11. Juli 2024
Meinung am Donnerstag
An diesem Tag hat die Gemeinde für 13.00 Uhr eine Pressekonferenz einberufen. Thema soll die Entgleisung von GR Hans Limberger im Rahmen der letzten Gemeinderatssitzung sein, Rücktrittsaufforderungen stehen im Raum. Dass es dann zum ersten Mal passieren würde, habe ich zu diesem Zeitpunkt beim besten Willen nicht erwartet!
In einem Telefonat mit Kollegen Michael Praschma erfahre ich 20 Minuten vor Beginn von dieser Veranstaltung. Wir wären nicht eingeladen, er habe aber davon erfahren, teilt er mir mit. Ob ich mich als Vertreter des INVO.reports nicht rasch in die Kitzmantelfabrik begeben könne, so seine Bitte. Mein erster Urlaubstag, das beginnt ja schon mal gut, denke ich mir. Trotzdem, gesagt, getan, 10 Minuten später suche ich gemeinsam mit GR Haslinger sen. (SPÖ) nach der richtigen Eingangstür. „Ich bleibe im Windschatten eines Landtagsabgeordneten, dann wird mir schon nichts passieren“, sage ich dann zu GV Ammer (Grüne) und folge ihm in das Foyer, grüße die wenigen dort Versammelten höflich.
Und dann kommt es: Mein erstes Mal
Auch Bürgermeister Mitterlehner ist unter den von mir Gegrüßten. Im Gegensatz zu den anderen Wartenden steuert er mich etwas unsicher an, fühlt sich sichtlich unwohl, reicht mir die Hand. Was ich hier machen würde, die wenig geistreiche Frage angesichts der Veranstaltung. Nun, ich möchte, zugegebenermaßen ohne Einladung, als Ortsmedium über die Neuigkeiten aus erster Hand berichten, ist meine durchaus erwartbare Replik. Und dann das für mich völlig Denkunmögliche. „Hier sind nur Eingeladene erwünscht“, stottert mir der Hans in Gesicht. Ich versuche meine Überraschung zu verbergen und frage dezidiert nach, ob er mir allen Ernstes vermitteln wolle, den öffentlichen Saal zu verlassen? Das wird unsicher bejaht und angefügt, ich solle jetzt gefälligst gehen. Mein erster Rauswurf! Niemals zuvor in meinem Leben ist mir Vergleichbares passiert. Heute also mein erstes Mal! Im Gegensatz zu anderen ersten Malen hat sich das an diesem Freitag gar nicht gut angefühlt.
Kurz kam mir in den Sinn, mich der bürgermeisterlichen Anordnung zu verweigern. Es liegt mir aber nicht, einen Eklat zu provozieren, und so habe ich den Ort verlassen, der mich fortan an das mangelhafte Verständnis dieses Bürgermeisters zu Medien- und Pressefreiheit, einer der Säulen von Demokratie, erinnern wird. Wie denn wohl ein Mann mit Größe reagiert hätte, frage ich mich am Weg an die frische Luft. Wahrscheinlich mit einem „Freut mich, dass du da bist und dich für unsere Themen interessierst“ … an ein „Sorry, dass wir euch nicht eingeladen haben, unser Versehen“ will ich dabei gar nicht denken. Einfach ein wenig Wertschätzung und Respekt vor ehrenamtlicher, unbezahlter Arbeit halt, auch wenn wir oftmals differenziertere Ansichten vertreten, nicht zu allem „die Hände falten, die Gosch’n halten, g’rade sitzen, die Ohren spitzen“ (Zitat: Ex-ÖVP-Abgeordneter Ferry Maier in einer Kritik am Führungsstil seines damaligen Klubobmanns Karlheinz Kopf).
Vize-Bürgermeister Alexander Schuster muss meine Verärgerung am Ausgang dann einfach ertragen. Er verstehe mich, will aber den Bürgermeister als Einladenden nicht overrulen, gibt er sich aber doch etwas überrascht. Damit bleibt mir nur noch, ein Foto der verschlossenen Eingangstüre zu schießen.
Wertschätzung, Ehrlichkeit und Respekt – aber eben nur einseitig
Diese gebetsmühlenartig, bei jeder sich bietenden Gelegenheit vom Bürgermeister vorgebrachten Wünsche gehen mir durch den Kopf. Wie bitte soll das irgendjemand auch nur halbwegs ernst nehmen, wenn der Hans sein Credo selbst regelmäßig vergisst. Oder ist es einfach nur Feigheit vor unabhängigen Medien, die sich doch tatsächlich erdreisten, nicht alles zu glauben, sondern gerne auch kritisch hinterfragen? Ich hatte einige offizielle und private Gespräche mit unserem Dorfobersten, in dem wir auf Augenhöhe u. a. über die verfahrene Situation in der Dorfpolitik diskutiert haben. Es war unser Wunsch, als Vorchdorfer Medium einen regelmäßigen Informationsaustausch zu installieren. Ebenso verbrieft unser uneingeschränkter Willen, mit positiven News die Grauslichkeiten des Tagesgeschäftes nicht monopolistisch zu behandeln. Außer dem Hinweis zur Suche nach einem Bademeister im Jahr 2022 kam diesbezüglich von seiner Seite aber genau nichts. Die Kraft, die der Bürgermeister in letzter Zeit überaus auffällig in seinen Händedruck legt, könnte durchaus besser investiert werden.
Weder dement noch gegen die Wand gerannt
Wenn man sich die Kraftrede des Fraktionsobmanns der Bürgermeisterpartei im letzten Gemeinderat (ab Minute 04:45) zu Tagesordnungspunkt 43 genau anhört, so könnte man die Geisteshaltung des Dorfchefs fast schon wieder verstehen: Informationen gäbe es keine, wenn man sich erdreistet, Entscheidungen wie z. B. den Ausschluss der Öffentlichkeit im Mai-Gemeinderat, kritisch zu beleuchten und nicht einfach hinzunehmen. Es heißt also nicht umsonst „Wie der Herr, so das Gscherr“ – und anscheinend auch umgekehrt.
Da ich weder dement noch gegen die Wand gerannt bin, werde ich mich noch lange mit großer Erschütterung an mein erstes Mal erinnern. Und nein, trotz des völligen Versagens des Bürgermeisters bei meinem ersten Mal maße ich mir nicht an, eine Rücktrittsforderung wegen Missachtung der elementarsten demokratischen Grundrechte auszusprechen. Eine öffentliche Entschuldigung gegenüber der Redaktion und unseren Lesern erscheint mir aber mehr als angebracht – besser spät als gar nicht.
Einen schönen Donnerstag wünscht
ein noch immer erschütterter
Alfred E. Neumannn
Hallo Herr Neumann, ich verstehe natürlich Ihren Frust nach der Verweisung, aber ich finde, es fördert nicht gerade die Umgangsform, den Bürgermeister hier so hinzustellen. Ich lese gerne Ihre Berichte, aber das persönliche Herabsetzten von Personen finde ich ein No-Go. Kritik immer gern, persönliche Angriffe nein.
Zudem habe ich die GR-Sitzung live verfolgt und habe mir nochmals den von Ihnen geposteteten Tagesordnungspunkt 43 angesehen. Hiervon ist aber nie die Rede, dass es keine Informationen mehr für euch gibt. Der Herr findet es einfach schade und könne es nachvollziehen, wenn es von anderen Fraktionen keine Unterlagen gibt … also hier wird schons sehr stark interpretiert von Ihrer Seite … leider mit falschem Ausgang.
Natürlich freut es mich, Frau Murauer, dass Sie meine Kommentare (= meine Meinung!) gerne lesen! Seien Sie unbesorgt, frustriert bin ich nicht, da muss schon deutlich mehr passieren, entsetzt trifft es wohl besser. Es geht ja nicht um mich, sondern um die Bürger:innen, wenn ein Bürgermeister im Alleingang verhindert, dass „seine“ Gemeinde aus erster Hand informiert werden kann! Die fehlende Einladung vorzuschieben, lächerlicher geht´s ja wohl nicht! Was glauben Sie, hat er etwas zu verbergen? Oder hat er Angst vor kritischen Fragen? Ich habe Bgm. Mitterlehner schon in der Kitzmantelfabrik in aller Deutlichkeit gesagt, dass ich sein aus meiner Sicht inakzeptables (und rechtlich fragwürdiges) Verständnis der Pressefreiheit kommentieren werde. Er kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich bei solchen Dingen sehr direkt bin.
Zu Ihrer Videonachschau (es macht ja doch Sinn, wenn Sitzungen nachsehbar sind, oder?): Der Herr, wie Sie ihn bezeichnen, verknüpft den Wunsch nach transparenterer Information mit einer Aufsichtsbeschwerde aus unseren Reihen (betreffend den Ausschluss der Öffentlichkeit im GR). Was bitte schön hat das eine mit dem anderen zu tun? Für mich ist damit klar, dass es Infos nur dann gibt, wenn man kuscht und nichts hinterfragt. Mit dieser Geisteshaltung kann ich nichts anfangen, schließlich ist das hier nicht Nordkorea. Aber zur Klarstellung: Ich respektiere Ihre Ansichten, habe aber in diesem Fall deutlich differenzierte – that´s it. Ich lade Sie hiermit nochmals zu einem persönlichen Gespräch ein. Oder noch besser: Wie wäre es als Gast für unsere Sommergespräche? Deal?