30. Juli 2024
Reportage von Alfred E. Neumann
Unlängst hat mich unsere kleine Nachbargemeinde Kirchham einmal mehr schwer beeindruckt. Diesmal sogar in doppelter Hinsicht! Mit einem Dorfkrimi, bei dem ich zugleich sozusagen mit der Nase auf Unterschiede zwischen dieser und unserer Gemeinde gestoßen wurde. Aber eins nach dem anderen.
Wer dieser Tage eine Reise nach Gmunden tut, egal ob mit Kraftfahrzeug oder Geisterbahn, wird in Kirchham links vor dem Autohaus eine Baustelle bemerken. „Green Harmony“, so verkündet es die Baustellentafel. Das nächste Wohnbauprojekt in der Gegend oder doch ganz viel mehr?
Green Harmony – was ist denn das?
Es handelt sich dabei um ein innovatives Projekt für 19 barrierefreie Mietwohnungen, bei denen, je nach den persönlichen Bedürfnissen, die notwendige Pflege quasi im Mietvertrag inkludiert ist. Besonders viel Wert wird auf Gemeinschaftsräume und Begegnungszonen gelegt – Wohlfühlwohnen soll es werden. Damit wird eine zukunftsträchtige Alternative zum klassischen Altersheim geboten, zumal man sich die Wohnung mit seinem Partner teilen kann. Die Versorgung im Alter, bis hin zu einer 24-Stunden-Betreuung, ist bereits garantiert.
Drei Investoren aus unterschiedlichen Bereichen haben die Idee für dieses „Green Building“ entwickelt, errichtet nach den höchsten Ansprüchen an ökologisch nachhaltige Bauweise: Baumeister Ing. Pointinger aus Grieskirchen, Andreas Hammer aus Stadl-Paura mit seiner Agentur für Pflegekräfte und Stefan Ettinger als Bauträger und Ideengeber aus Ohlsdorf.
Besonders beeindruckend die Zeitschiene: Von der Umwidmung im Mai 2022, der ersten Präsentation im Gemeinderat im Jänner 2024, über die Baubewilligung bis zum Spatenstich im Juni 2024 vergingen gerade einmal 2 Jahre – im Vergleich dazu diskutiert man in Vorchdorf ebenso lange über den Rückkauf eines Ein-Euro-Grundstücks. Die Übergabe soll bereits im Juni 2025 erfolgen, nach nur einem Jahr Bauzeit. So lange wiederum bastelt man schon bald an einer Verkehrsinsel inklusive Ampel bei der Brauereikreuzung.
Was der „Dorfkrimi“ mit „Green Harmony“ zu tun hat
Der Diebstahl von drei Sauschädln kann auch die tolle Kirchhamer Ortsgemeinschaft aus dem Gleichgewicht bringen – zumindest im Theater. Gemeindevorstand Anton Pühringer hat das Stück höchstpersönlich in nur zwei Wochen geschrieben und als Bürgermeister Franz Wimmlinger gleich die Hauptrolle übernommen. Misstrauen, Verdächtigungen und wilde Vermutungen (wir Vorchdorfer kennen uns aus …), verbunden mit der spannenden und vor allem sehr humorvollen Suche nach der Wahrheit (das wiederum kennen wir eher nicht …) haben für beste Unterhaltung gesorgt. Die ausverkaufte Aufführung hat uns einen wirklich vergnüglichen Abend beschert, auch wenn wir als Gäste nicht alle Insider-Jokes verstanden haben. Irgendwelche Geheimnisse müssen ja auch die Kirchhamer haben.
Kirchham ist Paradise City
Am Weg zum Theater sind wir auch wir an der Baustelle von „Green Harmony“ vorbeigekommen. Ich wollte mehr über das Projekt erfahren und habe bei Anton Pühringer kurz vor seinem Auftritt nachgefragt. Sehr erfreut über mein Interesse, hat er mich an Ex-Bürgermeister Johann „KroJo“ Kronberger verwiesen. Der könne mir als Mann der ersten Stunde alle Fragen beantworten. Da KroJo auch im Publikum war, hat er umgehend einige Fakten aus erster Hand geliefert und sofort zugesagt, „in den nächsten Tagen“ mit mehr Infos auf mich zuzukommen. Es kam aber ganz anders! Bereits am Samstagvormittag (also nach nur elf Stunden!) habe ich eine detaillierte Beschreibung der gesamten Projekthistorie mit Ansprechpartnern und Info-Unterlagen erhalten! Sollte ich noch weitere Fragen haben, so könne ich ihn selbstverständlich jederzeit kontaktieren. Er freue sich über unser Interesse und sehe einem informativen Bericht entgegen.
Na bumm! So geht also Information in Kirchham! Paradise City für Schreiberlinge! Es stimmt mich traurig, wenn ich dabei an die vielen gescheiterten Versuche denke, z. B. über Projekte des Vereins „Zukunft Vorchdorf“ zu berichten (übrigens um dem Wunsch unseres Bürgermeisters nach „positiven Berichten“ nachzukommen!), an Unterlagen für eine detaillierte Reportage über die „Gartenzeit 2027, pardon 2031“ zu kommen oder andere Themen zu schreiben. In „unserer“ Gemeinde werden wir halt zu Pressekonferenzen erst gar nicht eingeladen, sondern gleich rausgeworfen.
Lieber klein und schnell als groß und langsam
Es war also ein mehr als gelungener Abend – aber auch einer, der mich wieder einmal nachdenklich gestimmt hat. Es tut einfach gut, wenn sich die Ortspolitik über unser Interesse an neuen Projekten freut, offen und vor allem unvoreingenommen kommuniziert. Und das, obwohl mir klar ist, dass KroJo nicht immer meine Meinung – z. B. bei INKOBA – teilt. Er respektiert aber meine kritischen Fragen und zeigt mir bei anderen Themen nicht gleich die rote Karte. Offenheit versus beleidigte Leberwurscht. Es ist beeindruckend, welch unterschiedliches Tempo es in den Gemeinden gibt – womit ich aber nicht die Geschwindigkeitskontrollgeräte in Kirchham meine!
Übrigens, das neue Stück der Kirchhamer Kellerbühne soll am 4. Oktober 2024 uraufgeführt werden. Ich bin ganz sicher dabei! Wer weiß, was ich da noch alles erfahren werde …