INKOBA: Was tut sich nach dem Obmann-Wechsel?

23. Oktober 2024
Interview mit Bgm. Ingo Dörflinger, Obmann INKOBA Salzkammergut Nord

Die Interkommunale Betriebsansiedelung, im Falle von Vorchdorf INKOBA Salzkammergut Nord, als Zusammenschluss von elf Gemeinden, beschäftigt die interessierte Öffentlichkeit seit bald drei Jahren mehr oder weniger regelmäßig. Allerdings: Je mehr Fragen gestellt wurden, desto weniger Antworten waren zu bekommen. Mit dem Kirchhamer Bürgermeister Ingo Dörflinger, der seit Dezember 2023 dem Verband als Obmann vorsteht, ließ sich erstmals ein Gesprächstermin rasch vereinbaren. Bleibt die Frage: Was sich tut inzwischen bei INKOBA?

Ingo Dörflinger, INKOBA-Obmann

Die kritische Auseinandersetzung mit INKOBA hatte im Herbst 2022 zu einem Info-Abend in der Eurowheel-Halle in Feldham geführt. Ziel war es, die Bevölkerung aus erster Hand zu informieren. Eine gute Absicht, denn zu viele Fragen konnte oder wollte man dort nicht beantworten, zu viele Bedenken konnten nicht ausgeräumt werden. Eine regelmäßigere und offene Information wurde ebenfalls in Aussicht gestellt – bislang aber nicht umgesetzt. Ingo Dörflinger unterstreicht aber bereits zu Beginn des Gesprächs, „dass es keine Geheimnisse gibt und ich für Fragen jederzeit zur Verfügung stehe.“

„Bei mir ist die Luft draußen. Dinge, die ich unbedingt weiterbringen wollte, haben nicht so geklappt“. Mit diesen Worten hatte der St. Konrader Bürgermeister Herbert Schönberger seinen Rücktritt als INKOBA-Obmann vor knapp einem Jahr in den Medien begründet. Amtskollege Ingo Dörflinger aus Kirchham übernahm Amt und Verantwortung. Aber wie haben sich die Dinge nun weiterentwickelt?

Jetzt aber wirklich: Start des Schotterabbaus

Gewerbegebiet Feldham (Abb.: INKOBA Salzkammergut-Nord)

Der Schotterabbau im hinteren Bereich des knapp 21 Hektar großen Areals kann durchaus als Game Changer bezeichnet werden: Einerseits können damit Einnahmen für den Verband lukriert werden – je nach abgebauter Menge unseren Informationen nach bis zu rund 1 Million Euro pro Jahr, die Dörflinger allerdings nicht mehr bestätigen wollte. Andererseits ist diese Niveau-Absenkung für die Anrainer sinnvoll und ermöglicht zudem die Realisierung der Umfahrungsstraße für Feldham. Im Herbst 2022 wurde der Schotterabbau vollmundig für 2023 angekündigt. Passiert ist bisher nichts. Oder doch, wie Obmann Dörflinger erklärt: „Es waren viele langwierige Behördenwege, mit Beteiligung von Land und Bund, die wir nunmehr abschließen konnten.“

Es ging darum zu belegen, dass es sich bei dem abgebauten Schotter nicht um Abfall, sondern weiterverwertbares Material handelt. Der Schotterabbau wurde an die Firma Asamer ausgelagert, die sich auch um die Genehmigungen kümmern sollte. Nach Probebohrungen im Frühjahr 2024 liegt der Bescheid nun endlich vor. „Den Spatenstich für den Abbau wollen wir noch heuer im Dezember vornehmen, richtig los geht´s dann im Frühjahr 2025 – endlich“, wie Dörflinger sichtlich erleichtert bestätigt.

Der Bescheid ist aber nicht nur für den Schotterabbau wichtig, sondern auch für die gesamte finale Genehmigung der Gewerbefläche. Diese erwartet man seitens INKOBA nun für den November dieses Jahres. „Anfragen von interessierten Unternehmen“, so schildert es Dörflinger, „gibt es viele. In konkrete Verhandlungen können wir aber erst gehen, wenn alle notwendigen Genehmigungen vorliegen.“

Rundum-Sorglos-Paket für neue Ansiedelungen

Und überhaupt will Dörflinger die Fläche modern und zeitgemäß gestalten. Ziel sei es, für kleine und mittlere Unternehmen eine perfekte Struktur bereitzustellen. Ihm schwebt ein Gesamtkonzept vor, das den Betrieben mit Gastronomie, gemeinsamen Energielösungen, Parkplätzen bis hin zur Kinderbetreuungseinrichtung eine komplette Infrastruktur bieten soll. Eine konkrete Ansiedelungsstrategie, die z. B. den Branchenmix und die Unternehmensgrößen beinhaltet, gibt es allerdings leider nach wie vor nicht, sei aber, wie wir erfahren haben, in Erarbeitung. Ziel ist es, kleinere und mittlere Unternehmen bevorzugt zu behandeln und bestimmte Vorgaben zum Branchenmix zu definieren. Mit der Ansiedelung von neuen Betrieben rechnet Dörflinger dann ab dem Sommer 2025.

INKOBA beschäftigt sich mit den Kritikpunkten

Im Vorchdorfer Gemeinderat ist es beinahe schon ein festes Ritual, dass die einen anhand des Zahlenwerks heftige Kritik an INKOBA üben, während die anderen das in Abrede stellen. Ingo Dörflinger lässt aufhorchen und berichtet, dass man im Vorstand bereits über Statutenänderungen nachdenke. Diese sollen sich, so viel lässt er sich entlocken, auch mit dem viel kritisierten Verteilungsschlüssel der Verbandseinnahmen, vornehmlich über die Kommunalsteuer, beschäftigen. „Wir müssen das noch in den Gremien besprechen, aber das wird zeitnah geschehen“, lässt der Obmann durchblicken.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die nicht unerheblichen Verwaltungskosten des Verbandes in Höhe von jährlich ca. 100.000 Euro. Vor allem die Personalkosten für Geschäftsführer, Sekretärin und Obmann waren oftmals Anlass für Kritik. Dörflinger scheint diese ernstgenommen zu haben, da er im Vergleich zu seinem Vorgänger nur noch geringfügig angestellt ist und auch auf den Firmenwagen verzichtet – ein nicht unwichtiges Zeichen an die Kritiker. Übrigens werden seitens INKOBA ja seit 2024 die vormals ausgesetzten Mitgliedsbeiträge (von einem Euro/Einwohner) wieder von den Mitgliedsgemeinden eingehoben.

Bleibt das Vorchdorfer Wahrzeichen erhalten?

Durchaus emotional wurde in der Vergangenheit auch das Verkehrsthema und hier speziell der Kreisverkehr beim Autobahnanschluss diskutiert, sogar vom Erhalt eines Vorchdorfer Wahrzeichens war zu lesen. Fakt ist aber, dass im Falle von Anzeichen einer Überlastung das Land eine Alternative fordert – in welcher Form auch immer, ob mit Ampeln (damit hat Vorchdorf ja zwischenzeitlich Erfahrung) oder Bypässen. Das Argument, dass sich bei den Ansiedelungen jahrelang nicht wirklich viel getan hat, neue dagegen mehr Verkehr bedeuten werden, nimmt Dörflinger trotzdem gelassen. „Ich sehe hier aktuell keinen Handlungsbedarf seitens INKOBA.“

Es hat sich etwas geändert mit dem neuen Obmann, mit ihm ließ sich rasch ein Gesprächstermin vereinbaren. Transparenz und offene Kommunikation waren im Gespräch dann nicht nur Schlagworte, sondern wurden auch so gelebt. Dazu passt dann auch, dass Dörflinger sich einen weiteren Informationsabend vorstellen kann.

Das Gespräch führte Alfred E. Neumann.

 

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