Waren Downloads gerade in Aktion? – Die Gemeinde-Website im Test, Folge 1

11. Februar 2025

Generalüberholt öffnet sich schon seit vergangenem Jahr „vorchdorf.at“, die offizielle Website der Marktgemeinde. Die bisherige – gefühlt schon vor undenklichen Zeiten gebaut – war in vieler Hinsicht nicht mehr zeitgemäß. Die Nachfolgerin ist auf jeden Fall ein Fortschritt, hat aber auch etliche Monate nach dem Start z. B. hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit noch Luft nach oben. Ein Erfahrungsbericht aus Stichproben.

Startseite von vorchdorf.at – nicht überall ist alles so aktuell wie hier (Screenshot)

Was will ich denn von einer kommunalen Website? Als Bürger:in ist mir am wichtigsten, dass ich schnell und einfach in dem zwangsläufig sehr umfangreichen Inhalt zu dem komme, was ich suche. Und das muss dann bitte verständlich und verwertbar sein, egal wie groß mein Bildschirm ist. Die schlimmsten Sünden gegen diese Gebote haben sich weitgehend herumgesprochen – ewige Ladezeiten, „tote“ Links, unlesbare Grafiken, nervige Animationen usw. – und sind nur mehr selten zu finden. So auch hier nicht: Sowohl der Google PageSpeed als auch der Herold Test haben sehr wenig zu bemängeln, was Geschwindigkeit, Barrierefreiheit und ähnliche Kriterien betrifft. Die folgenden Beobachtungen beruhen, wenn nicht anders angegeben, auf Seitenbesuchen mit einem Computer. In der ersten Folge dieses stichprobenartigen Tests geht es um Nutzerfreundlichkeit im Allgemeinen und erste ausgewählte. Beispiele.

Menüführung: meist schlicht und einfach

Das Navigationsmenü ist das Wichtigste beim Einstieg, und hier hat die Vorchdorfer Website jeden unnötigen Ballast vermieden. Vier Hauptmenüs oben (Bürgerservice, Gemeindeamt, Politik und Unser Ort) lassen erst einmal keine Fragen offen. Geschickt ist, dass Themen, die man z. B. ebenso beim Bürgerservice wie im Gemeindeamt suchen könnte, tatsächlich oft auf beiden Wegen auffindbar sind, z. B. zahlreiche alphabetisch geordnete „Zuständigkeiten“, im Zweifel dann auch über die Suchmaske. Die Untermenüs klappen beim Darüberfahren automatisch auf und sind plausibel geordnet.

Zum Glück die Ausnahme: Link zu einer unsicheren Seitre

Tote Links sind die Ausnahme, z. B. die Fotogalerie Manfred Pichler in „Unser Ort“, die sich nicht öffnet. Außerdem findet sich bei den Fotogalerien ein Panoramarundgang, vor dessen Besuch allerdings vom Browser aus Sicherheitsgründen gewarnt wird. So etwas sollte auf keiner Seite einer öffentlichen Einrichtung vorkommen.

Kurios: Zwei der prominentesten Einrichtungen der Gemeinde, Kitzmantelfabrik und Freibad, sind kaum aufzufinden, vor allem ist kein Link auf die zentrale Website kitzmantelfabik.at gelegt. Beim Freibad kann man die Eintrittspreise herunterladen, allerdings von 2024. Der Link zur Facebookseite des Freibads funktioniert, nur sind die aktuellsten beiden Beiträge dort vom Mai 2023 und Mai 2022.

Die alphabetisch geordnete Liste der Mitarbeiter:innen im Gemeindeamt lässt wenig Wünsche offen – außer dass die jeweilige Zuständigkeit nicht angegeben ist. Diese und einiges mehr erfährt man leider erst, wenn man den Namen anklickt, aber das muss man auch erst einmal wissen.

Herunterladen, herunterladen …

Hier liegt eins der größeren Ärgernisse für Nutzer: Immer wieder wichtige Informationen, die nicht direkt auf der jeweiligen Seite zu öffnen sind, sondern nur als PDFs, die auf kleinen Bildschirmen oft manuell gezoomt werden müssen, am Computer ärgerlicherweise automatisch heruntergeladen werden und so Datenmüll auf den Desktop oder in den Downloadordner kippen. Die gesamte Amtstafel etwa ist ein Waschkorb voller PDFs.

Beinahe schikanös ist das bei großen Dokumenten wie z. B. Gemeinderatsprotokollen, die nicht einmal als textbasiertes Dokument zur Verfügung stehen, also auch nicht durchsuchbar sind. Hier werden Nutzer:innen wirklich unnötigerweise vergrault. Unerfindlich auch, weswegen diese Protokolle innerhalb eines Jahres nicht chronologisch gelistet sind und warum sie nur bis zum Jahr 2019 zurückreichen, die Tagesordnungen überhaupt nur bis Anfang 2024. Eine Suche nach Themen des Gemeinderates ist so überhaupt unmöglich.

Dass das rein technisch und mit gutem Willen auch anders gehen würde, zeigt die Politikseite mit den Wahlergebnissen, wo z. B. die Ergebnisse der letzten Nationalratswahl tadellos als Webseite erscheinen.

Ein Seitenhieb in diesem Zusammenhang unter Hinweis auf die Gemeinde Kremsmünster: Dort stehen nicht nur die Gemeinderatsprotokolle der letzten 13 Jahre chronologisch geordnet, sondern es gibt auch als eigenes Untermenü einen Link auf die Videoaufzeichnungen der zurückliegenden Gemeinderatssitzungen. Es geht also.

Aktuell nicht immer aktuell

Woran es offensichtlich hapert, ist eine etablierte Routine für Aktualisierungen. So war bis weit in den Januar der Müllplan für 2025 nicht online, und auch eine Woche nach der ersten Gemeinderatssitzung am 4. Februar steht noch der Sitzungsplan für 2024 zur Ansicht – bedauerleicherweise, ebenso wie die Tagesordnungen, wieder als Download-PDF. Leicht irritierend ist auch die Angabe zum E-Car-Sharing, das „ab April“ möglich ist. Erst der Blick auf das Veröffentlichungsdatum lässt ahnen, dass damit der April letzten Jahres gemeint sein soll – was aber auch nicht stimmt, weil tatsächlich der Start dieses Projekts erst im Juli erfolgt ist. Weitere „Antiquitäten“ finden sich in den Verordnungen unter „Gebührenordnung“ (s. u.).

Gut in Schuss zeigen sich dagegen die „Neuigkeiten“, die sowohl auf der Startseite automatisch oben stehen als auch unter „News“ in der seitlichen Navigation zu finden sind. Am Beispiel der Anmeldung zum Osterkirtag zeigt sich einmal klar: Es muss kein PDF sein, hier ist ein ordentliches Webformular direkt auf der Seite ausfüllbar.

Amtszeiten – da gibt es eine Seite unter „Gemeindeamt“, die die Amtszeiten nacheinander einmal allgemein und einmal aktuell (also doppelt) anzeigt. Das allerdings funktioniert nicht ganz: Am Montagnachmittag um 16 Uhr etwa steht da „Jetzt offen bis: 12:00 Uhr“. Also eigentlich geschlossen …

Merkwürdigkeiten
  • Gebühren scheint es für die Bevölkerung Vorchdorfs nicht zu geben; jedenfalls ist dieser Menüpunkt – zu finden im Bürgerservice – ohne weitere Hinweise leer.
  • Teilweise sind Gebühren unter dem Punkt „Verordnungen“ zu finden – dort allerdings nicht verlässlich aktuell. So sind z. B. die Wasserzählergebühren zuletzt durch Gemeinderatsbeschluss vom 10. 12. 2024 erhöht worden. Auf der Verordnungsseite finden sich aber Gebühren mit Stand von 2019.
  • Ein Hinweis über die Möglichkeit, Mitteilungen der Gemeinde grundsätzlich elektronisch zu empfangen, fehlt im Bürgerservice, ebenso ein direkter Link zum wichtigen Thema Zivilschutz, das nur über die Suchfunktion erscheint.
  • Bei der Abteilung „Standesamt“ finden sich, anders als bei den übrigen Abteilungen, Kontaktdaten und die zuständigen Beschäftigten nicht am Anfang, sondern erst nach einer langen Reihe allgemeiner Informationen (alle fett geschrieben), dafür dann teils doppelt
Über den Tellerrand geschaut: Anregungen

Wenn Bürger:innen etwas melden, dann gibt es etwa in Ebensee eine Bürgermeldungen-Seite, in der nicht nur die jeweilige Nachricht, z. B. über Straßen- oder Gehwegschäden mit Bild aufgelistet sind, sondern auch gleich dazu, in welchem Stadium der Bearbeitung sich die Angelegenheit befindet.

Politiker:inneninfos können auch ausführlich und ansprechend sein – es muss vielleicht nicht so umfangreich geraten wie beim Bürgermeister von Pucking, aber in Vorchdorf beschränkt man sich eben doch eher auf das Minimum. Die Liste der Gemeinderäte ist auch nicht alphabetisch oder z. B. nach Parteizugehörigkeit geordnet, sondern „Kraut und Rüben“.

Wels verfügt über eine eigene Seite mit einem Tracking“ von Intiativ- und Dringlichkeitsanträgen. Eine solche Übersicht würde die immer wieder geführten Klagen über verschleppte Anträge in Vorchdorf real überprüfbar machen.

Die Seite „Wirtschaft“ im Menü „Unser Ort“ führt zwar die ansässigen Unternehmen alphabetisch auf, man würde aber hier auch erwarten, dass Betriebe, die interessiert sind, sich in Vorchdorf anzusiedeln, sachdienliche Hinweise finden.

In einer weiteren Folge sehen wir einige Schwerpunktthemen auf der Website der Marktgemeinde genauer durch. Über Rückmeldungen zu unseren Beobachtungen und Ergänzungen würden wir uns freuen – bitte als Kommentar hinterlassen (über dem Beitrag hier „Schreibe eine Antwort“ anklicken oder per E-Mail an postfach@invo.report

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