25. Juli 2025
Viele nach dem 2. Weltkrieg nach Vorchdorf Zugewanderte stammten aus der Bukowina. Dieses Gebiet war aus heutiger Sicht eine Modellregion für ein höchst erfolgreiches multikulturelles Zusammenleben. Was wäre heute, wenn sich das europaweit so ausgedehnt hätte? Die Ausstellung „250 Jahre Bukowina“ überrascht mit einem Experiment: Neben der interessanten Geschichte hat hier auch eine Künstliche Intelligenz die Utopie entwickelt, das Bukowina-Prinzip bis in die Gegenwart zu verlängern.
Wer sich diese einmalige Sonderausstellung im Museum der Region Vorchdorf nicht entgehen lassen will, muss schnell sein: nur noch bis zum 31. Juli ist sie zu besuchen. Und hier kommt man aus dem Staunen nicht heraus. In der Bukowina, zum Ende der Monarchie mit etwa 800.000 Menschen eher überschaubar, gab es 130 (!) Tageszeitungen, die in sechs Sprachen erschienen. Die Bevölkerung war äußerst durchmischt: Ruthenen (heute: Ukrainer), Rumänen, angesiedelte Österreicher und Deutsche, Juden Evangelische, Orthodoxe … viele sprachen zwei oder drei Sprachen.

Ein utopisches Szenario, das im 19 Jahrhundert beginnt und das sogenannte Bukowina-Prinzip in mehreren plausiblen Etappen weiterentwickelt – hier die Tafel zur Gegenwart.
Ein pulsierendes soziales, wirtschaftliches und kulturelles Leben wies vor allem die Hauptstadt Czernowitz (heute das ukrainische Tscherniwzi; von hier stammten etwa Rose Ausländer und Paul Celan) auf – das die Ausstellung nicht idealisiert. Es gab Reibungen, auch Antisemitismus, aber für ein Zeitfenster von 140 Jahren eben auch kreatives und friedliches Miteinander vieler Kulturen, das wirtschaftlichen Erfolg und soziale Sicherheit mit sich brachte.
Diese Bukowina als umgesetztes Vorbild, so spinnt die KI ihre Aufgabenstellung weiter, hätte den europäischen Nationalismus zurückdrängen, beide Weltkriege vermeiden und ein Europa der Regionen formen können, das seinen Bürgerinnen und Bürgern eine stolze und zugleich partnerschaftliche Identität sichert. Historisch ist eine solche Idee immer fragwürdig, weil niemals überprüfbar. Aber im buchstäblichen Sinn denkwürdig ist diese Ausstellung allein schon wegen der originellen Idee des KI-generierten Bukowina-Prinzips.
