M.a.D. #43: Das tiefe, schwarze Sommerloch

5. September 2024
Meinung am Donnerstag

Da kann die Sonne noch so oft scheinen, ein Sommerloch gibt es mit großer Regelmäßigkeit. Die Gründe für abgesagte Konzerte sowie die anstehende Nationalratswahl lassen es heuer weniger tief ausfallen, zumindest auf nationaler Ebene. Aus inhaltlicher Sicht besonders tief dagegen das Sommerloch in Vorchdorf.

Durchaus zu Recht gab es nach der letzten Gemeinderatssitzung laute Proteste aller Fraktionen rund um die völlig inakzeptable Wortmeldung von GR Johann Limberger. Was folgte waren eine öffentliche Entschuldigung des Übeltäters sowie klare, durchaus harte Worte seiner Gattin.

Zur Klarstellung: Ich lehne Limbergers Wortwahl ausdrücklich ab! Das habe ich mehrfach festgehalten und ihm auch höchstpersönlich ins Gesicht gesagt. Satt habe ich es aber, dass die anderen so tun, als wären sie die Engel in Person. Das geht sich für mich einfach nicht aus.

Speed kills – aber wen?

Bei wirklich wichtigen Entscheidungen braucht die Gemeinde oftmals sehr lange. Im Fall Limberger wurde dagegen umgehend zu einer Pressekonferenz geladen – der INVO.report halt nicht. Von den Rücktrittsaufforderungen berichteten dann jene Medien, die der Bürgermeister zugelassen hatte – leider teilweise unvollständig und sogar fehlerhaft. Aber zum Glück gibt es ja den INVO.report, um in unserem Beitrag über die Tatsachen zu berichten.

Dass die örtliche ÖVP-Propagandastelle nun aber nach 2 Monaten und zum wiederholten Male die Rücktrittsaufforderungen an Liste-Vorchdorf-Funktionäre stellt und dem LV-Obmann zudem Führungsschwäche unterstellt, fällt für mich in die Kategorie tiefes, schwarzes Sommerloch. Erstaunlich, dass jene, die im Glashaus sitzen, gar so penetrant mit Steinen werfen.

Wie man Schwäche am besten zeigt

Aus meiner Sicht wirkliche Führungsschwäche wäre, würde ein Bürgermeister akzeptieren,

  • dass ein Ortsparteiobmann nachweislich (weil auf der Aufzeichnung der GR-Sitzung für jedermann nachsehbar) fremde Unterlagen an sich nimmt und auf Nachfrage sinngemäß sagt, dass man sich bitteschön nicht mit jeder Kleinigkeit beschäftigen müsse,
  • wenn es unmöglich ist, vollständige Unterlagen zu einem Großevent der Gemeinde (Gartenzeit 2031) zu bekommen, weil das die PR-Strategen seiner Partei halt so nicht wollen, man selbst diese Pläne aber bei einem Grätzel-Info-Nachmittag sehr wohl zeigt,
  • dass man es tipp-topp findet, wenn Geburtstagsjubilare nicht bereit sind, als Obmann des „Vereins Zukunft Vorchdorf“ Medien und damit den Bürger:innen einen Überblick zu anstehenden Vorhaben der Gemeinde zu geben,
  • dass Redaktionsmitglieder örtlicher Info-Portale in seinen eigenen Parteimedien wortwörtlich mit „Bluthunden“ verglichen werden, nur weil sie sich um Informationen und Klarstellungen für ihre Leserschaft bemühen.

Wenn Bürgermeister ein kritisches Ortsmedium nicht zu einer Pressekonferenz einladen (was zugegebener Maßen rechtens, aber respektlos ist), sogar ein Redaktionsmitglied (die Pressefreiheit ignorierend) höchstpersönlich von dieser Veranstaltung entfernen, so kann man das wohl mit Führungsschwäche und strategischer Kurzsichtigkeit gleichsetzen.

Bluthunde für alle – wirklich?

Erstaunlich, dass man uns nicht sagen konnte (oder wollte), wer der Autor des Artikels rund um die „Bluthunde“ war. Vielmehr wurde uns mitgeteilt, dass vor Veröffentlichung sämtliche Meldungen (also auch die Bluthunde!) wohl vom PR-Chef mit den Funktionären abgestimmt werden. Aber setzen uns wirklich alle ÖVP-Mandatare mit „Bluthunden“ gleich? Einige Redaktionskolleg:innen sind bei diesem Gedanken, milde formuliert, irritiert. Würden wir als Betroffene eine Rücktrittsaufforderung ob dieser Wortwahl aussprechen, so müsste sich diese ja an alle Funktionäre richten.

Limberger hat sich für seine grauslichen Aussagen zumindest entschuldigt. Gleiches würde aber auch jenen gut stehen, die das Sommerloch regelmäßig mit Rücktrittsforderungen füllen und sich anmaßen, bei anderen Führungsschwäche zu erkennen. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ glaubt man aber wohl, von den zwischenzeitlich zahlreichen eigenen Verfehlungen ablenken zu können. Ein Bürgermeister, der Information für „seine“ Bürger:innen unterbindet, könnte sich ebenso eine Entschuldigung überlegen.

Wird das Gezeter erträglicher, weil sich der blaue Vize-Bürgermeister in einem gemeinsamen Facebook-Posting vor den schwarzen Sommerlochs-Karren spannen lässt? Ich erlaube mir, Zweifel anzumelden, zumal ja seine Partei für eher grenzwertige Bierzeltformulierungen bekannt ist. Bürger:innen (und Wähler:innen) mögen das für sich selbst beurteilen.

Noch drei Wochen Sommer. Also einfach mal abwarten, was uns das Sommerloch noch alles bringen wird. Hoffentlich keine Saure-Gurken-Zeit.

Einen Spätsommer ohne Loch und Sonnenbrand
wünscht Alfred E. Neumann

 

Ein Gedanke zu „M.a.D. #43: Das tiefe, schwarze Sommerloch

  1. Tom Edtmeier

    ÖVP-FPÖ-Vorchdorf: Der selbsternannte „Cordon sanitaire“ agitiert wieder

    Wer auch immer das Facebook-Posting der ÖVP Vorchdorf gemeinsam mit ihrem zweiten schwarzen Vizebürgermeister Alex Schuster (angeblich früher FPÖ) abgesetzt hat, dürfte vom politischen Handwerk nur rudimentär etwas verstehen.

    GR Limberger hat bei seiner Wortmeldung am 2. Juli 2024 weit über das Ziel hinausgeschossen. Ich habe dies auch in einem Gastbeitrag entsprechend kommentiert und eingeordnet. Der Grund für mein damaliges „es ist vorbei“ war jedoch die Kumulation seiner politischen Unzulänglichkeiten und der teilweise fragwürdigen Umgangsformen im gemeinderätlichen Diskurs – nicht der Einzelfall zu Sommerbeginn.

    Wenn sich nun die schwarz-blaue Allianz in den sozialen Medien an dieser einen dummen Aussage in derart epischem Ausmaße abarbeitet, dann kann nur der Satz gelten: „Zweng und zvü is dem Narrn sei Zü!“

    „Sexismus Skandal. Sexismus Affaire (sic!). Sexistische Beschimpfungen. Diffamierung vor laufender Kamera. Süffisanz. Vulgäres Verhalten“, bekommt man da frei Haus auf den Monitor serviert.

    Wem die tatsächliche Wortmeldung Limbergers an diesem Gemeinderatsabend nicht wirklich bekannt ist und diese Zeilen liest, muss ja fast davon ausgehen, dass obengenannter Gemeinderat der Dame Amtsleiterin körperlich verboten nahegekommen wäre und dem Bürgermeister mehrfach das Götz-Zitat entgegengeschleudert hätte. Mitnichten.

    Limberger hat sich mehrmals total verstiegen – ja. Er ist manchmal ein politischer Tollpatsch – ja. Aber Ihr von der FPÖVP Vorchdorf, die Ihr Euch als gemeindepolitische Elite seht, solltet lieber mal danach trachten, die Unmenge an Butter auf Euren eigenen Köpfen in den Mittelpunkt der (Selbst-)Kritik zu stellen, anstatt mit dem Bihänder des Anprangerns übertrieben wild um Euch zu schlagen.

    Wer immer Euch eingeredet hat, dass Ihr damit die beschämend traurige Situation in der Gemeindepolitik Vorchdorfs auch nur um einen Deut verbessern würdet, sollte von Euren Rücktrittsforderungen ebenso umfasst sein.

    Euer Cordon sanitaire ist kein konsequentes Handeln im Sinne einer ordentlichen Ortspolitik, sondern prolongiert nur das wahrlich desaströse Erscheinungsbild einer eingeschworenen Vorchdorfer Politmischpoke, die von Ausgrenzung, Packelei und Bürgerferne geprägt ist.

    Edtmeier Ende!

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