Erich und die Kunst: 40 Jahre Rahmenfetischist

13. April 2025

„Heiter ist die Kunst“ (Schiller), das traf wohl selten in Vorchdorf so stimmig zu wie bei der heutigen Ausstellungseröffnung „Quer durch Oberösterreich“ im Schloss Hochhaus. Gefeiert wurde dabei auch das 40-jährige Bestehen der Galerie Tanglberg und ihres guten Geists Erich Spitzbart.

Unterhaltendes Vernissagentrio: Prof. Dr. Wilfried Lipp, Erich Spitzbart und Prof. Dr. Wilfried Seipel

Er habe 1984 keine Ahnung von Kunst gehabt, sagte Spitzbart zu seinen Anfängen als Sammler und Galerist, zudem sei der Abstand zu zeitgenössischer Kunst in Vorchdorf damals enorm gewesen. Doch es war ihm von Anfang an wichtig, auf Qualität zu setzen – auch kulinarisch, als zur Galerie auch das Restaurant Tanglberg hinzukam, denn „die Latte muss hoch liegen“.

Redet’s irgendetwas!

Absichtsvoll lautete der Auftrag an die beiden „Referenten“ der Vernissage, unterhaltend zu sein. Und so verständigten sich Wilfried Lipp und Wilfried Seipel, beide höchstrangige Experten mit Weihen aus dem akademischen und dem Kunstbetrieb, keine theoretischen Erläuterungen zu liefern, sondern eine Doppelconférence ohne festes Thema.

Aber auch derart würdige ältere Herren sind wohl mitunter undiszipliniert, denn weder redeten sie, wie ihnen aufgetragen ward, „irgendwas“, noch hielten sie sich an das Verbot des Hausherren, etwa Lobeshymnen anzustimmen – wenn sie das auch in das Motto aus „Wallenstein“: Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst, verpackten. Das rankte sich ausführlich um Wortspiele mit dem Begriff „Rahmen“, die sich Lipp und Seipel zuwarfen:

Nicht nur habe Erich Spitzbart mit dem Tanglberg und den Räumen im Schloss Hochhaus einen Rahmen für die Kunst geschaffen, er stelle ja auch tatsächlich selbst Rahmen her (sich selbst bezeichnete Spitzbart dabei in einem Zwischenruf als Rahmenfetischisten). Rahmen seien auch ein Fenster nach draußen, Rahmen könne man sprengen, Spitzbart sei überhaupt ein Universalrahmer und Universaldilettant (was vom lateinischen Wort für „sich erfreuen“ kommt), außerdem ein Chaot, und aus dem Chaos entstehe ja bekanntlich erst das Leben.

Man geht hinaus und ist verwandelt

Mit solchen Rednern hat man es als Berichterstatter leicht; man braucht nur die Aussprüche aufzusammeln, die bei einem solchen Parcours am laufenden Band fallen. Die beiden Gelehrten schöpften aus dem Fundus ihres Wissens, das aber in Form eines höchst unterhaltenden Geplänkels, bei dem man ganz nebenbei auch noch etwas lernen kann, etwa dass nach 50.000 Jahren menschlicher (bildender) Kunst es erst seit 200 Jahren eine „Art pour l’art“ gibt, also Kunst um ihrer selbst willen.

Als man schon befürchtet, nun doch sanft in ein kunsthistorischen Proseminar hinüberzugleiten, bemerken Seipel und Lipp das aber schnell, attestieren Erich Spitzbart einmal mehr die Größe seines Beitrags zur zeitgenössischen Kunst in Österreich, der so Gelobte freut sich dann doch still, aber deutlich sichtbar, und der Konsens am Schluss lautet, dass ein Maßstab für die Qualität der Kunst die Ergiffenheit ist, die man spürt –  dass man hinausgeht und verwandelt ist. – Und amüsiert zudem, lässt sich hinzufügen.

Details zu Werken und Künstlern der aktuellen Ausstellung sowie zu den Öffnungszeiten im Ankündigungsbericht.
(Veranstaltungsbesuch: Michael Praschma)

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