Ehemaliges Gasthaus Roith: Was kommt nach der Abrissbirne?

10. März 2025

Im Mai des Vorjahres haben wir die Frage gestellt, was wohl mit dem historischen Gebäude des ehemaligen Gasthauses Roith geschehen wird. Zwischenzeitlich ist das erstmals 1653 erwähnte Gebäude vollständig verschwunden. Geschäftig wurden seither aber Vermessungsnägel eingeschlagen, Markierungspflöcke für eine Trasse als Verlängerung der Straße vom Brauereikeller kommend sind erkennbar. Und was auch nicht fehlen darf: Jede Menge Gerüchte. Welche Pläne werden hinter den Kulissen gewälzt?

Am Weg nach Einsiedling gibt es seit einigen Monaten nur noch einen auffälligen Schutthaufen, der an die Roith erinnert – geschreddert aus dem Baumaterial des alten, vollständig geschliffenen Gebäudes. Tatsache ist, dass Andreas Sodian über seine Roith Immobilien Gesellschaft Vorchdorf dort mit neuen Bauwerken beglücken will. In Summe sind wohl 12 Parzellen mit jeweils rund 700 qm angedacht. Im Vorjahr meinte Sodian, sein ursprünglicher Plan wären Reihenhäuser, aber „fix sei nix“. Die angedachte Parzellierung würde zu Doppelhäusern passen.

Um- und Rückwidmungen bereits im Herbst 2024 beantragt

Stand heute wäre aus Sicht der bestehenden Widmung eine Bebauung nur auf der Fläche des geschliffenen Gasthauses mitsamt dem ehemaligen Stadl möglich. Der wesentlich größere Teil der Fläche (ca. 5000 qm) benötigt aber eine Umwidmung, um eine Bebauung zu ermöglichen. Dafür müsste aber auch eine angrenzende Gewerbefläche rückgewidmet werden, da der erforderliche Mindestabstand von 100 Metern zum Wohngebiet unterschritten wird. Diese beiden Anträge wurden bereits im Herbst 2024 eingebracht – allerdings eher still und heimlich, denn seither befragte Ortspolitiker wussten bislang nichts davon. Befürchtete man bereits Fragen der Öffentlichkeit zu den Plänen?

Im Jänner 2025 wurden die Anträge auf Rück- und Umwidmung im Raumordnungsausschuss diskutiert und einstimmig auf die nächste Sitzung vertagt. Für die Mandatare der Grünen und der Liste Vorchdorf gab es zu viele offene Fragen, denen sich andere Fraktionen angeschlossen haben. Man wollte den Bedarf mit den bereits zur Verfügung stehenden und alternativen Flächen sowie Projekten, die sich aktuell in der Pipeline befinden, abgleichen, auch unter Berücksichtigung der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung.

Grünland der ehemaligen Roith mit Glasfaserversorgung

Zwischenzeitlich wurden die bis dato nicht umgewidmeten Ex-Roith-Flächen aber bereits mit Telefon- und Glasfaser-Verrohrungen aufgewertet. Viele der über 60 Haushalte im Kellerfeld würden sich über Glasfaser freuen, müssen laut der zuständigen A1 Infrastrukur aber wohl noch bis zu drei Jahre warten. In der Annahme, dass eine derartige technische Ausstattung für Grünflächen nicht notwendig ist, könnte das ein untrügliches Zeichen sein, dass sowohl Rück- als auch Umwidmung vom Raumordnungsausschuss im Sinne des Eigentümers und Antragstellers abgenickt werden. In Kenntnis der Abläufe wäre damit der Weg durch den Gemeinderat quasi beschlossene Sache. Es wird also spannend sein, wie rasch es dieses Großprojekt wieder auf die Tagesordnung des Raumordnungsausschusses schafft – und vor allem, wie über das weitere Vorgehen entschieden wird.

Fruchtbare Flächen versiegeln – ist das zeitgemäß?

Die Vorchdorfer Grünen haben sich unlängst in den sozialen Medien mit dem Thema Roith beschäftigt. Sie stellen dort die Frage, ob es denn einerseits tatsächlich Bedarf für diese Flächen gibt und ob es nicht sinnvoller wäre, zum jetzigen Zeitpunkt den Fokus auf zentrumsnäher gelegenes Bauland zu legen. Von kundigen Landwirten werden die Flächen rund um die Roith zudem als die hochwertigsten landwirtschaftlichen Flächen im Ort beschrieben. Ob sich dieses Verständnis auch in der Politik durchsetzt, wird sich zeigen.

Im Ortsentwicklungsplan sind die Roith-Flächen nicht als Bauland vorgesehen. Es bleibt abzuwarten, ob dieser mittelfristig erstellte Plan entsprechende Beachtung in den Ausschüssen und letztendlich auch im Gemeinderat findet. Zudem bleibt die Frage, warum derartig wertvolles Land überhaupt umgewidmet werden soll. Um die Interessen der Landwirte kann es ja nicht gehen, bleibt also nur die Annahme, dass die Immobilienbranche unterstützt werden soll.

So wird es nun in erster Instanz an den Mitgliedern des Raumordnungsausschusses liegen, welche Prioritäten für zukünftigen Wohnbau gesetzt werden: Liegt der Fokus auf einer sinnvollen Weiterentwicklung von innerörtlichen Siedlungsgebieten, wie es zudem für die aktuell in Erarbeitung befindliche Klimastrategie für Vorchdorf vorgesehen ist, oder sollen hochwertigste Ackerflächen für die Interessen einzelner geopfert werden?

Dieser Beitrag wurde am von unter Ansichten veröffentlicht.

Über Alfred E. Neumann

Anfang der Neunzigerjahre von Graz nach Oberösterreich ausgewandert; 2002 in Vorchdorf eingebürgert, will er die wunderbare Umgebung nicht mehr missen; informierte schon als Mitbegründer einer Schülerzeitung sein Umfeld; mag das Satiremagazin MaD; beruflich im Marketing und Produktmanagement beheimatet.

Ein Gedanke zu „Ehemaliges Gasthaus Roith: Was kommt nach der Abrissbirne?

  1. Andreas Sodian

    Sehr geehrtes Invo Team, lieber anonymer Verfasser des Artikels!

    Sorry, ich wusste nicht, dass ich euch halbjährlich den aktuellen Stand in der Roith bekanntgeben soll. Gerne komme ich dem aber nach.

    Zu den Fakten: Richtig ist, dass im Herbst ein Ansuchen um eine Umwidmungsfläche von ca. 4000m² an die Marktgemeinde gestellt wurde. Dies erfolgte nach Vorprüfung zuständiger Sachverständiger. Es handelt sich dabei um eine Ergänzungsfläche der bestehenden Dorfgebietswidmung, die sich durch den gleichzeitigen Antrag der Besitzerin eines Betriebsbaugebietes in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, ergab. Hierbei handelte es sich um einen schon länger bestehenden Widmungskonflikt.

    Dieses Ansuchen erfolgte weder still und heimlich, sondern wie bei jedem Bürger offiziell bei den zuständigen Mitarbeitern der Marktgemeinde. In weiterer Folge wurde dieses Ansuchen im Raumordnungsausschuss behandelt. Der Gemeinde wurde auch ein Teilungsentwurf übermittelt, indem jeder interessierte Gemeinderat ersehen kann, dass es sich um geplante Bauparzellen handelt. Ich werde daher die Bevölkerung mit keinen neuen Bauwerken „beglücken“.

    Zu Telefon und Glasfaser kann ich nur mitteilen, dass bereits eine Telefonleitung über die Roith in die Pappelleiten bestand. Durch den Abriss wurde eine Neuverlegung notwendig. Ob, und was bei der Neuverlegung durchgeführt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Festhalten möchte ich, dass nicht ein m² bestehendes hochwertiges Ackerland der Landwirtschaft entzogen wurde und noch wird. Dieses wurde den umliegenden Landwirtschaften zur Strukturverbesserung angeboten und verkauft. Da in der unmittelbaren Umgebung eine dichte Bebauung bereits vorhanden ist, kann aus fachlicher Sicht eine Lückenschließung erfolgen.

    Ich darf auch zum Abschluss festhalten, dass gerade das Präsidium der Landwirtschaftskammer in einer Stellungnahme dieses Gebiet als geradezu ideal für eine Bebauung eingestuft hat. Wörtlich wurde in der Stellungnahme des Präsidenten der Landwirtschaftskammer festgehalten, „….dass die Grundflächen an gewidmetes und bebautes Wohngebiet unmittelbar anschließen und für eine Bebauung bestens geeignet sind. Es liegt eine Anbindung an eine ausreichend belastbare öffentliche Verkehrsverbindung, und an die sonstigen infrastrukturellen Einrichtungen vor. Es ist kein Grund ersichtlich, der eine Umwidmung in Wohngebiet ausschließen würde.“

    Lassen wir doch den Mitarbeitern der Marktgemeinde und den Politikern Ihre Arbeit machen. Sie werden dies nach bestem Wissen und Gewissen tun. Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Meine Telefonnummer ist der Redaktion bekannt, außerdem steht Sie im Telefonbuch.

    Freundliche Grüße
    Andreas Sodian

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