31. Dezember 2022
Der Vergleich mit meiner rund 10-jährigen Arbeit als Ortsberichterstatter der Salzkammergut Zeitung ist schon sehr bemerkenswert. Was ich damals schrieb, ob Bericht, Kommentar oder Veranstaltungskritik, war nämlich vom journalistischen Stil und auch hinsichtlich kritischer Standpunkte nicht viel anders als alles, was der INVO.report heute veröffentlich.
Radikal anders ist dagegen heute die Resonanz aus dem gemeindepolitischen Raum, vor allem aus der ÖVP. In den 90er Jahren war es gängige Praxis, dass der Bürgermeister von sich aus das ausführliche Gespräch zu Vorhaben in der Gemeinde suchte und andersherum Auskünfte bereitwillig erteilte. Ähnlich verhielt es sich mit Mandatar:innen der anderen Parteien, und zwar selbst dann, wenn einmal ein Artikel äußerstes Missfallen erregt hatte – was mitunter vorkam.
Der vielfach beinahe freundschaftliche, jedenfalls aber vertrauensvolle Umgang miteinander war auch deswegen nicht selbstverständlich, weil ich zu Beginn ja noch ein frisch hereingeschneiter Mensch mit Migrationshintergrund, vulgo: ein Piefke war. Wenn ich mich jedoch heute als Redakteur des INVO.report auf dem gemeindepolitischen Parkett bewege, fühle ich mich nicht bei allen, aber doch etlichen Leuten, wenn überhaupt, dann eher trotz als wegen meiner journalistischen Arbeit respektiert. Es ist oft schwierig bis unmöglich, eigentlich ganz harmlose Informationen zu bekommen Und es herrscht teils kränkendes Misstrauen, geschuldet offenbar der schon chronisch gewordenen Vergiftung dessen, was einst als „Vorchdorfer Klima“ in höchsten Tönen gelobt wurde und beinahe sprichwörtlich war.
Mein persönlicher Rückblick deckt sich inhaltlich mit dem der Gesamtredaktion. Dieses Team ist von der Chemie untereinander sicher ein großer Glücksfall. Der Wermutstropfen ist unsere „Personaldecke“. Um wie viel umfassender, schneller und noch fundierter der INVO.report seiner Aufgabe nachkommen könnte, wenn es ein, zwei oder gar noch mehr Menschen zusätzlich gäbe, die schreiben, recherchieren oder auch nur bei der Organisation helfen würden – davon träumt mein journalistisches Herz wirklich sehnsüchtig.