20. Oktober 2024
Ein kräftiges Lebenszeichen gegen den Abwärtstrend in der Bahnhofstraße. Oder: Wachsen statt weichen. Mit der geplanten Standorterweiterung 2025 und mit neuen Angeboten will die Almtal-Apotheke jedenfalls auch zur Ortskernbelebung beitragen. Besonderheit: Eine Co-Finanzierung durch Crowdfunding – mit Mehrwert für alle, die sich beteiligen.

Susanne Falkensammer: Die Enkelin des Apothekengründers will mehr für die Bahnhofstraße.
Seit 70 Jahren kennt man die Apotheke in der Bahnhofstraße 30 als Fixpunkt im Ort. Susanne Falkensammer ist die dritte Generation im Familienbetrieb, den ihr Großvater gegründet hat. Doch entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben ist die Situation der Branche nicht rosig. In Vorchdorf ist auch die Abwanderung der Kundschaft vom Ortskern zum Einkaufszentum an der Neuen Landstraße schlagend. Dort befindet sich auch schon seit Jahren die zweite Vorchdorfer Apotheke, die – auch das ein Irrglaube – wirtschaftlich nicht mehr mit der Almtal-Apotheke verbunden ist.
Was bringt mehr Frequenz in die Bahnhofstraße?
Zu Susanne Falkensammer und ihrem Team kommen viele Menschen mit Rezepten von Ärzt:innen. Anders als bei frei verkauften Apothekenprodukten bleibt da nicht viel. Hinzu kommt unentgeltlich geleistete Beratungsarbeit. Und Nachtdienste, die ein heftiges Verlustgeschäft sind. Die wegen Pensionsantritts absehbare Schließung der benachbarten Ordinationen Westreicher und Hohn wird die Situation verschärfen.

Planskizze des Anbaus Bahnhofstraße 30: In der Vollversion insgesamt gut 300 Quadratmeter
Mehr vom selben ist geschäftlich nicht zu erwarten und würde auch nicht viel bringen. Die Idee ist also, mit neuen Räumen das Angebot zu erweitern: ein sogenanntes Aktivzentrum für Bewegung und Ernährung, ein Kosmetik- und Massageinstitut und ausgiebige Beratung für zwei der goßen Gesundheitsprobleme der Gegenwart: Autoimmunerkrankungen und Suchtmittelprävention. Bei letzterer geht es nicht etwa nur um illegale Drogen, sondern – sogar hauptsächlich – um die Folgen des Medikamentenkonsums, speziell bei Jugendlichen und bei alten Menschen. Die Räume könnten auch für externe Angebote wie Baby-Yoga genutzt werden.
Und ein letzter Irrglaube klärt sich bei dieser Gelegenheit auf: Das „be-well“ im Fachmarktzentrum gehört wirtschaftlich betrachtet gar nicht zur direkt darunter gelegenen Apotheke – sondern zur Almtalapotheke. Dieses Angebot soll in die Bahnhofstraße übersiedeln, wenn der Anbau dort fertig ist. Der Anbau wird übrigens sogar bis zu drei eigene Kundenparkplätze möglich machen.
„Apo-Almtaler“ investieren mit Gewinn in den Bau
Die Banken hat Susanne Falkensammer schon überzeugt. Aber ein Teil der Finanzierung, mindestens 90.000 Euro, sollen mit Crowdfunding zusammenkommen. Wer hier mit einem Beitrag ab 500 Euro einsteigt, unterstützt nicht nur die Belebung des Ortskerns und ganz nebenbei das Weiterbestehen einer Vorchdorfer Institution, sondern profitiert auch: Das Geld kommt auf fünf Jahre verteilt über jährlich ausgegebene Gutscheine mit einer Verzinsung von 10 bis 12 Prozent zurück. Weitere „Goodies“ gelten für die „Apo-Almtaler“ dann lebenslang.
Das Crowdfunding läuft offiziell von 15. November bis Jahresende. Sollte die angepeilte Mindestsumme nicht zusammenkommen, werden die eingezahlten Gelder zurückerstattet. Details sind bereits jetzt auf der Website der Apotheke oder persönlich vor Ort zu erfahren. Am 31. Oktober gibt es ganztägig einen Informationsschwerpunkt zu dem ambitionierten Projekt.
Und was, wenn …?
Alternativen zur Standorterweiterung hat Susanne Falkensammer durchaus ins Auge gefasst: das ehemalige Postgebäude, das „1-Euro-Grundstück“, sogar den (demnächst Ex-)Unimarkt. Alles wirtschaftlich oder betrieblich utopisch oder einfach ungünstig. Ob es auch ohne Erweiterung weitergehen kann? Das steht in den Sternen. Leicht wäre es nicht – wenn überhaupt. Jetzt geht jedenfalls erst einmal alle Kraft in das Crowdfunding. Das Motto: „Für weitere 70 Jahre“.