20. Februar 2025
„Doch auch hier bin ich mir sicher, dass wir eine Lösung finden.“ Die eindeutige Ansage von Vize-Bürgermeisterin Margit Kriechbaum in der Parteizeitung der Vorchdorfer ÖVP erregt Aufsehen, vor allem aber auch Hoffnungen bei den betroffenen Anrainer:innen. Die vom bisherigen Engagement der Gemeinde allerdings eher verunsicherten Familien trauen dem Versprechen der Vizebürgermeisterin nicht ganz – ein „Offener Brief“ soll jetzt Klarheit schaffen.
Viele Anrainer:innen haben erst durch den ersten Beitrag hier im September 2024 vom Projekt im ehemaligen Urkornhof in Point 11 erfahren, also nicht durch die Gemeinde. Um nun Konkretes zu der in Aussicht gestellten Kriechbaumschen Lösung in Erfahrung zu bringen, gibt es einen von bis dato über 60 betroffenen Anrainern unterzeichneten Brief an die Vize-Bürgermeisterin. Die Betroffenen hoffen auf eine zeitnahe öffentliche Antwort der Adressatin im Sinne der Vorchdorfer Bevölkerung.
„Falsche Behauptungen und Gerüchte“ – aber wer verbreitet die?
Die umfangreiche Berichterstattung vor allem durch den INVO.report war bis zur Bürgerinformation im November 2024 eine Hauptinformationsquelle für die Anrainer, aber auch für die nicht direkt betroffenen Vorchdorfer:innen. Für die Bemühungen der Nachbarn um einen besser geeigneten Standort für die Zählstelle hat sich nach verschiedenen Printmedien nun auch der Privatsender Servus TV interessiert. Die Nachschau in der TV-Thek ist noch bis zum 24. Februar möglich.
Zu Beginn der letzten Gemeinderatssitzung hat Bürgermeister Johann Mitterlehner auf Wunsch der Einwegpfand Österreich (EPW) ein Schreiben verlesen, mit dem die EPW angeblich falschen Behauptungen und Gerüchten entgegentreten wollte – welche konkret, wurde nicht erwähnt. Es scheint allerdings um die Anzahl der täglichen Lkw-Anfahrten zu gehen. Auf Servus TV spricht nun EWP-Geschäftsführer Simon Parth von „nur 10 Anfahrten“. Allerdings: In der Bürger-Info im vergangenen November wurde die Zahl von ursprünglich kolportierten 50 Anfahrten auf 25 reduziert – eine Zahl, die sich später auch im Ansuchen um die Betriebsbewilligung wiederfindet. Im erwähnten Brief der EWP ist dann wiederum von 14 Anfahrten/Tag die Rede. Die Betroffenen fragen sich nun, wie sich das mit der Angabe „nur 10 Fahrten“ in Einklang bringen lässt.
Seit wann weiß Mitterlehner Bescheid?
Unklarheit ist auch zu der Frage aufgekommen, seit wann Bürgermeister Johann Mitterlehner von dem ganz überwiegend als Fehlplanung betrachteten Projekt erstmals erfahren hat. Im letzten Gemeinderat hat er diese Frage eindeutig mit „Juli 2024„ beantwortet. Allerdings ist dokumentiert, dass es in der Bürger-Informationsveranstaltung und bei weiteren Gelegenheiten anders interpretierbare Aussagen gab, die bisher nicht widerlegt sind. Das ist deshalb zur Beurteilung der „amtlichen“ Reaktionen erheblich, weil es bald ein Jahr her sein könnte, dass der Besitzer von Point 11 am Amt vorgesprochen hat, ohne dass eben bis zu jener Informationsveranstaltung erkennbare wesentliche Aktivitäten seitens des Bürgermeisters erfolgt wären.
Wie der INVO.report z. B. berichtet hat, informierte belegbar schon am 3. Juli 2024 eine Presse-Aussendung auf der Website des zukünftigen Betreibers, der Kerschner Umwelttechnik aus Pöchlarn, über die Errichtung der Zählstelle Vorchdorf. Diese Meldung wurde inzwischen gelöscht. Zweifel an der Korrektheit der Informationen der Betreiber – auch und gerade wegen des im Gemeinderat offiziell verlesenen Briefs – lassen sich unterm Strich demnach gut begründen.
Kommentar: Wir werden eine Lösung finden – Gerücht, Behauptung oder gar Unwahrheit?
Ob nun das eingangs erwähnte schriftliche Statement von Vize-Bürgermeisterin Kriechbaum ein Gerücht oder doch die Wahrheit ist und ob bzw. wann es tatsächlich zu einer Lösung kommt, wird sich mit ihren Antworten auf den Offenen Brief sicherlich aufklären. Man sollte davon ausgehen dürfen, dass eine Präzisierung öffentlich erfolgt, zumal dieses heikle Projekt ja einen Großteil der Bevölkerung betreffen wird: Ob im schlimmsten Falle zusätzliche 100 Lkw (ausgehend von den ursprünglich genannten 50 Anfahrten) durch Kreisverkehre, auf Durchzugsstraßen im Ort und schmalen Güterwegen nach Point 11 und wieder retour unterwegs sind, würde wohl für viele von uns spürbar werden. Dazu muss man dann nicht einmal direkter Anrainer sein.
Alfred E. Neumann