15. Februar 2025
Manche Bereiche einer Gemeindewebsite sind deswegen besonders wichtig, weil der Schaden extra groß ist, wenn sie nicht oder nur schlecht funktionieren. Der zweite Teil unserer Stichprobe dreht sich daher um die Inhalte der Menüs „Bildungseinrichtungen“, „Gesundheit & Soziales“ sowie „Tourismus“. Warum diese drei?

Das erscheint, wenn man die Vorchdorfer Unterkünfte sehen will.
Nicht, als ob es egal wäre, wie glücklich Einheimische mit „vorchdorf.at“ sind! Aber: Gelernte Vorchdorfer:innen wissen sich in der Regel irgendwie anderweitig zu helfen, wenn sie auf der Gemeinde-Website einmal nicht finden, was sie suchen. Für Auswärtige ist das schwieriger. Und das ist ein Problem.
„Will ich hier (nochmal) hin?“
Beispiel 1: Sucht ein Betrieb einen neuen Standort, hat Vorchdorf durch seine Lage und reichlich Flächen gute Karten. Doch damit punkten auch andere. Dann können „weiche Standortfaktoren“ den Ausschlag geben: Was bietet der Ort für Menschen, die sich mit der Firma hier vielleicht niederlassen wollen? Schulen, Kindergärten, Gesundheits- und Freizeitangebote für Familien mit Kindern etwa? Das muss natürlich die Website attraktiv und leicht auffindbar präsentieren.
Beispiel 2: Vorchdorf beherbergt relativ oft für kürzere oder längere Zeit beruflich im Ort Tätige. Auch für die wird die Website der Gemeinde eine der Informationsquellen sein, wenn unter anderem die Frage ist, wo man sich die Zeit am Abend oder an freien Tagen vertreibt. Dabei geht es nicht bloß um das Geschäft der Wirte und Ähnliches, sondern auch darum, was solche Gäste später von diesem Dorf – das ja für viele ja nur der Name einer Autobahnabfahrt ist – zu erzählen haben.
Wo geht’s hier lang?
Die Informationen über Bildungseinrichtungen, Gesundheit/Soziales und Tourismus finden sich alle drei im Hauptmenüpunkt „Unser Ort“ – dort gibt es insgesamt 17 Unterpunkte. Am Desktop erscheinen die, und zwar egal, wo ich mich in diesem Bereich befinde, immer in einem Untermenü am Rand des Bildschirms, das ist übersichtlich. Nicht so am Handy! Wer eine der Seiten ausgewählt hat und zurück zu „Unser Ort“ anklickt, kommt nicht in die Übersicht, sondern zu einer Unter-Unterseite mit „Zahlen und Fakten“. Von da kann man sich zur Startseite zurückhangeln, aber halt mit der Kirche ums Kreuz. Doch nun zu den Inhalten.
Was ist eine Bibliule? Oder Schulothek?

Bibliothek oder Volksschule, das ist hier die Frage.
Einstieg mit dem ersten Eintrag der Bildungseinrichtungen, der Bibliothek! Vorchdorf hat eine sehr beachtliche Bibliothek. Umso irritierender, dass diese angeblich unter Leitung der Direktorin der Volksschule steht, das Motto der Schule teilt – das mag man noch für eine Bibliothek gelten lassen, doch die Schulschwerpunkte und alles weitere, das hat nun mit der Bibliothek gar nichts zu tun. Hier steht einfach der falsche Text. Dabei gibt es eine Seite der Bibliothek: Es ist das letzte von fünf Suchergebnissen (die übrigen sind falsch), und es führt zum Verein, der die Bibliothek führt.
Unter dem Eintrag der Volksschule Vorchdorf dagegen finden sich nur die Kontaktdaten. Für die wesentlichen weiteren Infos müsste man wieder zur Bibliothek, aber das steht da natürlich nicht. Die nächste Katastrophe folgt auf dem Fuß: Bei der Erwachsenenbildung lädt man sich gespannt das VHS-Jahresprogramm herunter (statt auf die Website der VHS zu verlinken, wo alle Angebote direkt auf den Kurs-Seiten angezeigt wären) – um dann festzustellen, dass man das Herbstprogramm 2019 geliefert bekommen hat.
Um der Gerechtigkeit willen: Bei den übrigen Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen stimmen bis auf einzelne veraltete Angaben die Einträge (die Mittelschule heißt längst nicht mehr „Neue“ Mittelschule; bei der Ganztagesschule stehen die Tarife für 2023/24 usw.). Schön ist auch, dass man die aktuellen Wochenmenüs der Schulausspeisung direkt sieht – eine Zumutung dagegen, dass man die allgemeinen Infos über die Ausspeisung in fünf (!) gesonderten PDFs zum Donwnload vor den Latz gepfeffert bekommt!
Ein alternatives Schulangebot, die freie „Schule an der Alm“, liegt zwar ganz knapp jenseits der Gemeindegrenze, aber eben doch im Vorchdorfer Einzugsgebiet. Dass hier nur ein Link zur schuleigenen Website steht, ist ein Versäumnis. Denn die Besonderheiten dieser elterngetragenen Einrichtung würden die gesamte Angebotspalette im Bildungsbereich der Gemeinde durchaus aufwerten, bleiben so aber unterm Radar.
Nicht ganz gesund
Ärztinnen und Ärzte: Wenn ich einen suchen muss und nicht schon einen habe, dann ist doch die wichtigste Information, welche Ordination gerade geöffnet ist. Das steht da aber nicht, dazu muss ich sie alle einzeln durchklicken. Wobei ausgerechnet die Nachfolgerin von Dr. Gerhard Gruber, Dr. Katja Raml, gar nicht verlinkt ist – obwohl sie eine gute eigene Website hat. Überhaupt fragt es sich, warum die Links bei den übrigen Ärzt:innen nicht gleich auf deren eigene Seite (soweit vorhanden) führen.
Die Mutterberatung fällt – auch jetzt noch! – im Mai 2024 aus. Diese Angabe macht misstrauisch, ob die angegebenen Zeiten stimmen. Das ist googlebar, nur leider nicht verlinkt. Die entsprechende Seite der BH Gmunden (wohin man sonst womöglich gepilgert wäre) bestätigt die Angaben. Hier erfährt man dann glücklicherweise auch, dass das Beratungsangebot nicht etwa bei der BH, sondern in Vorchdorf durchgeführt wird.
Irgendwo hier hätte man auch das Bezirksaltenheim gesucht – vergeblich. Und die Informationen zur „Gesunden Gemeinde“ kündigen Veranstaltungen in den Jahren 2020/21 an. Oder diese sind „aufgrund der derzeitigen COVID 19 – Corona-Pandemie“ abgesagt.
Vorchdorf ist nicht St. Moritz, aber …
Die Freizeitangebote in der Marktgemeinde und alles, was sonst zum Tourismus dazugehört, brauchen sich nicht zu verstecken. Allerdings, auch hier verkauft die Website das Angebot unter Wert. Was das Freibad und die Kitzmantelfabik betrifft, ist das besonders schmerzhaft und wurde schon in Teil 1 unseres Website-Tests kritisiert.
Noch ärger geht es aber mit der Gastronomie weiter! Die „Auflistung aller Gastro-Betriebe“ wäre (!) ja schön – würde sie nicht ins Nirwana des Tourismusverbands Traunsee-Almtal führen: Badeplatz Bräuwiese in Traunkirchen, Sensenmuseum Geyerhammer, Schloss Scharnstein … so geht es dahin. Aha, ganz unten auf der ersten Seite erscheint mal das Maislabyrinth beim Wirt in der Edt. Dann darf man auf die nächste Seite. Insgesamt 412 Einträge durchsuchen. Und bei „Unterkünften“ führt der Link auf eine Fehlerseite. Das ist unnützer als gar nichts dazu aufzuführen. Dann sucht der arme Tourist besser gleich – und halbwegs erfolgreich! – auf Google Maps oder Tripadvisor.
Aller guten Dinge sind drei. Denn da gibt es noch einen Eintrag unter „Tourismus“, nämlich das Almtaler Wandertaxi. Dagegen ist nichts zu sagen. Allerdings ist es ein Angebot für das 24 Kilometer entfernte Grünau. Vorchdorf ist eben nicht St. Moritz. Apropos Grünau: Die Grünauer Gastronomie auf der dortigen Website könnte ein Vorbild sein. Ebenso die Unterkünfte, das medizinische Angebot und einiges andere. Technisch steht dem nichts im Wege, die Grünauer Website ist auf demselben System gebaut wie die Vorchdorfer. Man müsste sich halt darum kümmern.