M.a.D. #44: 510.000 Euro – Die Post bringt allen was!

26. September 2024
Meinung am Donnerstag

Am Dienstagabend versammelte sich der Vorchdorfer Gemeinderat zu seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause. Nach einer rührenden, weil tränenreichen Verabschiedung der Amtsleiterin (zumindest einen Blumenstrauß hätte das Gemeindebudget aber schon hergeben können) und einer für den Zuseher etwas improvisiert wirkenden, nachträglichen Ehrung von Erich Spitzbart für sein breites kulturelles Engagement in Vorchdorf ging man zur Tagesordnung über – einmal mehr mit dem sagenumwobenen Ein-Euro-Grundstück.

Vorab, über einem Bericht zu dieser Sitzung (und einigen verhaltensauffälligen Vorkommnissen) brüten wir noch – bitte diesbezüglich um Geduld. An dieser Stelle soll es nun um den besonders spannenden Tagesordnungspunkt Nummer 20 gehen: Einen „Grundsatzbeschluss Bahnhofstrasse 14“ (besser bekannt als Ein-Euro-Grundstück) will man treffen. Zu dieser never ending story lassen sich im Suchfeld unserer Plattform bereits zahlreiche informative Beiträge finden. Daher vergehe ich mich nicht mehr in die Details dieses Dramas – das nun, man kann es fast nicht glauben, tatsächlich ein Ende gefunden hat!

Falls gerade ein Bausparer ausläuft

Kurz zusammengefasst, wurde gestern mehrheitlich beschlossen, dass das seit bald zwei Jahren extrem heiß diskutierte Rückkaufsrecht der Liegenschaft durch die Marktgemeinde nicht wahrgenommen wird. Dafür sollen dem aktuellen Eigentümer sogar weitere Zugeständnisse hinsichtlich seiner Projektierung gemacht werden. Also nix mehr Boarding House, dafür Wohnungen, keine Tiefgarage, dafür versiegelte Parkplätze. Aber was will man mehr? Endlich ist das Thema zumindest vom Tisch. Ein Streitpunkt weniger, die bösen Zungen, die schon von einem Vorchdorfer Rettungspaket für ein Bauunternehmen sprechen, möge man tunlichst ignorieren.

Am Tag nach der Sitzung hat die Österreichische Post AG ein 510.000-Euro-Angebot in die Vorchdorfer Briefkästen gelegt: Das bekannte Vorchdorfer Postgebäude in der Bahnhofstraße 19, zwischenzeitlich auch kein wirkliches Schmuckstück mehr, ist um diesen Betrag käuflich zu erwerben. Übrigens dezidiert als „Mindestverkaufspreis“ ausgewiesen, falls jemand handeln möchte. Wer gerade gedenkt, seinen Sparstrumpf zu leeren, und darin eine halbe Million findet, bitte zugreifen! Zu teuer? Na ja, um einen Euro wechseln Immobilien halt nur sehr selten den Besitzer. Aber Achtung: Die Abrisskosten möge man im Falle des Falles noch berücksichtigen!

Das Rückkaufsrecht hätte es, kurz zusammengefasst, der Gemeinde ermöglicht, um den damaligen Kaufpreis (= 1 Euro) zuzüglich der Abrisskosten (manche sprechen von 120.000 Euro, andere von bis zu 200.000) wieder Eigentümer der Liegenschaft zu werden. Das wollte man aber nicht. Um welche Beträge derartige Lagen aktuell gehandelt werden, zeigt das Post-Flugblatt …

Fällt wem was auf?

Hausnummer 14 und 19, ähnliche Lage, ähnliche Grundstücksgröße (das Post-Grundstück ist sogar kleiner), aber völlig unterschiedliche Bewertung. Ich halte fest, ich bin kein Immobilienfachmann, gehe nicht in die Details zu den jeweiligen Widmungen der Liegenschaften, Abrisskosten hin oder her, aber diese eklatante Preisdifferenz finde ich als Laie durchaus erstaunlich. Wer da jetzt wohl der bessere Geschäftsmann ist? Wessen Sparstrumpf da wohl der vollere sein wird? Man möge sich seine Meinung bitte selbst bilden. Und sollte ich etwas falsch verstanden haben, über Aufklärung freue ich mich!

Einen schönen Donnerstag
wünscht ein nachdenklicher

Alfred E. Neumann

 

 

3 Gedanken zu „M.a.D. #44: 510.000 Euro – Die Post bringt allen was!

  1. Johann Limberger

    Morgen werden alle Handheber vor den Wahlkabinen stehen und die Wähler mit nettem Lächeln begrüßen. Die meisten werden nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben, weil sie vor wenigen Tagen Vermögen der Wähler an einen Freund verschenkt haben. Denn für die meisten ist das in der Politik einfach so.
    Wer dagegen ist, ist dann eben ein Querulant.

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  2. Wögerbauer Jürgen

    Unglaubliche Vorgänge mit dem 1-€-Grundstück.
    Alle miteinander, ÖVP, FPÖ, SPÖ, Grüne, verschenken Eigentum der Bürger, und diese können nur zusehen und kopfschütteln? Die „Elefanten“-Parteien verschenken vorsätzlich Vermögen der Gemeinde Vorchdorf an Parteifreunde.
    „ALLE MITEINANDER“, so der Spruch des Bürgermeisters.
    In Vorchdorf versteht keiner, warum die ÖVP so vehement das bestehende Rückkaufsrecht ignoriert. Was läuft da heimlich im Hintergrund??? Dass da alle so unverschämt zusammenhelfen.
    Am Donnerstagabend erzählten die „ Elefanten“ im Fernsehen was sich nun nach der Wahl mit jeder Partei ändern wird. Wissen die, was in den Gemeinden alles für Parteifreunde gemacht wird, oder dass, wenn es um Freundschaftsdienste geht, ALLE Fraktionen, Schwarz, Blau, Rot und sogar Grün, zusammen die Hand heben?

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  3. Bernhard Ettinger

    Unglaublich, aber zum Schaden Vorchdorfs leider wahr. Dass die ÖVP nur auf ihre Leute schaut und das Wohle des Ortes zweitrangig ist, war abzusehen. Dass aber auch Blau und Rot sich hier für die Privilegierten einsetzen anstatt für die Vorchdorfer Bevölkerung ist beschämend. Auch Vorchdorfs Grüne zeigen hier wieder mal, dass ihnen die Beziehung zum Bürgermeister wichtiger ist, statt ihren eigenen Werten. Statt Sozialwohnungen oder grüner Park kommen Parkplätze und Eigentumswohnungen. Dem Investor und Ex-ÖVP-Fraktionsobmann freuts.

    Bei der Budgetsitzung kommt dann wieder das große Raunen. Da wird der Finanzobmann der ÖVP dann etwas in die Richtung sagen wie: „Leider, leider müssen wir bei den Kindern und in der Schule sowie bei Infrastruktur-Projekten sparen. Kein Geld für Reparaturen und Mistkübel sei da.“

    Aber Hauptsache 1700 m2 in bester Lage verschenken. Dieses Manöver auch noch kurz vor der Wahl zu veranstalten zeigt, wie abgehoben die Vorchdorfer Parteien (Schwarz, Blau, fast alle Roten & Grün) mittlerweile sind. Da bleibt man als Wählerin oder Wähler ratlos zurück. Wichtig ist trotzdem wählen zu gehen. Ansonsten lässt man die Uninformierten über sich selbst entscheiden.

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