M.a.D. #42: Spieglein, Spieglein an der Wand …

8. August 2024
Meinung am Donnerstag

Die Gesprächsbereitschaft seitens der gewählten Entscheidungsträger der Gemeinde hält sich ja bekanntermaßen in recht engen Grenzen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel – und gerade die schätzen wir sehr! Ein persönlicher Meinungsaustausch mit unseren Lesern findet dagegen bei unterschiedlichsten Gelegenheiten statt. Einer davon erst vor ein paar Tagen und wird mir wohl lange im Gedächtnis bleiben. Da unsere Leser aber zugleich auch Wähler sind, lege ich diese Erzählung vor allem unseren Volksvertretern ans Herz.

Beim Spazierengehen, Einkaufen oder unlängst beim Theaterbesuch im Nachbarort, ich werde immer wieder auf unsere ehrenamtliche Schreibarbeit angesprochen. Einmal wurde ich dafür sogar schon zu einem Spieleabend eingeladen, und zwar mit Karten von Alfred E. Neumann, dem Charakterkopf des ehemaligen US-Satiremagazins MAD und Vorlage für mein Pseudonym! Bitte mir zu glauben: Es gab noch nie Tadel, Schimpf oder gar Anfeindung! Wäre das anders, ich würde mir überlegen, ob ich denn mit meiner Meinung (am Donnerstag) falsch liegen könnte. Kritik sehe ich grundsätzlich positiv, als Grundlage für eine Diskussion sowie als Chance für Weiterentwicklung und Verbesserung.

Wer würde sich nicht freuen, Zustimmung und Anerkennung für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu erhalten? Unlängst hat mich ein honoriger, weiser Herr, von dem mir bekannt ist, dass er sich sehr für unsere Gemeinde interessiert, nachhaltig beeindruckt. Seine Worte bringen präzise auf den Punkt, was sehr vielen Ortspolitikern in dieser Form wahrscheinlich nicht wirklich klar ist.

Der Blick in den Spiegel

„Ich bin froh und dankbar, dass es den INVO.report gibt, der unserer Politik regelmäßig den Spiegel vor die Nase hält. Eure Kritik halte ich für berechtigt, gut recherchiert und dann auf den Punkt gebracht! Bitte haltet durch, irgendwann wird auch die Politik erkennen, dass sie es ist, die sich ändern muss, und nicht ihr! Der Tag wird schon noch kommen, an dem viele in Vorchdorf sagen werden: Was wäre nur gewesen, wenn uns die vom INVO.report das damals nicht berichtet hätten?“. Ob er damit vielleicht den Wahltag gemeint hat, ist mir nicht bekannt.

Damit bringt unser Leser exakt auf den Punkt, was wir in unseren Redaktionssitzungen immer wieder thematisieren: Wie können wir es schaffen, dass die Politik Kritik nicht wegschweigt, ignoriert und aussitzt, sondern sie annimmt, sich konstruktiv damit auseinandersetzt und gesprächsbereit ist?

Wir diskutieren offen und kritisch über unsere Arbeit. Und nein, wir sind in unserer Gruppe nicht immer einer Meinung, aber in einer Sache sind wir uns einig: Würden wir die verschiedenen Themen nicht angreifen, es würde sich genau nichts ändern. Weiter wie bisher. Weiter Stillstand. Für „good news only“ gibt es ja andere Medien in diesem Ort.

Ja, es ist durchaus frustrierend, ständig in die gleiche Kerbe hauen zu müssen, um festzustellen, dass die Politik überwiegend beleidigt reagiert, statt sich selbstkritisch zu fragen: Könnten wir denn etwas anders oder gar besser machen? Und das vom Bohren der harten Bretter kann ich schon nicht mehr hören.

Bedeutet Stillschweigen denn Zustimmung?

Nochmals, wir kritisieren nicht aus Boshaftigkeit, sondern es ist unser Wunsch, dass sich Dinge verändern, verbessern und vor allem beschleunigen. Und ganz ehrlich, wenn keine Diskussion zur Kritik zustande kommt, dann muss es wohl bedeuten, dass die Gegenargumente fehlen. Ob man deshalb Gespräche verweigert?

Aber gerne nochmals und in aller Deutlichkeit: Wir alle in der Redaktion würden es uns so sehr wünschen, regelmäßiger über möglichst viele positive Entscheidungen, Ideen, Visionen, Projekte und vor allem deren gemeinsame Umsetzung für eine erfolgreich Weiterentwicklung der Marktgemeinde Vorchdorf berichten zu können! Wenn irgendjemand auch nur ansatzweise glaubt, dass es uns besonderen Spaß bereitet, mit dem Finger ständig nur auf all die Unzulänglichkeiten zu deuten, der verkennt die Lage vollkommen.

Ich bin mir sicher, dass der weise Mitbürger auch diese Zeilen lesen wird: Nochmals vielen Dank für dein Feedback! Vielleicht erkennen die Entscheidungsträger irgendwann ja doch, dass wir Kritik deshalb üben, weil sie notwendig ist – solange, bis sich Dinge verändern. Bis zu diesem Tage werden wir wohl weiterhin den Spiegel hochhalten (müssen). Schneewittchen lässt grüßen.

Einen märchenhaften Donnerstag
wünscht Alfred E. Neumann

Ein Gedanke zu „M.a.D. #42: Spieglein, Spieglein an der Wand …

  1. Ingrid Ohler

    Neulich ging mir die Aussage eines Präsidenten durch Mark und Bein. „Gerechter Frieden durch gerechte Gewalt“. Im ersten Moment glaubte ich, meine Ohren haben mir einen Streich gespielt. Ich persönlich glaube, dass ich ernten werde, was ich gesät habe, Frieden oder Streit. Und solange keiner den ersten Schritt für eine Deeskalation geht, wird sich nichts ändern.

    Nun gut, in Österreich und hoffentlich auch in Vorchdorf herrscht Gott sei Dank noch die Aussage vor: „Durchs Reden kommen d’Leut zamm“.

    Es wäre gut, nicht nur zu reden, sondern auch miteinander auf Augenhöhe zu kommunizieren = zuhören, offene, respektvolle Haltung dem Gegenüber entgegenbringen, den anderen mitwirken lassen.
    So viel mir bekannt ist, kann der Weg zu einem guten Gesprächsklima auch erlernt und trainiert werden. So könnte man Konflikte vermeiden, den anderen besser verstehen und auch selbst besser verstanden werden.

    Aus meiner Sicht würde es sich auf alle Fälle lohnen den ersten Schritt zu einem Miteinander in der Ortspolitik zu tun, egal von welchem Politiker oder welcher Couleur er kommt. Die ständigen hemmenden Konflikte müssen endlich ein Ende nehmen.

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