12. Juli 2025
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia hatte kürzlich Gelegenheit, ihren Ruf als zuverlässige Informationsquelle zu verteidigen – so ähnlich wie der Internetauftritt der Gemeinde, vorchdorf.at. Denn im einen wie im anderen Fall sind in erheblichem Umfang Fehler ans Tageslicht gekommen. Wikipedia hat diese Herausforderung bravourös gemeistert. Wie das bei der Gemeindewebsite aussieht, hat INVO.report jetzt nachgeprüft.
Zu Vorchdorf kommen wir gleich. Zunächst aber: Mehr als drei Millionen Artikel umfasst die deutsche Wikipedia. 1000 zufällig ausgewählte davon hat ein Rechercheteam der Deutschen Allgemeinen Sonntagszeitung auf Fehler überprüft, wie netzpolitik.org berichtet. Das Ergebnis ist unschön. Mindestens 20 Prozent der Einträge weisen veraltete Informationen auf, und fast noch einmal so viele enthalten vereinzelte überhaupt falsche Angaben.
Wikipedia-Reaktion: Unverzüglich und transparent
Nun muss man wissen: Für den gigantischen Wissenbestand bei der deutschen Wikipedia sind nur ca. 6000 Menschen regelmäßig (und ehrenamtlich!) aktiv. Es ist also eigentlich ein Wunder, dass tatsächlich das meiste auf Wikipedia „stimmt“. Umso frappierender ist, was nach Veröffentlichung der FAS-Recherche passierte.
Noch am selben Wochenende stellte Wikipedia die vollständige Liste an untersuchten Artikeln als bearbeitbare Tabelle online, mit der Aufforderung an die Community, die Fehler zu korrigieren und das in der Tabelle entsprechend zu vermerken. Und noch am Sonntagabend war ein Großteil der gröberen Schnitzer bereits beseitigt. Wikipedia reagierte also quasi auf öffentlichen „Zuruf“ von außen, nicht anders als bei den üblichen internen Fehlerprozessen: Es wird angemerkt, diskutiert und verbessert. Nachzulesen bei so gut wie jedem Wikipediaeintrag unter dem Seitenreiter „Diskussion“.
„Wikivorchdorf“, vulgo die Gemeindehomepage, tickt anders

Nach 5 Monaten so gut wie nichts optimiert: Hier die Startseite von vorchdorf.at
Nun ist aber vorchdorf.at vom Umfang her im Vergleich zu Wikipedia verschwindend klein. Dafür gibt es hauptamtlich Beschäftigte im Gemeindeamt, die sich um die Inhalte kümmern. Wie aber sieht es hier mit der Fehlerkultur aus? Im vergangenen Februar hat der INVO.report in zwei Beiträgen (hier und hier) ebenfalls stichprobenartig die Website unter die Lupe genommen. Dabei ging es zusätzlich zu inhaltlichen Fehlern auch um Benutzerfreundlichkeit. Das ist nun fünf Monate her, und es schien interessant, ob sich die Mühe gelohnt hat, die ganzen sachdienlichen Hinweise – übrigens ebenfalls ehrenamtlich – zu erarbeiten.
Rund 40 Punkte umfasst die Mängelliste – wohlgemerkt: aus einer Stichprobe, nicht aus allen Seiten von vorchdorf.at. Dabei sind nicht einmal wiederholte Unzulänglichkeiten wie z. B. die häufig nur als PDF herunterzuladenden Informationen einzeln gezählt, sondern als ein Mangel. Auch wünschenswerte, aber vielleicht nicht zwingend notwendige Möglichkeiten einer Gemeindewebsite sind nicht in die Fehlerliste eingegangen.
10 Prozent „erledigt“
Der Vergleich der Liste mit der Gemeinde-Website, wie sie mit Stand 11. Juli 2025 online ist, zeigt: Ganze vier Angaben, die im Februar falsch waren, sind inzwischen auf dem richtigen Stand, nämlich die Tarife des Freibads, die Gebühren unter „Bürgerservice“ (die vorher fehlten), die Tarife der Ganztagesschule sowie die Angaben zur Mütterberatung. Von den Punkten, wo es um vereinfachte Nutzung geht, wurden gar keine umgesetzt. Ob die vier Aktualisierungen etwas mit der Veröffentlichung des INVO.report zu tun haben, ist nicht bekannt. Irgendeine Reaktion auf die beiden Artikel ist nämlich weder aus dem Gemeindeamt noch von der Ortspolitik erfolgt.
