23. Juli 2025
Der Kulturverein Guten Morgen Vorchdorf (GUMV) ist Thema der INVO.report-Sommerserie zu Geschichte und Geschichten aus dem Ort. Folge 1 verschafft heute einen Überblick aus der Perspektive kurz nach der notgedrungenen Auflösung des Vereins – ein quasi trotziges „Immerhin!“
Als sich Guten Morgen Vorchdorf am 23. Mai 2014 im 25. Lebensjahr auflöste, gab es zwar einige Reden bei der Generalversammlung, die vielleicht eine Idee länger als sonst gerieten, aber das war es im Wesentlichen schon… Um sich selbst hat der Verein nämlich nie viel Aufhebens gemacht. Zwei runde Geburtstage hätte man mit Pauken und Trompeten feiern können; doch es geschah – nichts! Die jährlichen Generalversammlungen, anderswo gerne mit allem garniert, was ein solches Ereignis zum langatmigen Marathon dehnt, sahen so aus: Guten Morgen Vorchdorf organisierte eine Musikgruppe, ließ die Band eine Viertelstunde pausieren und absolvierte in dieser Zeit im Schnelldurchgang die erforderlichen Formalitäten. Einzig die Wortmeldungen der Gemeindepolitiker konnten mitunter dieses enge Zeitkorsett ein wenig dehnen.

Über viele Jahre ein Markenzeichen der Veranstaltungen: Programmflyer und Eintrittskarten auf wechselndem Farbpapier – lange vor Einführung der Ankündigungen im Internet
Die Erfolgsformel: (Zufall x Kulturkonzept) + Individualismus² = Renommee
„GUMV“, so nannten die Aktiven intern diese ehrenamtliche Organisation, eigentlich ein mittelständischer Betrieb, mit selten mehr als einem Dutzend Verantwortlicher, unterstützt von vielleicht 20 Helferinnen und Helfern. Eine Firma ohne Firmensitz, abgesehen von einem wenige Jahre dauernden Asyl in einer freundlichen Kammer der Galerie Tanglberg, später in der Ex-Meisterkabine des alten Saals der Kitzmantelfabrik.
GUMV war einer – und lange Zeit der jüngste – von einer halben Hundertschaft örtlicher Vereine; die meisten davon weitaus stärker an Mitgliedern. Und doch hat GUMV, als „alternative“ Kulturinitiative bei der Gründung ein typisches Kind seiner Zeit, Vorchdorf stark geprägt. Kaum ein bespielbarer Raum, in dem nicht irgendwann etwas aufgeführt wurde; kaum eine Kunstsparte, die nicht irgendwann ihren Platz im Programm gefunden hätte; in Spitzenjahren Veranstaltungen in oft 14-tägigem Abstand; vieles auf international respektablem Niveau; manches davon in seiner Art erstmalig hier zu erleben…
Die Begeisterung für Statistiken war bei GUMV nur zeitweise nennenswert ausgeprägt. Doch soviel lässt sich annähernd seriös angeben: In 23 Jahren, 5 Monaten und 18 Tagen als Verein hat GUMV 373 Veranstaltungen organisiert, die von insgesamt fast 40.000 Personen besucht wurden. (Die Besucherzahlen bis zum Jahr 1997 sind aus nicht ganz vollständigen Angaben hochgerechnet.) Der Löwenanteil davon kam aus einem Einzugsbereich von 50 Kilometer und mehr. Nicht wenigen Menschen von außerhalb ist Vorchdorf durch diese Veranstaltungen erstmals ein Begriff geworden.
In Folge 2: Was wollte GUMV überhaupt in Vorchdorf, wie fand man das im Ort, und was war das „Rezept“ für die Angebote – wenn es denn eins gab?
