Digitale Amtstafel – Testphase anscheinend in Verlängerung

9. Dezember 2023

Die Zettelwirtschaft im Eingangsbereich des Marktgemeindeamts hat ausgedient. Vor gut zwei Wochen präsentierte Vochdorf Online den großformatigen Bildschirm mit Touchscreenfunktion unter dem Titel „Digitale Amtstafel“ und zwar mit dem Prädikat „barrierefrei“. Ein erster Eindruck vor Ort und auf der Gemeindewebsite.

Die Amtstafel ist kein beliebiges Informationsangebot der Gemeinde; sie muss laut Gemeindeordnung § 94a vorhanden und allgemein zugänglich sein. Die Rechtsgültigkeit einer Reihe von Verwaltungsakten hängt von ihrer Bekanntmachung auf der Amtstafel ab. Hier besteht schon ein kleiner Stolperstein bei der Vorchdorfer digitalen Amtstafel (s. u.) – obwohl die digitale Form an sich ausdrücklich zulässig ist.

In Sachen Barrierefreiheit – z. B. für Rollstuhlfahrer:innen – ist das Gerät im Amtsgebäude tatsächlich ein Fortschritt. Waren für diese die bisherigen Papieraushänge teils nur mit Genickverrenkung lesbar, wenn nicht überhaupt zu weit oben, so ist nun die Bedienleiste in recht gut erreichbarer Höhe.

Der Teufel im Detail

Der Startbildschirm wirkt allerdings so, als läge eine Störung vor: Verschiedene Dokumente werden in willkürlich abgeschnittenen Vorschauen nebeneinander angezeigt. Touchscreen-Geprüfte werden wahrscheinlich rasch erkennen, dass es gilt, eines der Dokumente zu berühren, um es zu öffnen. Das geht dann auch schnell, und durch „Wischen“ kann man die Dokumente durchblättern bzw. zum nächsten gelangen.

Hier gibt es allerdings einige wenig nutzerfreundliche Dinge:

Wichtiges Dokument mit sehr vielen Seiten: Der Budgetentwurf der Gemeinde. Wer ihn lesen will, muss allerdings den Kopf um 90 Grad abknicken.

Die Bedienungsleiste unten verspricht eine Suchfunktion. Der Versuch, diese aufzurufen, scheitert allerdings. Es gibt sie nicht. Dabei wird sie zwecks Übersichtlichkeit digitaler Amtstafeln von der Gemeindeordnung ausdrücklich vorgeschrieben.

Das sogenannte Sandwich-Menü rechts unten verspricht die Anzeige einer Karte. Leider auch hier: Fehlanzeige.

Nur durch einiges Ausprobieren erschließt sich, in welchen Fällen die Felder „Nach links bzw rechts“ funkltionieren oder wo sie jeweils hinführen. Die aufgeführten Kinderkrankheiten – es bleibt zu hoffen, dass es sich darum und nicht um Mängel des Systems handelt – waren jedenfalls beim Durchprobieren Anfang Dezember noch nicht auskuriert, obwohl laut Vorchdorf Online im Oktober und November eine Testphase stattgefunden hat.

Auf der Gemeinde-Website nicht der letzte Stand der Technik

Excel lässt grüßen: Übersichtsseite der Amtstafel auf vorchdorf.at (Screenshot)

Die Amtstafel ist ja außerdem noch Teil der offiziellen Website der Marktgemeinde. Ein generelles Update ist – das sei als mildernder Umstand vorangestellt – geplant. Der Gemeinderat soll bei seiner kommenden Sitzung am 12. Dezember über die Neugestaltung beschließen.

Dass dies allein schon aus Imagegründen erforderlich ist, mehr aber noch wegen mangelnder Nutzerfreundlichkeit, wird beim Surfen über diesen Bereich schon nach wenigen, willkürlich ausgewählten Beispielen deutlich:

  • Standard bei Seiten dieser Art ist inzwischen eine kurze Vorschau, die mit Bild und/oder Text auf einen Blick zumindest ahnen lässt, worum es inhaltlich geht. Hier gibt es stattdessen eine tabellenartige Auflistung mit minimalem Informationsgehalt.
  • Sämtliche angebotenen Dokumente werden beim Anklicken automatisch und ohne Vorwarnung heruntergeladen, auch umfangreichere Dateien wie der Budgetvoranschlag mit über 16 MB. Nun werden sich zwar nur wenige damit Speicherprobleme einhandeln, aber eine Unhöflichkeit bleibt es doch – man will das ja vielleicht gar nicht am Rechner geschweige denn Handy haben.
  • Dass eine 1-seitige Kundmachung des Bürgermeisters auch hier wieder im Querformat angeboten wird, ist schließlich nur noch schwer erklärbar.

Websites sind auch Aushängeschilder ihrer Betreiber, gleich, ob es sich dabei um Organisationen Unternehmen oder eben Städte und Gemeinden handelt. Insofern ist nicht nur den Verantwortlichen im Gemeindeamt, sondern uns allen gutes Geschick bei der Überarbeitung dieser Internet-Präsenz zu wünschen.

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