„Dieses Schimpfen über Politiker ist das Gift jeder liberalen Demokatie“

18. Oktober 2024

Ausgerechnet „Amtsgeheimnisse“ heißt der Podcast des Österreichischen Gemeindebunds. Und ausgerechnet Florian Klenk, Chefredakteur der Wochenzeitung „Falter“, plädiert dort für mehr Wertschätzung gegenüber Bürgermeistern – nicht ohne genau zu erklären, welches Verständnis von unabhängigen Medien Ortschefs  brauchen, um ihre Gemeinden gut zu managen.

Das Verhältnis zwischen Bürgermeister und INVO.report – um das Thema gleich auf Vorchdorfer Ebene herunterzubrechen – lässt sich ganz sachlich als gravierend gestört bezeichnen. Die wechselseitigen Schuldzuschreibungen hierzu sind nicht auf einen Nenner zu bringen. Das soll hier deswegen auch nicht Thema sein.

Das heißt aber nicht, dass ein besseres Verständnis für das Verhältnis zwischen Politik und Medien nicht erreichbar wäre. Zumindest, wenn man einmal über den Kirchturmshorizont hinaus blickt. Das haben nun der Präsident des Gemeindebunds Johannes Pressl und Florian Klenk in einem 75-minütigen Podcast getan. Pressl, selbst ÖVP-Bürgermeister der kleinen Gemeinde Ardagger im Mostviertel, zeigt sich dabei durchaus angetan von der Idee einer kritischen medialen Öffentlichkeit auf kommunaler Ebene.

Watch dog, nicht Schoßhund der Politik müssten lokale Medien sein; da sind sich Klenk und Pressl einig. Und ein Bürgermeister müsste es zur Bedingung für ein Interview machen, dass es kritisch geführt wird; etwas anderes sollte unter seiner Würde sein. Auch dass eine „Dorfzeitung“ von der Gemeinde gefördert werden könnte und sollte, ist Thema des Podcasts – ohne inhaltliche Einflussnahme, versteht sich.

Wie dies auf eine Weise gelingen kann, die zum Wohle der ganzen Gemeinde beiträgt, entwickeln die Gesprächspartner mit ihrem jeweiligen beruflichen Hintergrund spannend, kenntnisreich und vor allem ganz praktisch. Es ist im besten Sinne eine Lehrstunde sowohl für den Journalismus als auch für die Ortspolitik. Die Begriffe „Wertschätzung“ und „Kritik“ stehen dabei durchaus konstruktiv nebeneinander – um nicht zu sagen: miteinander.

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