15. April 2024
*In eigener Sache*
Ein plakatives Beispiel aus der Boulevardpresse zeigt, wie leicht es ist, mit Halbwahrheiten Schlagzeilen zu machen. Wenig seriöser Aufwand, maximale schädliche Wirkung. Wie kommt man dahinter? Wie geht es besser? Und was hat das mit Vorchdorf zu tun?
Heuchelei anprangern erregt Aufmerksamkeit. Deswegen bringen etwa korrupte „Saubermänner“ und pädophile Priester der Presse stets mehr Auflage. Klima-Aktivisten, denen der Umweltschutz egal ist, sind aus demselben Grund ebenfalls „beliebt“ bei manchen Medien.
„Heute“, die größte Gratiszeitung des Landes, wird dem Boulevard zugerechnet. Man erwartet sich hier nicht unbedingt scharfsinnige Faktenrecherche, eher Kurzweil beim Warten in der Arztordination. Und die wird doch geliefert, wenn man erfährt, dass eine Klimademo zur Müllorgie ausgeufert ist. Doch davon ist im vorliegenden Fall nicht einmal die Hälfte wahr.
Moment.at deckt Schlagzeilen-Schwindel auf
Mit einer eigenen Recherche hat das Magazin des Wiener Momentum Instituts den tatsächlichen Sachverhalt aufgeklärt. Ja, es gab eine Klimademo. Ja, es gab danach am selben Platz ein Rave. Und ja, es gab eine Menge Müll. Doch damit ist mitnichten die unterstellte Unglaubwürdigkeit der Klima-Aktivist:innen belegt.
Denn: Erstens handelte es sich um zwei organisatorisch völlig getrennte Veranstaltungen, die miteinander in keinem Zusammenhang standen. Und zweitens erwähnt „Heute“ selbst – allerdings erst ganz am Schluss! – von der ordnungsgemäßen Aufräumaktion am folgenden frühen Morgen. Es ist also in Wahrheit genau gar nichts passiert, was diesen Artikel, geschweige denn die Überschrift dazu rechtfertigen könnte.
Was das mit Vorchdorf zu tun hat? – Nun, die falsche Schlagzeile aus Wien zurechtzurücken, das wird sich mit einigen Anrufen erledigt haben – aber irgendwer muss es halt machen. Wenn es dagegen um Auseinandersetzungen in der Vorchdorfer „Gemeindestube“ geht, wo die Hintergründe teils viele Jahre zurückreichen und dicke Aktenordner umfassen, da braucht es manchmal archäologischen und detektivischen Fleiß, wenn man nicht irreführenden und oft eben auch plakativen Vereinfachungen auf den Leim gehen will.
„Alles schlechtreden“ oder „Anpatzen“ sind in der Bundespolitik, aber auch in der Gemeinde gern benutzte Floskeln. Das Problem damit ist, dass oft ein Körnchen Wahrheit dabei ist. Will man dann aber herausfinden, was stimmt und was nicht … das kann Knochenarbeit sein, besonders wenn die Gemeindespitze Informationen nicht herausgibt. Darin liegt auch ein Grund dafür, dass der INVO.report mit seiner kleinen und komplett ehrenamtlich tätigen Redaktion längst nicht alles thematisieren kann, was berichtenswert wäre. Wo unsere Kapazitäten nicht für eine anständige Recherche ausreichen, berichten wir eben eher nicht, als dass wir uns auf das Niveau des Boulevards begeben.
Liebes INVO.report Team im Ehrenamt! Vielen Dank für diesen sehr treffenden und aufklärenden Beitrag bezüglich Medien. Euren wertvollen Grundsatz zur Berichterstattung kann man nicht hoch genug schätzen. Ja, die Zeitungen müssen vollgedruckt werden, und die vielen täglichen Nachrichtensendungen in Radio und TV sind unter großem Zeitdruck mit Inhalten zu füllen. Ich vermute stark, dass in manchen Fällen zum gründlichen Recherchieren einfach keine Zeit mehr besteht oder gar nicht als notwendig erachtet wird.
Mir fällt auf, dass bei und nach Diskussionen im privaten Bereich immer öfter Zweifel auftreten, ob das in den Medien Gezeigte und Berichtete überhaupt der Realität entspricht. Was kann man glauben? Was ist erfunden oder an den Haaren herbeigezogen? Die KI wird diese Verunsicherung noch befeuern und die Glaubwürdigkeit geht dadurch schleichend verloren. Bitte bleibt daher eurer Linie treu.