Jugend und Sport: Wenn Selbstverständliches erst einmal fehlt …

10. Oktober 2023

Von Freibad bis Jugend-Taxigutscheinen und von Pfingstlauf bis Ortsskitag am Kasberg – verbunden mit viel Hoffnung – reichen die Themen des Jugend- und Sportausschusses der Gemeinde. Obmann Mario Mayr gab bei einer öffentlichen Info-Veranstaltung einen Überblick.

Die Ausschüsse des Gemeinderats tagen nicht öffentlich. Worüber dort mit welchen Ergebnissen beraten wird, ist jedoch kein Geheimnis. Der Informationsabend am 9. Oktober in der Hoftaverne Ziegelböck stieß allerdings auf geringes Interesse. Dabei betreffen die Bereiche Jugend und Sport oft große Teile der Bevölkerung. Aber, so die Vermutung Mayrs und seines Ausschusskollegen Josef Leichtfried, manche Angebote werden für selbstverständlich gehalten, und wie viel sie bedeuten, wird erst bewusst, wenn sie einmal wegfallen.

Das Vorchdorfer Freibad: Lebensqualität, die von Subventionen abhängt

Ein prominentes Beispiel ist das Freibad – nur Pensionist*innen kennen Vorchdorf ohne diese Einrichtung. Dass es das nach 63 Jahren nicht mehr geben sollte, erscheint unvorstellbar. Doch das Bad hängt von wenigen Faktoren ab, die durchaus nicht garantiert sind. Ohne Badewart zum Beispiel kann das Freibad nicht öffnen. Fällt dieser, wie in der heurigen Saison, wegen einer Verletzung aus, sind Badegäste auf das ehrenamtliche Engagement der Wasserrettung angewiesen – weit über 800 Stunden in den letzten beiden Jahren. Doch das ist ein Notanker; und die Arbeitsbedingungen sind heutzutage nicht so rosig, dass Bewerbungen für die ausgeschriebene Badewart-Position einfach so hereinkämen.

Die Abdeckung der Kosten ist ein weiterer Punkt. Zu etwa einem Drittel hat sich das Freibad in den letzten 10 Jahren durch Einnahmen finanziert. Dennoch bleibt jährlich ein hoher Abgang: rund 50.000 Euro in diesem Jahr, 75.000 im Jahr 2022. Der Gemeinde ist die Bedeutung des Freibads, eines der größten im Land, für die Lebensqualität bewusst. Der Posten ist im Budget unangefochten. Doch er hängt auch von der finanziellen Situation der Gemeinde ab. Sollte Vorchdorf Härteausgleichsgemeinde werden (was aber momentan nicht akut zu befürchten ist), müsste die Gemeinde das Bad aufgeben, denn dann müsste es sich mindestens zur Hälfte selbst finanzieren.

Kasberg – Tradition mit Galgenfrist?

Ebenfalls seit Generationen ein Fixpunkt im Sport: das Skigebiet Kasberg. Nach dem Ausstieg des Landes Oberösterreich aus der Finanzierung bereits totgesagt, scheint der Kasberg durch eine regionale Initiative zumindest für die kommende Saison gerettet zu sein. Die Vertreter des Sportausschusses konnten schon einmal mitteilen, dass sich die Saisonkarten nicht verteuern – und dass man inständig hofft, dass es Skifahren am Kasberg noch lange gibt. Engagierte Initiative soll den Erhalt sichern; die Probleme durch klimabedingt schwindende sichere Schneeverhältnisse waren an diesem Abend kein Thema. Der traditionsreiche Ortsskitag jedenfalls wird nach wie vor komplett vom Vorchdorfer Skiclub organisiert. Der Ausschuss unterstützt diese große Veranstaltung als einzige mit einem pauschalen Zuschuss.

Die vielen weiteren Aktivitäten unter Zuständigkeit des Ausschusses werden von Vereinen und Gruppen an das Gremium herangetragen und jeweils kostenbezogen subventioniert – angefangen schon mit Beträgen um die 100 Euro. Eine Reihe davon kommen nach Ausfall oder Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erst jetzt wieder in Gang, teils aber immer noch reduziert. Taxigutscheine für Jugendliche für das abendliche Fortgehen im Wert von 20 Euro pro Halbjahr sind immer noch kaum wieder gefragt, obwohl inzwischen eine App die Nutzung und Nachbestellung erheblich erleichtert. Mangels Interesse gänzlich ausgefallen ist auch die „Jungbürgerfeier“; hier hatten sich von 90 infrage kommenden 18-Jährigen gerade einmal 10 Prozent angemeldet. Über die möglichen Gründe und ein verändertes Konzept werde der Ausschuss sich Gedanken machen, sagte Mario Mayr.

Breite Teilnahme bei vielen Veranstaltungen

Die Palette an Angeboten ist durchaus vielfältig, und die Veranstalter konnten sich mit dem Besuch zufrieden zeigen. Ein kleiner Ausschnitt:

  • Beim Sommersportfest der Volksschule nahmen 250 Kinder teil; der Ausschuss gewährte einen Zuschuss für gesunde Getränke u. ä.
  • Ein Kochprojekt von Jochen Neustifter im Rahmen der Ferienspielaktion, das auch das Kennenlernen der Lebensmittelerzeuger in der Region umfasste, erhielt doppelt so viele Anmeldungen wie berücksichtigt werden konnten.
  • Gut 550 Besucherinnen und Besucher verzeichneten die Naturfreunde beim zweitägigen Sportfest, in dessen Rahmen auch die Eröffnung des Pumptracks und des Skillparks gefeiert wurde.
  • Mit rund 500 Startenden übertraf auch der Pfingstlauf die Erwartungen. Der Saal der Kitzmantelfabrik, Ziel des Laufs, konnte die Menge kaum fassen.
  • 57 Geehrte gab es beim Sportlerehrentag, der erstmals nach der Pandemie wieder stattfand und daher besondere Leistungen aus mehreren Jahren zu würdigen hatte. Hier wird immer wieder überlegt, ob eher ein derart großer Rahmen oder – mit nur wenigen Ausgezeichneten – die Einbettung in andere Veranstaltungen wie dem Marktfest geeigneter ist.

Ausgezeichnet wird in diesem Jahr auch Vorchdorf als solches: Mit einer Titelverleihung am 16. November in Linz darf sich der Ort „Junge Gemeinde“ nennen. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre vom Jugendservice des Landes an Gemeinden vergeben, die nach bestimmten Kriterien „Jugendfreundlichkeit in die Praxis umsetzen“.

Ein Gedanke zu „Jugend und Sport: Wenn Selbstverständliches erst einmal fehlt …

  1. Alfred E. Neumann

    Schon am Info-Abend vor einem Jahr habe ich den Versuch des Jugend- & Sport-Ausschusses nach mehr Transparenz und Information vor Ort als sehr, sehr gut und wichtig beschrieben. Damals waren ja mehr Ausschussmitglieder als Bürger vor Ort. Leider, muss man sagen, denn die Bemühungen um mehr Offenheit sollten auch honoriert werden. Super, dass man trotzdem einen 2. Versuch gestartet hat!
    Könnte es Mitbürgern aber so wie mir gegangen sein? Da für andere Info-Kanäle des Ausschuss-Vorsitzenden ja nach erfolgter Anmeldung tatsächlich eine Parteimitgliedschaft erwartet wurde, war ich mir nicht sicher, wie seine Einladungen zu verstehen sind. Zumindest ich bin daher heuer zu Hause geblieben.
    Was mir in diesem Bericht vollkommen abgeht, sind Informationen zu zukünftigen Vorhaben und Projekten. Wurde das denn nicht besprochen?
    Die Freibad-Verluste könnte man auch in Relation zu anderen Dingen setzen, zB. einem Wertzuwachs des seit einem Jahr stillstehenden Ein-Euro-Häuserl-Rückkaufs. Oder den kolportierten Umbaukosten (über € 2.000,-/qm, wenn ich mich nicht verrechnet habe) für die zwar schöne, aber damit auch sauteure Krämerei – bezahlt von der Gemeinde und nicht vom neuen Pächter. Oder der totale INKOBA-Stillstand (trotz gut besuchtem Info-Abend vor 14 Monaten), der ja Kommunalsteuereinnahmen ohne Ende kosten muss. Auf die Abgänge beim Gesundheitszentrum traue ich mich da schon gar nicht mehr zu verweisen. Also so gesehen ist der öffentliche Pool ja schon wieder eine Okkasion, oder?

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