Wohnungsleerstände in Vorchdorf: Ein Vergleich mit der Situation in ganz Österreich

11. August 2024

Die Zahl der Wohnungsleerstände in Österreich hat in den letzten Jahren alarmierend zugenommen. Während in vielen Regionen Wohnraum knapp wird, stehen in anderen viele Wohnungen ungenutzt leer. Was heißt das für den Wohnungsmarkt und die betroffenen Gemeinden? Und wie steht Vorchdorf im Vergleich da?

Quelle: STATISTIK AUSTRIA https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/wohnen/wohnungsbestand

Die Statistik Austria macht seit 2021 eine jährliche Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) und analysiert Wohnungen ohne Wohnsitzmeldung. Im Juni 2024 wurden die Daten für 2022 veröffentlicht; danach waren in 13,3 % aller Wohnungen keine Personen gemeldet. Eine alarmierende Zahl, auch wenn die Gründe für eine Wohnung ohne Wohnsitzmeldung sehr unterschiedlich sein können, z. B. Eigennutzung, Vermietung von Ferienwohnungen, Renovierungstätigkeiten, Leerstand vor Neuvermietung bzw. Verkauf etc. Nicht alle temporär unbewohnten Wohnungen können also als Leerstand gelten.

Greenpeace fordert Leerstandsabgabe

Greenpeace hat errechnet, dass sich die Zahl der Wohnungen ohne Haupt- oder Nebenwohnsitzmeldung in 50 Jahren mehr als verdoppelt hat. Die Gesamtzahl der Wohnungen verdoppelte sich von 1971 bis 2021 beinahe von 2,7 Millionen auf 4,9 Millionen. Die Bevölkerung wuchs hingegen im selben Zeitraum um nur ein Fünftel: von 7,5 Millionen auf 9,0 Millionen. Die Anzahl der Wohnungen hat sich also drastisch erhöht. Gleichzeitig gibt es für immer mehr Wohnungen keine Wohnsitzmeldung, und die Rate der Nebenwohnsitze steigt an. Das Bevölkerungswachstum ist somit deutlich niedriger als die Anzahl der Wohnungen wie auch der Anstieg der verfügbaren Wohnflächen.

Steht weniger Wohnraum leer und wird stattdessen genutzt, schont das aber wertvolle Böden und Ressourcen. Eine Möglichkeit zur Reduzierung von Leerständen wäre, Sanierungen attraktiver machen. Immer wieder wird auch eine Leerstandsabgabe diskutiert. Tirol, Salzburg, Steiermark und Vorarlberg haben so eine Abgabe bereits eingeführt.

In Oberösterreich gibt es seit 2018 eine Abgabe auf Freizeitwohnungen, um Wohnungsspekulation zu unterbinden. Für Wohnungen, die leerstehen bzw. in denen kein Hauptwohnsitz gemeldet ist, müssen die Eigentümerinnen* eine jährliche pauschale Abgabe entrichten. Problematisch dabei ist, was als „Freizeitwohnung“ gelten soll. Zudem gibt es viele Ausnahmen und: Die Wohnungsinhaberinnen müssen die Abgabe unaufgefordert entrichten.

In Vorchdorf werden jedoch die betroffenen Wohnungsinhaberinnen zur Abgabe aufgefordert und auch gerne beraten. Ein gesetzlich möglicher Zuschlag, der in Vorchdorf verbliebe (die sonstige Abgabe fließt ans Land), wird hier nicht eingehoben.

Quelle: STATISTIK AUSTRIA – Auszug aus „Gemeindeergebnisse aus der Abgestimmten Erwerbsstatistik 2022 (Gebietsstand 2024)“

Wie sehen die Zahlen konkret aus?

Die drei Gemeinden mit dem geringsten Anteil von Wohnungen ohne Wohnsitzmeldung  in Ober­österreich sind Mayrhof im Bezirk Schärding (3,8 %), Tumeltsham (5,0 %) und Ort im Innkreis (5,2 %), beide im Bezirk Ried. Vorchdorf liegt mit 8,7 % im Bestreben nach wenigen Leerständen gut im Rennen. Zum Vergleichj: Damüls in Vorarlberg (337 Einwohner) verzeichnet bei insgesamt 369 Wohnungen 61,2 % Leerstand.

Hinsichtlich der Wohnungen mit nur Nebenwohnsitzmeldung sticht ebenfalls Mayrhof heraus: Es gibt dort keine – daher ist die Gemeinde nicht nur „Leerstandssieger“, sondern hat mit 96,2 % auch die meisten Hauptwohnsitzmeldungen. St. Marienkirchen am Hausruck liegt mit 0,3 % Nebenwohnsitzmeldungen am unteren Ende, Saalbach-Hinterglemm (46,6 %) und Nußdorf am Attersee (41,6 %) am oberen Ende der Nebenwohnsitzskala. In Vorchdorf wurden 2,5 % Nebenwohnsitze verzeichnet.

Während die Spitzenreiter bei den Hauptwohnsitzmeldungen bei über 90 % liegen, Vorchdorf mit 88,8 % gut dabei ist, stechen Semmering (27,2 %) Bad Kleinkirchheim (31 %) als Negativbeispiele hervor. Sind in einer Gemeinde wenig Hauptwohnsitze gemeldet, hat das in der Regel negative soziale und wirtschaftliche Auswirkungen.

Viele Hauptwohnsitzmeldungen – alles in Ordnung?

Eine wachsende Zahl von Hauptwohnsitzen und neuen Wohnungen in einer Gemeinde (wie in Vorchdorf) bringt viele Chancen mit sich, wie etwa mehr finanzielle Mittel, wirtschaftliche Belebung und verbesserte Infrastruktur. Gleichzeitig können aber auch Herausforderungen entstehen, insbesondere wenn das Wachstum nicht gut geplant und gesteuert wird.

Wenn z. B. die Infrastruktur (Straßen, Schulen, Gesundheitsversorgung usw.) nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt hält, kann es zu Überlastungen kommen. Gleichzeitig wird die Umwelt belastet, etwa durch Flächenversiegelung, Verlust von Grünflächen und steigende Umweltverschmutzung. Ein starkes Bevölkerungswachstum kann zu steigenden Miet- und Immobilienpreisen führen, was die Wohnkosten für die ansässige Bevölkerung erhöht und möglicherweise soziale Spannungen verursacht. Und nicht zuletzt erfordert eine wachsende Bevölkerung mehr Verwaltungskapazitäten, um alle Anfragen und Bedürfnisse zu bedienen. Ein ausgewogenes Wachstum ist daher wichtig, um die Vorteile zu maximieren und die negativen Auswirkungen zu minimieren.

(* Nicht-Frauen sind immer mitgemeint.)

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