FPÖ-Schulstarthilfe: Harmlos oder Politikum? – Pro und Contra

28. April 2025

Einen 50-Euro-Gutschein für Schulmaterial können Eltern von Tafelklasslern von der FPÖ Vorchdorf bekommen. Die Partei hat die Aktion auf ihrer Facebookseite beworben. Kritik gab es von Elisabeth Steinbach (NEOS) und der Liste Vorchdorf (LV) wegen des Fotos dazu, das FPÖ-Ortschef Alexander Schustermit einem Kind vor der Schule bei der Übergabe einer Schultasche zeigt. Die Meinungen dazu gehen auseinander – auch in der Redaktion.

Stein des Anstoßes: Eine Aufnahme vor dem Gebäude der Mittelschule (Foto: FPÖ Vorchdorf/Facebook)

Am 15. April postete die örtliche FPÖ auf Facebook erstmals die Information, dass die Partei an Schulanfänger Gutscheine für Schulmaterial vergibt. Name, Geburtsdatum und Anschrift des Kindes müssen dazu per E-Mail angegeben werden, der Gutschein kommt per Post. Ein Symbolfoto dazu (siehe Abbildung) ist vor der Mittelschule aufgenommen.

Umgehende Kritik an dem Foto kommt von NEOS-Gemeinderätin Elisabeth Steinbach: In einer Presseinformation, die verkürzt von den Oberösterreichischen Nachrichten abgedruckt wird, führt Steinbach an, dass „Bildungseinrichtungen kein Spielplatz für Parteipolitik“ seien und ortet einen klaren Bruch mit der parteiübergreifenden Initiative im Gemeinderat, gemeinsam einen Richtlinienkodex zur Trennung von politischer Werbung mit Gemeindeeinrichtungen zu erarbeiten. Den entsprechenden Beschluss im Juli 2024 hatte allerdings die FPÖ großteils nicht mitgetragen.

Ironischer Dank der FPÖ und heftige Rüge der Liste Vorchdorf

Ein weiterer Facebookbeitrag der FPÖ am 22. April mit Abbildung des Oö.-Nachrichten-Artikels würdigt den „unermüdlichen Einsatz für unsere Inhalte“ seitens der NEOS; man freue sich schon auf die nächste Gratis-Kampagne. Das wiederum nimmt LV-Obmann Albert Sprung zum Anlass, Schuster auf Facebook auszurichten, es sei erschütternd, mit welcher Selbstverständlichkeit sich dieser über demokratische Spielregeln hinwegsetze. Dabei bezieht er sich u. a. auf ein Rundschreiben des Bildungsministeriums zur Unzulässigkeit parteipolitischer Werbung an Schulen.

Die FPÖ kontert einen Tag später auf Facebook mit einer ausführlichen Begründung, weswegen alle erhobenen Vorwürfe gegenstandslos seien. Die Abbildung vor der Schule sei ein naheliegendes Symbol und keine politische Botschaft. Außerdem habe man die Erlaubnis der Eltern des abgebildeten Kindes eingeholt. Der Kritik wird auch entgegengehalten, eine gutgemeinte Maßnahme politisch aufzuladen.
(Redaktioneller Hinweis: Die Facebookpostings sind auf dieser Seite zur leichteren Lesbarkeit mit dem vollen Text abgebildet. Sie enthalten auf Facebook selbst außerdem noch etliche User-Kommentare.)


Pro: Die Kirche im Dorf lassen

Ein Schuljahr kostet Familien im Durchschnitt 2200 Euro pro Jahr für jedes Kind. In höheren Schulen erhöht sich dieser Betrag.

Die Teuerung macht es vielen Familien ohnehin schon schwerer. Hat man aber einen bevorstehenden Eintritt in die Schule oder den Umstieg in eine höhere Schule vor sich, kann das schon Bauchweh machen.

Besonders bei den Kindern der Familie möchte man nur ungerne sparen. Wissen wir doch alle welche Auswirkungen finanzielle Probleme in der Familie auf Kinder haben können. Man möchte den Kindern, besonders den Taferlklasslern, und um die geht es bei der Aktion, den Schuleintritt unvergesslich machen. Es ist ein Meilenstein im Leben unserer Jüngsten.

Nun kommt eine Ortspartei und bietet recht unbürokratische einmalige Unterstützung in der Höhe von 50 Euro an, einzulösen bei örtlichen Betrieben.

Warum ich nun sage „Man soll die Kirche auch mal im Dorf lassen“ ist, dass die Entscheidung jedem selbst überlassen ist, ob er diese Unterstützung in Anspruch nehmen möchte oder nicht. Ist es wirklich notwendig alles kritisch unter die Lupe zu nehmen und in Frage zu stellen? Jede Familie ist in der Lage, selbst zu entscheiden und verpflichtet sich mit der Annahme dieser 50-Euro-Schulstarthilfe zu nichts. Eventuell kann damit aber doch die vom Kind so sehr gewünschte Schultasche gekauft werden. Ich wage die Behauptung aufzustellen, dass keiner der Taferlklassler weiß, dass die Eltern 50 Euro Unterstützung der FPÖ bekommen haben, und sie sind somit auch nicht politisch beeinflusst. Die, um die es hier wirklich geht, haben nämlich etwas viel Wichtigeres im Kopf: ihren Eintritt ins Schulleben.

Man kann über solche politische Aktionen denken, wie man möchte. Aber man soll Eltern, die diese Unterstützung für ihre Kinder brauchen können, nicht das Gefühl geben, sie täten etwas Schlechtes oder Fragwürdiges, weil es die Unterstützung einer bestimmten Partei ist.

Was die parteipolitische Werbung betrifft, finde ich die Aufschreie der NEOS und LV überzogen. Das betreffende Kind ist mit Einwilligung der Eltern abgelichtet worden. Im Hintergrund ist lediglich der Schuleingang ohne weitere Kinder zu sehen. Für mich hat das nichts mit parteipolitischer Werbung an einer Schule zu tun und ist somit für mich nicht als verwerflich einzuordnen.

(Christina Maringer)

Contra: Milde Gaben von Parteien ? Nein danke!

Die Aktion der FPÖ ist, das mag man schon glauben, gut gemeint. Sie ist dennoch scharf abzulehnen, weil sie einfach eines Sozialstaats unwürdig ist. Selbstverständlich gehören auch arme Familien in die Lage versetzt, ihre Kinder für den Schulbesuch so auszustatten dass die sich nicht zu schämen brauchen. Dass z. B. Schultaschen als Statussymbol unnötig teuer verkauft werden, ist hier nicht das Thema. Aber das ist eben eine sozialstaatliche Verpflichtung, an der sich ja auch die Gemeinde durch Beihilfen speziell für den Schulbesuch beteiligt.

Wenn nun die FPÖ findet, dass das nicht reicht, soll sie sich auf politischer Ebene dafür einsetzen, dass die Mittel dafür aufgestockt werden. Aber ich will nicht eine Partei (die mir vielleicht noch dazu unsympathisch ist) bitten müssen, mir finanziell zu helfen. Soll ich mich dann etwa verpflichtet fühlen, mich dankbar zu erweisen? Das wird die FPÖ wahrscheinlich weit von sich weisen, aber pardon, es bleibt ein Anschein von Gutsherrenart. Und das ist entwürdigend für die Menschen, die diese Hilfe brauchen. Dass es Fälle geben mag , wo den Leuten das nichts ausmacht, ändert daran nichts.

Merkwürdigerweise spielt dieser Gesichtspunkt in der Kritik von NEOS und LV gar keine Rolle. Deren Argumente gehen zwar im Prinzip in die richtige Richtung – nämlich, dass parteipolitische Werbung an der Schule nichts zu suchen hat. (Nebenbei: Dass die Schulstartaktion der FPÖ keine Werbung sein soll, ist wenig glaubwürdig.) Aber man muss schon sagen: Das kritisierte Foto ist wohl vor der Schule aufgenommen, aber außerhalb der Schulzeit und ohne jeden Einfluss auf den Schulbetrieb.

Daraus einen Verstoß gegen die entsprechende Richtlinie des Bildungsministeriums abzuleiten, wie die LV das tut, ist angesichts des Wortlauts der Richtlinie sehr weit hergeholt. Und der vom Gemeinderat angestrebte Kodex (der auch erst entwickelt wird) bezieht sich schwerpunktmäßig auf Veranstaltungen in (!) Einrichtungen wie der Schule. Das auf das besagte Foto anzuwenden, wird für die NEOS eher schwer argumentierbar sein. Immerhin, vielleicht ist das Geplänkel auf Facebook ein Anstoß, sich über „soziale“ Aktivitäten von Parteien und anderen Gruppierungen einmal grundsätzlichere Gedanken zu machen.

(Michael Praschma

Beide haben Recht: Aber gibt es denn nichts Wichtigeres?

Grundsätzlich kann ich den Argumenten beider Redaktionskollegen etwas abgewinnen. Mich beschäftigen aber auch noch weitere Fragen rund um die bereits zum dritten Mal ausgelobte Schulstart-Aktion der FPÖ-Vorchdorf.

Fakt ist doch, dass Vorchdorf eine starke Kontrolle seitens der Opposition braucht. Warum aber meint nun eine Fraktion gerade bei dieser FPÖ-Promotion so aktiv werden zu müssen? Ansonsten kommt von dort ja leider viel zu selten ein kritischer Kommentar, obwohl es in Vorchdorf unzählige Themen gäbe, die eine höchst aktive Opposition erfordern würden. Als die Bürgermeisterpartei Grätzel-Infos im Kindergarten abgehalten hat, war der Aufschrei jedenfalls meiner Erinnerung nach nicht ganz so laut.

So brennend kann das Problem also nicht gewesen sein, wenn der angesprochene Verhaltenskodex bis dato noch immer nicht verabschiedet wurde. Das sollte er aber sein, wenn man sich folgende Beispiele in Erinnerung ruft:
Ist es denn Sinn der Sache, wenn man sich Aktivitäten eines neutralen Ausschusses in den Sozialen Medien auf die Parteifahne heftet? So geschehen mit dem Sport- & Jugendausschuss.
Ist es tatsächlich dem „Anpacken für Vorchdorf“ einer Partei (oder nicht doch der Gemeinde) zu verdanken, dass die Fische in Vorchdorf eine Aufstiegshilfe bekommen haben? Dieser Erfolg wurde jedenfalls zunächst auf einer Partei- und nicht der Gemeinde-Site abgefeiert.
Ohne Verhaltenskodex also tatsächlich alles für die Fische? Reicht denn ein Mindestmaß an Hausverstand nicht aus, um zu wissen, was geht und was nicht?

Gut fand ich, dass Gemeindevorstand Markus Prall (FPÖ) erklärt hat, woher denn das Geld für die Schulaktion stamme, nämlich aus dem Verzicht der Sitzungsgelder seiner Fraktion. Und trotzdem, die Nummer hat einfach den fahlen Beigeschmack eines Stimmenkaufs – zumal ja erwiesen ist, dass die Unterstützung nicht nur blauen Parteigängern zugute kommt. Für höchst bedenklich erachte ich es aber, seitens der FPÖ in den Sozialen Medien den Namen eines (ungeliebten) politischen Mitbewerbers hinauszuposaunen, der den Gutschein für seine Tochter in Anspruch genommen hat. Hochanständig dagegen ein anderer Ortspolitiker, der, wie wir in Erfahrung gebracht haben, ebenfalls nicht wirklich auf die 50 Euro angewiesen ist, den Gutschein zwar trotzdem angenommen hat, den Betrag dann aber einer wohltätigen Spende zugeführt hat.

Wenn es Bilder von Bildungsministern, egal welcher Couleur (also auch jenem der NEOS), in Kindergärten und in Schulen gibt, relativiert das die Sachlage durchaus. Ist denn das Bild von Vize-Bgm. Schuster (FPÖ) nicht mehr und nicht weniger als eine symbolische Darstellung der blauen Gutschein-Aktion? Wurde da gar aus einer Mücke ein Elefant gemacht?

Es ist längst der Zeitpunkt erreicht, den Fokus rasch wieder auf Wichtigeres zu legen. Fast könnte man froh sein, dass der Schulneubau noch länger dauern wird, denn damit hat man Zeit gewonnen, sich über die Aufstellung der Politiker vor dem neuen Gebäude zu machen. Wird spannend, wer aller vor dem neuen Bildungscampus posieren wird.

(Alfred E. Neumann)

8 Gedanken zu „FPÖ-Schulstarthilfe: Harmlos oder Politikum? – Pro und Contra

  1. Albert Sprung

    Liebe Bettina,

    wir sollten schon bei der Wahrheit bleiben und diese nicht verkürzt darstellen:

    Ausgangpunkt für den Richtlinienkatalog war einerseits, dass die ÖVP eine ihrer Veranstaltungen als im „KINDERGARTEN Fischböckau“ bewarb, und dass Mario Mayr eine Gemeindeveranstaltung kurzerhand mit dem ÖVP Logo versah, und sie damit zur ÖVP Veranstaltung machte. Was früher vielleicht einmal möglich und gängig war, das geht heute mit der Liste FÜR Vorchdorf aber nicht mehr.

    Daraufhin wurde am 2. Juli 2024 von der Liste FÜR Vorchdorf ein Antrag an den Gemeinderat gestellt. Anbei der Antrag im ORIGINAL:

    —-
    ANTRAG
    Die unterzeichnenden Gemeinderäte
    stellen laut § 46 Abs. 2 der OÖ-Gemeindeordnung folgenden Antrag an den Gemeinderat:

    Der Gemeinderat möge folgendes beschließen:
    Erstellung und Durchsetzung eines Richtlinienkodex: Die Erarbeitung eines Kodex, der klare Richtlinien für die Präsentation und Durchführung von Gemeindeaktivitäten vorgibt. Dieser Kodex sollte die Nutzung offizieller Kommunikationskanäle für alle offiziellen Ankündigungen und organisatorischen Aspekte sicherstellen und die strikte Trennung zwischen parteipolitischen Aktivitäten und gemeindenahen Veranstaltungen gewährleisten.

    Überprüfung der Datenschutzpraktiken: Eine sofortige Überprüfung aller bisherigen Praktiken im Hinblick auf die Verwendung von privaten Kontaktdaten bei der Organisation öffentlicher Veranstaltungen. Wir fordern, dass zukünftig ausschließlich offizielle E-Mail-Adressen und Telefonnummern der Gemeinde verwendet werden.

    Sachverhalt
    Wir möchten ernste Bedenken hinsichtlich verschiedener Praktiken der ÖVP Vorchdorf äußern, die das Vertrauen in die Unparteilichkeit von Gemeindeaktivitäten untergraben und die potenziell gegen aktuelle Datenschutzbestimmungen (DSGVO) verstoßen:

    1. Politische Vereinnahmung von Gemeindeveranstaltungen:
    Es wurde beobachtet, dass Veranstaltungen, die von Ausschüssen der Marktgemeinde Vorchdorf organisiert werden, spezifisch von politischen Parteien – konkret der ÖVP Vorchdorf – in einer Weise präsentiert werden, als wären es deren eigenen Veranstaltungen.
    Diese Darstellungsweise erweckt fälschlicherweise den Eindruck, dass offizielle in einem Gremium beschlossene Aktivitäten der Gemeinde parteipolitisch organisiert und motiviert sind. Eine solche parteipolitische Vereinnahmung führt zur Erosion des Vertrauens in die parteipolitische Neutralität von Gemeindeaktivitäten und sollte zukünftig unterlassen werden, ebenso wie die Verwendung von Einrichtungen der Gemeinde, wie dem Kindergarten oder der Schule, für Parteiveranstaltungen.

    2. Verwendung privater Kontaktinformationen für offizielle Angelegenheiten:
    Die Nutzung privater E-Mail-Adressen und Telefonnummern zur Organisation öffentlicher Veranstaltungen stellt nicht nur ein Professionalitätsproblem dar, sondern birgt auch ernsthafte Datenschutzrisiken. Diese Praxis verstößt potenziell gegen Datenschutzbestimmungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und kann die Sicherheit personenbezogener Daten gefährden. Für die Organisation von Gemeindeveranstaltungen sollten ausschließlich offizielle und sichere Kommunikationskanäle der Gemeinde verwendet werden.

    —-
    Zu diesem Antrag der Liste FÜR Vorchdorf wurde von Bettina Hutterer (GRÜNE) ein Gegenantrag gestellt – dazu der Auszug aus der Gemeinderatssitzung:

    GR Bettina Hutterer kommt auf den Antrag zurück und wollte als Obfrau des Bildungs- und Kulturausschusses feststellen, dass sie noch nie auf die Idee gekommen wäre, ein Grünes Logo über eine gemeinsam getroffene Entscheidung zu setzen. Es sind alle aufgerufen, Werbung zu machen. Grundsätzlich schließen wir uns als GRÜNE Fraktion diesen Anliegen
    an, dass Veranstaltungen der Gemeinde bzw. eines Gremiums nicht parteipolitisch vereinnahmt werden sollen.

    Sie stellt nachfolgenden Gegenantrag: Erstellung und Durchsetzung eines Richtlinienkodex – eine Erarbeitung eines verbindlichen Kodex, welcher klare Richtlinien für die Bewerbung und Organisation von Gemeindeveranstaltungen vorgibt. Dieser Kodex sollte strikte Trennung zwischen gemeindenahen Veranstaltungen und parteipolitischen
    Aktivitäten sicherstellen.

    Abstimmungsergebnis Gegenantrag:
    mehrheitlich angenommen
    29 Stimmen dafür

    4 Stimmenthaltungen: Vzbgm. Alexander Schuster, FPÖ
    GV Hannes Sappl, FPÖ
    GR Ursula Sappl, FPÖ
    GR Markus Prall, FPÖ

    Vzbgm. Margit Kriechbaum war bei der Abstimmung nicht anwesend.
    —-

    Dass jetzt die FPÖ die Kulisse der Schule für ihre PR-Aktion nutzt, dazu wurde denke ich bereits genug gesagt.

    Interessant ist jedoch, dass FPÖ Alexander Schuster NICHT für den Richtlinienkatalog gestimmt hat. Jetzt wissen wir warum.

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  2. Bettina Hutterer

    Eben aufgrund der Unstimmigkeiten, wer wo was machen darf und soll, wird ja ein Richtliniencodex (von den Grünen im Gemeinderat gefordert) erarbeitet, dessen fraktionsübergreifende Unterzeichnung wohl immer schwieriger wird.
    Und ja, es gäbe wichtigere Dinge zu tun, aber angesichts der andauernden gegenseitigen Schuldzuschreibungen (oft auch medial) ist es mühsam, themenspezifisch zu arbeiten.

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  3. Bernhard Ettinger

    Wenn man mittels einer Spende etwas Gutes tun will, so ist das ja grundsätzlich zu begrüßen. Aber braucht es dazu tatsächlich ein Foto in dieser Form? Wer trotzdem eines macht, dem geht es wohl nicht nur ums Helfen, sondern vor allem ums Präsentieren im Scheinwerferlicht. Das mag nicht alle stören, ich persönlich finde es dagegen heuchlerisch, vor allem, wenn man sich folgende Zahlen vor Augen führt: Vorchdorf hat einen Bildungsausschuss, der in dieser Periode 13-mal tagte. Aber wie ernst nehmen es die einzelnen Fraktionen bei der Mitarbeit?

    + NEOS als kleinste Fraktion hat kein Stimmrecht, sie dürfen aber mitberaten. Das letzte Mal wurden sie vor drei Jahren im Ausschuss gesichtet. Sie fehlen also seit 10 Sitzungen am Stück, das ergibt eine Teilnahmequote von gerade einmal 23 %. Nicht genügend, setzen.
    + Die SPÖ fehlte bei mehr als der Hälfte der Sitzungen und kommt somit auf knapp unter 50 %, noch ein Nicht genügend.
    + Die FPÖ schafft 65 %, war also nur in 2 von 3 Sitzungen vollzählig versammelt und erreicht auf einer Schulnoten-Skala gerade noch einen Vierer!
    + Es glänzen andere Fraktionen: Die ÖVP schafft 95 %, die Liste FÜR Vorchdorf erreicht eine Anwesenheit von sogar 96 %. Die Ausschuss-Vorsitzende der Grünen war immer da, ergibt also 100 %.

    In anderen Worten: Es gibt drei Fraktionen, denen das Thema „Bildung und Kultur“ wichtig ist (Grüne, LV, ÖVP). Daneben gibt es eine Fraktion, die sich vor allem gerne inszeniert, dabei aber oftmals fehlt (FPÖ) sowie zwei Fraktionen (SPÖ, NEOS), denen der Ausschuss gleichgültig zu sein scheint. All das im Lichte der Diskussion um die Gutschein-Aktion. 

    Noch ein weiterer Aspekt in dieser Diskussion ist wohl die „Parteienfinanzierung A“. Man soll dabei nicht vergessen, dass ALLE Fraktionen in Vorchdorf diese erhalten – einzige Ausnahme: die Liste FÜR Vorchdorf!
    In Zahlen bedeutet das im Falle der FPÖ Vorchdorf rund 25.000 €/Jahr! Damit lässt sich dann schon etwas anstellen. Man könnte rein rechnerisch 500 Familien mit jeweils 50 Euro beschenken. Ob das aber der Sinn einer Parteienfinanzierung ist? Die könnte der oö. Landtag reduzieren (wogegen sich aber vor allem FPÖ und ÖVP seit Jahren erfolgreich wehren …) und die Familien direkt unterstützen – ohne dabei einen so offensichtlichen parteipolitischen Anstrich zu bewirken wie mit der Vorchdorfer Aktion.
    Aber schon klar, dass sich Fotos mit freudig strahlenden Kindern, deren Eltern einen kleinen Anteil ihres Steuergeldes zurückbekommen, besser zum Stimmenfang eignen.

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    1. Schuster

      Berichtigung zur Aussage von Herrn Bernhard Ettinger bezüglich der Parteienförderung

      In einer öffentlichen Stellungnahme im INVO Report behauptet Herr Bernhard Ettinger, dass auch Gemeindefraktionen Parteienförderung erhalten würden. Diese Aussage ist sachlich unrichtig.

      Laut dem Parteiengesetz 2012 (PartG) sowie den entsprechenden Landesgesetzen zur Parteienförderung ist die staatliche Parteienförderung ausschließlich für Parteien auf Landes- und Bundesebene vorgesehen. Gemeindefraktionen sind davon ausdrücklich ausgenommen.

      Die Aussage, dass auch Gemeindefraktionen gefördert würden, ist daher irreführend und falsch.

      Besonders wichtig ist uns in diesem Zusammenhang klarzustellen: Die Finanzierung unseres Schulstartbonus erfolgt ausschließlich aus unseren Sitzungsgeldern.

      Vizebürgermeister
      Obmann FPÖ Vorchdorf
      Alexander Schuster

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      1. Bernhard Ettinger

        Es erstaunt mich dann doch einigermaßen, dass unser Vizebürgermeister die Details zum betreffenden Gesetz nicht zu kennen scheint. Tatsache ist aber, dass jeder Vorchdorfer Gemeinderat der FPÖ aufgrund der „Parteienfinanzierung A“ exakt 3.532 Euro „einbringt“. Das sind die Fakten, für jedermann/frau hier nachzulesen. Natürlich obliegt es dann der jeweiligen Landespartei, wie dieses Geld verteilt wird. Kann es daher sein, dass man dort wenig transparent agiert und nicht einmal die eigenen Leute vom großen „Steuergeldkuchen“ wissen?

        Antworten
  4. Tom Edtmeier

    Na, BUMM! Einfach redaktionsintern drei Meinungen sammeln und es sich als Medium damit ziemlich einfach richten. Frei nach dem Motto: „Machen wir es doch gleich allen recht!“ Quasi die unumschränkte und fundamentale Basis des kritischen Journalismus. Liebe INVO-Menschen, das ist unter Eurer Würde und unter Eurem Können!

    Die wirklichen Fakten: Bei kaum einem ehrenamtlichen Kleinstgemeindepolitiker – wie in Vorchdorf – steht der zeitliche und inhaltliche Aufwand seiner Tätigkeit auch nur ansatzweise im Verhältnis zu dessen „Entlohnung“ in Form von Sitzungs- oder Fraktionsgeld. Im Gegenteil. Und wenn sich dann einzelne Funktionäre oder auch eine gesamte Fraktion dazu entscheiden, diese eigentlichen „Realgroschen“ einem sinnvollen Projekt zuzuführen, dann ist das ausschließlich zu begrüßen – samt (genehmigtem) Foto vor einem (öffentlichen) Gebäude der Gemeinde.

    Ja, Herr Redakteur Praschma, man mag die eine oder andere Partei nicht sympathisch finden: Das ist aber keine Gutsherrenart, keine Gönnerhaftigkeit von rechter Seite und schon gar kein billiger Werbeschmäh. Es ist einfach eine sinnvolle, gute, liebe und positive Geste, die den Familien in Vorchdorf und einer Dorfgemeinschaft zugutekommt.

    Und in diesem Fall tut sich die INVO-Redaktion mit einem Herumlamentieren der Sonderklasse nichts Gutes. Selbiges gilt übrigens für die Vorchdorfer NEOS, die landesorganisationsbefehlt hier vollkommen platzfehl aufbegehren, und auch für die Liste Sprung, die mittlerweile ein Theater um diese Causa veranstaltet, welches keiner mehr versteht.

    Abschließend: Man kann und sollte aus meiner Sicht durchaus Kritik der politischen Positionierung und den letztjährigen mangelnden Erfolgen der FPÖ Vorchdorf üben. Aber Sitzungsgelder zum Wohle von Vorchdorfer Familien und Kinder zu spenden, können nicht dazu gehören.

    P.S.: Lieber Michael Praschma! In Deinem journalistischen Bonmot fehlt am Ende deines Namens eine „Klammer zu“. Die schenke ich Dir hiermit. Ob Du dieses Geschenk auch als Gutsherrenart ablehnst, überlasse ich Deiner Entscheidung.

    EDTMEIER ENDE!

    Antworten
    1. Michael Praschma Beitragsautor

      Wer im fahlen Licht der späten Stunde eine solche Breitseite („BUMM!“!) abfeuert, sollte vielleicht doch das Ziel etwas genauer ins Visier nehmen, damit die vehemente Kritik nicht dermaßen danebengeht. Das ist an mehreren Stellen der Fall.
      1.) Ein Pro und Contra zu veröffentlichen ist guter Brauch im Journalismus, und ein Medium zeigt damit zur Abwechslung Flagge in dem Sinn, dass es in Ordnung ist, konträre Meinungen unter einem Dach zu haben. Was das damit zu tun haben soll, es allen rechtzumachen, ist unerfindlich.
      2.) Dass die Aktion mit gespendeten Sitzungsgeldern von FPÖ-Gemeinderäten finanziert wird, ist positiv, ganz richtig. Ja und? Das ist ja im Kommentar von Alfred E. Neumann ausdrücklich erwähnt.
      3.) Ob die Aktion gönnerhafte Gutsherrenart ist oder „eine sinnvolle, gute, liebe und positive Geste“, das ist Geschmackssache und eine Stilfrage. Gutes tun und darüber zu reden finde ich grundsätzlich in Ordnung; Matthäus 6,2 würde ich hier nur nachsichtig anwenden. Aber ich bleibe dabei, dass es besser ist, wenn Menschen unter bestimmten Voraussetzungen ein Recht auf Unterstützung haben, als dass sie darum bitten müssen (und wenn, dann bei einer staatlichen Stelle).
      Im Übrigen tutest du ja ins gleiche Horn wie alle drei Kommentare, was die parteipolitische Kritik seitens LV und NEOS betrifft. Aber selbstverständlich darf es auch Zustimmung zu unseren Kommentaren geben. Die geschenkte „Klammer zu“ nehme ich dankend an, verwende sie aber woanders, damit dieser Teil deines Kommentars nachvollziehbar bleibt.

      Antworten
      1. Alfred E. Neumann

        Ich bin überzeugt, unsere demokratische und klubzwangfreie Redaktion macht auf Stimmzetteln ihre Kreuzerln an unterschiedlichen Stellen. Daher ja, es gibt also unterschiedliche Meinungen, so wie eben auch bei diesem Thema – und das ist gut so, vor allem für unsere Leser! Wäre es anders, ich würde mich einer Einheitsmeinung nicht unterordnen wollen und ganz sicher nicht mit diesem Aufwand engagieren.
        Und jetzt das Aber: Bei der Antwort von Michael an Tom passt dagegen kein Blatt Papier zwischen unsere Meinungen – und auch das ist gut so.

        Antworten

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