3. Dezember 2024
Reportage von Michael Praschma und Alfred E. Neumann
Die Zugriffszahlen zu unseren bisherigen Berichten belegen das hohe Interesse der Bevölkerung an der Zähl- und Sammelstelle im ehemaligen Urkornhof. Nicht nur die betroffenen Anrainer sind beunruhigt über das erwartbare Verkehrsaufkommen durch intensiven Shuttleservice von Pfandgut. Wir haben mit zwei direkten Nachbarinnen gesprochen.
Die Eltern von Karin und Jutta Eich haben vor über 50 Jahren das Anwesen erworben, wo dieses Gespräch stattfindet. „Das war damals eine Ruine“, erzählen sie uns, „aber die absolute Alleinlage, die Ruhe in der Natur des erstmals im Jahr 1270 als „Moosbauer“ urkundlich erwähnten Gebäudes hatte es ihnen angetan“. Nach einer liebevollen Restaurierung sitzen wir heute in einem wahren Schmuckstück. Unsere Gesprächsnotizen durften wir z. B. auf einem ehemaligen Schultisch der Volksschule Pamet niederschreiben.
Spät informiert, aber rasch reagiert
Inzwischen ist belegt, dass der Gemeinde seit mehr als sechs Monaten bekannt ist, was hier inmitten einer Idylle errichtet werden soll. Die Nachbarn des Urkornhofs an der Adresse Point 11 wurden durch unsere Berichte auf diese Pläne aufmerksam. Die Gemeinde informierte dagegen erst später, nämlich Anfang Oktober, in der Gemeindezeitung offiziell – sofern man diese erhalten hat.
Der Postkasten der Geschwister Eich, so erzählen sie, blieb damals leer, und sie wurden erst Anfang November von Gemeindevorstand Wolfgang Ettinger auf das Vorhaben aufmerksam gemacht. Der ersten Überraschung wich recht rasch der Entschluss, sich in der Sache kundiger zu machen. Am Gemeindeamt nahmen sie umgehend Einblick in die Projektbeschreibung. Sofort kamen Zweifel an Sinnhaftigkeit und vor allem Berechtigung des Projekts an diesem Standort auf. Naheliegend daher die Entscheidung der Schwestern, rechtlichen Rat einzuholen. Aufgrund der für die Zählstelle relevanten Umweltgesetzgebung sind die Möglichkeiten, Parteistellung im Genehmigungsverfahren zu erhalten, allerdings minimal. Trotzdem, so einfach wollten sie sich nicht fügen. Da sich Ettinger bereits in Gesprächen mit über 30 weiteren betroffenen Haushalten befand, wurden die Kräfte gebündelt und gemeinsam Möglichkeiten eines Einspruchs geprüft.
Auch wenn die Gemeinde die Bürgerinformation nicht wirklich kundgemacht hatte, fanden sich am 15. November über 80 höchst interessierte Bürger:innen im Pfarrsaal ein. Motiviert wurden viele von ihnen durch die Gespräche im Vorfeld mit den Eichs, die sich bereits im Detail mit dem Verfahrenslauf beschäftigt hatten. Längst war man übereingekommen, nicht darauf zu hoffen, dass die Gemeinde alle Möglichkeiten ausschöpfen würde. Die Informationen im Rahmen der Bürgerversammlung, wonach die Ortsspitze es wohl über Monate nicht für nötig erachtet hat, sich rechtlichen Beistand zu sichern und daher nicht einmal wusste, ob man im Verfahren Parteistellung haben würde, gaben ihnen recht. Selbst sind also die Frauen! Nur hingehen und darauf zu hoffen, irgendetwas sagen zu dürfen, das war für die Schwestern keine Option.
Die Verhandlungsführerin war beeindruckt
Als am 18. November schließlich vor Ort die Verhandlung für die Genehmigung der Anlage stattfand, durfte die Verhandlungsführerin vom Land OÖ zunächst die Personalien von rund 40 Anrainern aufnehmen. Ihrer Aussage zufolge etwas nicht Alltägliches, das auch dem Engagement der Geschwister Eich geschuldet ist. „Die gute Nachbarschaft, die wir hier pflegen, war die Voraussetzung dafür, dass uns allen rasch klar war, nur gemeinsam etwas bewirken zu können“, schildert Jutta Eich.
Was wir am Pameter Schultisch gelernt haben
Aufgrund der Stellungnahmen und Hinweise der Anrainer wurde das Projekt nicht einfach durchgewunken. Nun muss der Bescheid der Direktion für Umwelt- und Wasserwirtschaft des Landes abgewartet werden, da einige Einwendungen zu prüfen sind. „Die Anrainer sind ja keine Querulanten, die nur aus Prinzip gegen diese für das Pfandsystem notwendige Zählstelle sind“, halten die Schwestern fest. „Es liegt aber auf der Hand, dass es besser erreichbare Standorte gibt. Die Gemeinde ist ebenso gefordert, Alternativen vorzuschlagen. Hätte man das schon vor einem halben Jahr gemacht, wäre es jetzt für alle Beteiligten deutlich einfacher“, fasst Karin Eich das eigentliche Dilemma zusammen.
Wir verlassen den Pameter Schultisch mit der Erkenntnis, dass Herausforderungen nur dann bewältigt werden können, wenn man sich ihnen stellt. Offensichtliches Verdrängen und Zuwarten haben in dieser Angelegenheit dazu geführt, dass einige Engagierte das Heft lieber selbst in die Hand nehmen und sich für das Wohl der Gemeinden einsetzen – Mehrzahl deshalb, weil neben Vorchdorf auch Eberstalzell massiv betroffen sein wird. Übrigens, eine Verbesserung zeichnet sich bereits ab: Der Bürgermeister will sich umgehend dafür einsetzen, dass Karin und Jutta Eich ab sofort die Gemeindezeitung erhalten.