19. Oktober 2023
Bei der Versiegelung des Bodens – nein, nicht das Wohnzimmerparkett, sondern die Natur ist gemeint! – ist Oberösterreich Meister. Vorchdorf hat dabei nach Kräften mitgeholfen. Bodenversiegelung ist ein großes Umwelt- und Klimaproblem. Es lässt sich aber reparieren. Mit bis zu 70 % Kostenbeteiligung vom Land.
Entsiegelungsförderung heißt das Programm, das Grünen-Umweltlandesrat Stefan Kaineder gestern in Linz vorgestellt hat. Es soll Anreize schaffen, Beton, Asphalt und andere bisher versiegelte Flächen wieder aufzureißen und mit Rasensteinen oder anderen Maßnahmen wasserdurchlässig zu machen.
Der Sinn: Entsiegelte Flächen heizen sich bei Hitze weniger auf, verbessern also das Mikroklima; Regen kann ins Erdreich versickern, davon profitiert der Grundwasserspiegel und die Überschwemmungsgefahr sinkt; der Aufbruch kann als Recycling-Material rohstoffsparend z. B. im Straßenbau verwendet werden.
Reparieren ist bessser als nichts – Widmungspolitik der Gemeinde ist wichtiger
Die natürlichen Bodenfunktionen wiederherzustellen, ist sehr sinnvoll, aber um das Übel an der Wurzel zu packen, müssten Gemeinden wie Vorchdorf bei jeder neuen Flächenwidmung und jeder Baubewilligung von vornherein darauf achten, Bodenversiegelungen auf ein Minimum zu reduzieren.
Hier geht es aber zunächst darum, die schon jetzt oft unerträgliche Hitzebelastung in verbauten Gebieten zu lindern. Denn die, soviel steht fest, wird weiter steigen. „Grünoasen“ in den Orten, wie Landesrat Stefan Kaineder sie anstrebt, helfen hier kleinräumlich am besten.
Die bautechnischen Maßnahmen dazu sind großteils ausgereift, und Beispiele dazu sind auch mit Abbildungen in einem Informationsblatt des Landes anschaulich beschrieben. Wie die Förderung funktioniert:
- Wasser muss von der entsiegelten Fläche dezentral in den Boden versickern, nicht in die Kanalisation.
- Der Boden soll möglichst standorttypisch wiederhergestellt werden.
- Maßnahmen zur naturnahen und standortgemäßen Begrünung sollen einbezogen werden.
- Vorchdorf als Bodenbündnisgemeinde würde bei der Förderung von erhöhten Fördersätzen (40 Euro/qm bzw. maximal 80.000 Euro für ein Projekt) profitieren.
- 70 % der Kosten für Entsiegelung steht aber nicht nur der Gemeinde zu, sondern auch Grundeigentümer:innen und Verfügungsberechtigten.
Alles zur Antragstellung finden Interessierte auf der Seite Entsiegelung von Flächen in Oberösterreich. Warum war nun der ÖVP-Bürgermeister von Pattigham (Bezirk Ried, gut 1000 Einwohner:innen) bei der Pressekonferenz dabei? – Die Gemeinde ist mit gutem Beispiel vorangegangen:
Auf dem Parkplatz im Ortszentrum wurde die versiegelte Fläche entsiegelt und mit Rasengittersteinen gestaltet. Hier wurden außerdem zusätzliche bienenfreundliche Begrünungsmaßnahmen gesetzt. Eine weitere Entsiegelung wurde vor der Volkschule durchgeführt. Statt dem alten Parkplatz entstand auf knapp 170 Quadratmetern eine neue Grünfläche für die Schülerinnen und Schüler, die als Pausengarten genutzt wird.