mich mal aus dem Fenster, aber könnte es sein, dass 62 % während einer Legislaturperiode niemals am Rednerpult erscheinen? Daher meine These: Es gibt beinahe eine Zweidrittel-Mehrheit von Nichts-Sagern …
    Viel zu selten steht in der Vorchdorfer Politik zwischenzeitlich die Sache im Vordergrund. Und da dem so ist, gibt es keine logische, nachvollziehbare und schlüssige Argumentation seitens der Mandatare. Und wenn die keine Argumente haben, dann haben sie halt auch nichts zu kommentieren. Stumme Handheber für Abstimmungen? Anderenfalls sollte man doch meinen können, dass jeder einzelne Gemeinderat erpicht ist, seine Argumente vorzubringen, zu überzeugen, Ideen zu vermitteln, Überlegungen anzustellen, sich als Gestalter hervorzutun. Aber wie treffend doch Florian Sedmak seinen letzten Beitrag beschließt: „Bis dahin bleibt nicht nur am Tanglberg wohl alles beim alten.“

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    1. Andrea Hahn

      Ich wüsste gerne von ALLEN Gemeiderät*innen, die gegen die Offenlegung der Unterlagen zum 1-Euro-Grundstück gestimmt haben, was sie zu diesem Votum bewogen hat. Wenn man mit dieser befremdlichen Verweigerung alleine gelassen wird, kommt man schon ins Grübeln.

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