Generationencampus wird mit September zu Salvida Vorchdorf

24. August 2024

Das bisherige Gesundheits-Dienstleistungszentrum (GDLZ) an der Lambacherstraße unter Ägide der Marktgemeinde wird nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderates von der Kirchhamer Salvida GmbH weitergeführt. Ein Gespräch mit dem Allgemeinmediziner und Salvida-Geschäftsführer Dr. Dominik Bammer über die Ideen dahinter und was Patient:innen in Vorchdorf geboten werden soll.

Dr. Dominik Bammer beim Interview im Salve Café der Salvida Kirchham

In Kirchham, 5 Gehminuten von der Station Eisengattern der Traunseetram, hat sich seit zwei Jahren das „Zentrum für Gesundheit“ Salvida erfolgreich etabliert. Bis zu durchschnittlich 400 Patient:innen täglich erhalten hier Behandlungen von insgesamt rund 60 Ärztinnen und Ärzten sowie Therapeut:innen verschiedener Fachrichtungen.

Für Vorchdorf ist ein derart breites Programm nicht möglich; die vorhandene Kapazität mit sechs Behandlungsräumen sowie einem kleinen Turnsaal erlauben zwar ein deutlich größeres Angebot als bisher (zuletzt sieben Therapeut:innen), aber die Ausstattung ist für ärztliche Ordinationen nicht ausgelegt. Die allgemeinärztliche Versorgung von Dr. Katja Raml im Erdgeschoss des Zentrums bleibt unabhängig von der künftigen Salvida Vorchdorf bestehen. Beim Start mit Anfang September werden zunächst Massage, Physiotherapie, Logopädie und Diätologie angeboten.

Zusammenarbeit und Synergie-Effekte sollen Ausweitung möglich machen

Bis zu 17 therapeutische Kräfte wären in den Vorchdorfer Räumen theoretisch möglich, rechnet Dominik Bammer vor – wenn man von 18.000 Stunden jährlicher Öffnungszeit ausgeht, durchschnittlich 25 Wochenstunden der Therapeut:innen und 45 Arbeitswochen. Das wäre eine Vollauslastung. Dem möglichst nahezukommen, würde bedeuten, wirtschaftlich eine „schwarze Null“ zu schreiben, wenn die vereinbarten Zuschüsse der Gemeinde nach und nach auslaufen.

Das ist nicht leicht, sagt Bammer. Denn seine Vision für die Gesundheitseinrichtung ist, dass sich Menschen hier – abgesehen von den medizinischen Leistungen – in erster Linie rundherum wohlfühlen. Das erzeugt Kosten, aber dafür gibt es gute Erreichbarkeit, schnelle Auskünfte, eine angenehme Atmosphäre und – medizinisch äußerst entscheidend – Teams, die sich austauschen, wenn ein gesundheitliches Anliegen über ein einzelnes Fachgebiet hinausgeht. Die Vorchdorfer Salvida soll in diesen Bereichen von der engen Zusammenarbeit mit dem Kirchhamer Zentrum auch über das Organisatorische (z. B. telefonische Erreichbarkeit, Online-Terminbuchung) hinaus profitieren.

Ein Abenteuer – „im Sinne der Nachbarschaftshilfe“

Dominik Bammer hatte vor Gründung der Salvida im September 2022 eine Einzelordination in Kirchham. Den Sprung in ein Unternehmen, das nur mit ehrgeiziger Arbeit rentabel sein würde, hat er auch gegenüber dem Gemeinderat als „wahnsinnige Idee“ und „eher naiv“ bezeichnet. Daher ist das Gesundheitszentrum auch nur mit mehr Therapeut:innen langfristig finanzierbar. Ziel ist, dass diese Therapeut:innen sich ausschließlich auf das Wichtigste, ihre Patient:innen, konzentrieren können und ihnen die gesamte Organisation und Administration abgenommen wird.

Bammer schätzt die Situation des Gesundheitsbereichs auch so ein, dass diese Modelle zukunftsfähig sind und sowohl das Bedürfnis der Patienten nach umfassenden Leistungen an einem Ort als auch das der Ärzt:innen und Therapeut:innen nach Fokus auf die medizinische Arbeit erfüllen. Man wird sich natürlich bemühen, möglichst viele Kassentherapeuten für das Projekt zu begeistern, aber die unzähligen unbesetzten Kassenstellen im therapeutischen Bereich zeigen, dass die Kassentarife hier deutlich unter dem liegen, was einfache Handwerker verdienen.

Warum Bammer trotz dieser schwierigen Bedingungen das Wagnis eines zweiten Standbeins in Vorchdorf (zunächst für vier Jahre vereinbart) eingeht? Im Sinne der Nachbarschafthilfe sei das schon möglich, hat er dem Gemeinderat gesagt, und wichtig war ihm für seine Zusage, dass es politisches Einvernehmen über das Angebot gibt, das ihm Bürgermeister Mitterlehner und Finanzausschuss-Obmann Franz Amering gemacht hatten, genauso mit den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen in Vorchdorf.

Worum es ihm, auf den kürzesten Nenner gebracht, geht? – ein „Happy Place für Gesundheit“ sei seine Vision. Damit sich Patient:innen wohlfühlen, müssen sie von Personal empfangen werden, dass sich wohlfühlt – was wiederum nur funktioniert, wenn dieselbe Atmosphäre auch von der Anmeldung bis zu Therapeut:innen und Ärzt:innen und zur Geschäftsleitung herrscht. Dem Begriff einer „Wohlfühlkaskade“ kann Dominik Bammer etwas abgewinnen. Das soll ebenso ein gewichtiges Argument bei der Suche nach weiteren Therapeut:innen sein. Er möchte auch die Vorchdorfer Bevölkerung dazu animieren, es als ihr Gesundheitszentrum zu sehen und gerne bekannte und befreundete Therapeut:innen zu motivieren, dort tätig zu werden.

Über den Generationencampus bzw. das GDLZ hat der INVO.report unter anderem berichtet unter den Titeln Generationencampus/GDLZ: Scheidung auf Raten? (Februar 2024), Generationencampus – oder eher Gewinn für Investoren? (März 2022) und Gesundheitsdiensleistungszentrum bleibt – vorerst? (April 2022)

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