3. April 2025
Seit dem Jahr 1943 ziert ein 9 x 3 Meter großes, gut erhaltenes Fresko den Eingangsbereich der heutigen Mittelschule Vorchdorf. Tausende Schüler:innen und Lehrkräfte sind in den letzten 80 Jahren täglich hier vorbeigekommen, meist, ohne das Bild trotz seiner Größe zu beachten. Den für 2026 geplanten Abriss- und Umbauarbeiten für den Schulneubau wäre das Fresko zum Opfer gefallen, hätte sich nicht eine Gruppe von Vorchdorfern für die Erhaltung des Freskos eingesetzt.

Bruno Schernhammer, seit Kindesbeinen mit dem Fresko vertraut
Der INVO.report hat sich mit einem der Initiatoren, Bruno Schernhammer, in der Mittelschule getroffen, um zu erfahren, warum dieses bisher kaum gewürdigte Fresko keinesfalls zerstört werden darf. Er erzählt auch seine persönlichen Beweggründe, warum er sich für das Werk einsetzt.
Ein Schulkind ist beeindruckt
Bruno Schernhammer besuchte 1963–1971 die Volks- und Hauptschule Vorchdorf. Seine Mutter Rosa Schernhammer arbeitete zu dieser Zeit in der Küche der Schule. Während er auf seine Mutter wartete, verbrachte Bruno seine Zeit damit, auf der Bank dem Fresko gegenüber sitzend darüber nachzudenken, wer die Menschen auf diesem Bild sein könnten und welche Geschichte dahinter wohl stecken könnte. In den Sommermonaten kochte Rosa Schernhammer für die „Voest Kinder“, die zur Erholung in der Schule untergebracht waren. Bruno fuhr täglich mit dem Roller und später dem Fahrrad von Mühltal zur Schule, um dort mit seiner Mutter mittagessen zu können.
Als Bruno bereits das Gymnasium besuchte, arbeitete seine Mutter als Schulwarthelferin, wobei Bruno sie manchmal bei den Arbeiten in der Schule unterstützte. Bruno erfuhr in seiner gesamten Schulzeit weder etwas über die Geschichte dieses imposanten Kunstwerks noch über den Künstler, der sich hier in den Wänden der Schule verewigt hatte.
Nach dem Tod seiner Mutter 1984 verlässt Bruno Vorchdorf und kehrt erst 2012 für die Recherchen zu seinem Buch „Und alle winkten – Im Schatten der Autobahn“ zurück. Im Zuge dieser Recherchen erfuhr er in einem Gespräch mit Erich Spitzbart, seinem ehemaligen Lehrer in bildnerischer Erziehung und Deutsch, den Namen des Künstlers: Erwin Lang.
Eine merkwürdige Wahl für die NS-Zeit
Bruno Schernhammer beginnt, sich mit Erwin Lang zu beschäftigen, und taucht in dessen Geschichte ein. Erwin Lang war nicht nur ein beeindruckender Künstler; es ist der Hintergrund, der erzählt werden sollte: wie es gelingen konnte, dass ein „Halbjude“ ein Fresko in einer NS-Prestigeschule anfertigte.
Schernhammer engagiert sich nun dafür, dass die Ergebnisse seiner Recherchen an die Lehrkräfte weitergegeben werden, um nachfolgenden Schüler:innen dieses Stück Geschichte nahezubringen. Denn, so meint er, ist es an der Zeit, einem lange unbeachteten Kunstwerk die ihm gebührende Anerkennung zu schenken, weil es aufgrund seiner Qualität aus kunsthistorischer Sicht erhaltenswert ist. Aus der Gemeindepolitik ist zu erfahren, dass der Erhalt des Freskos mittlerweile auch über die Zeit des Neubaus hinaus auf Schiene ist.
Redaktioneller Hinweis: Mehr Informationen über den Künstler Erwin Lang werden an dieser Stelle in Kürze nachgereicht. Weitere Werke von ihm zeigt die Ausstellung im Schloss Hochhaus, die am Sonntag, den 13. April, ab 12.30 Uhr eröffnet wird.