1. Oktober 2021
Wenn Vorchdorf wählt, leisten neben den ehrenamtlichen Wahlhelfer*innen noch eine kleine Truppe unentbehrlicher Kräfte ihren Beitrag dazu, dass im Ort die Demokratie funktioniert: Bedienstete der Gemeinde. Eine Schilderung von Paul Aberl, Leiter der Allgemeinen Verwaltung und Personalverwaltung im Marktgemeindeamt.
Was bedeutet so eine Wahl neben der normalen Arbeit konkret an zusätzlichen Aufgaben?
Speziell für eine Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl ist der Organisationsaufwand für die Gemeindemitarbeiterinnen immens hoch. Das erfordert wochenlange Vor- und Nachbereitung. So war z. B. die bisher höchste Anzahl an Wahlkarten – mit einer Steigerung von 800 auf 1200 – zu managen. Für die kommende Stichwahl erwarten wir sogar 1500 Wahlkarten, und das bei halbierter Ausgabezeit, d. h. 1,5 statt 3 Wochen.
Dann kam zusätzlich die Eintragungswoche zu den vier Volksbegehren, genau in der Woche vor den Wahlen, mit hohem Arbeitsaufwand und erweiterten Öffnungszeiten. Selbstverständlich sind auch andere Abteilungen der Marktgemeinde involviert. So übernimmt beispielsweise der Bauhof den Auf- und Abbau der Wahllokale, was wohl koordiniert sein will.
Außerdem werden Schulungen sowohl für Ehrenamtliche als auch für unsere Wahlhelferinnen angeboten, die den exakten Ablauf und Details zur Wahl näherbringen sollen.
Was ist am Wahltag selbst alles zu erledigen?
Frühmorgens werden die Wahlakten an die Wahlleiter übergeben. Stimmzettel, Wahlkuverts, Wählerverzeichnis, Abstimmungsverzeichnis etc. Die Wahlleiter sind anschließend dafür verantwortlich, dass die Wahl reibungslos abläuft. In jedem Wahlsprengel fungiert zusätzlich zu den Ehrenamtlichen eine Gemeindemitarbeiterin als Wahlhelferin. Ein großer Dank an dieser Stelle auch an alle Ehrenamtlichen, die am Wahltag nicht nur die Stimmabgabe ermöglicht haben, sondern für die Auszählung anschließend noch teilweise bis 22 Uhr im Einsatz waren.
Die Ergebnisse der einzelnen Sprengel laufen nach Auszählung zusammen zur Gemeindewahlbehörde, die bis spät in die Nacht diese digital überträgt und schließlich der Bezirkswahlbehörde übergibt. Reinigungskräfte sorgen vor und nach der Wahl für ein ordentliches Erscheinungsbild.
Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Gemeindebediensteten, Politikern und anderen Ehrenamtlichen?
Die Koordination dieser Zusammenarbeit erfolgt über die Hauptverwaltung im Sekretariat Amtsleitung und Bürgermeister. Dabei spielt die gegenseitige Wertschätzung eine große Rolle und hat bisher immer ausgezeichnet funktioniert.
„Wartezeiten waren uns sehr unangenehm“
Werden die Erfahrungen mit dem Wahlablauf für kommende Wahlen ausgewertet? – Gibt es z. B. von heuer neue Erkenntnisse?
Die teilweise langen Wartezeiten waren uns sehr unangenehm und gerade für die ältere Bevölkerung unzumutbar. Selbstverständlich wurden noch am Wahltag Maßnahmen ergriffen und umgehend ein Beschwerdemanagement eingerichtet, damit eventuelle Beschwerden gesammelt und bestmögliche Lösungsmöglichkeiten schon für die Stichwahl, aber vor allem für die nächste Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterinnenwahl gefunden werden.
Die Gemeindewahlbehörde wird künftig bei der Festlegung der Wahlzeiten verstärkt auf die Art der Wahl achten, damit sich die Wähler im Laufe des Tages besser aufteilen. Die Dauer, in der sich die Wähler in einer Wahlzelle aufhalten, unterscheidet sich je nach Wahl teils deutlich. Die Handhabung von 3 Stimmzetteln und 2 Kuverts hat bei der Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl seine berechtigte Zeit gefordert. Auch die Optionen für die Wähler waren bei dieser Wahl vielfältig, weshalb es völlig verständlich ist, dass man sich bei der Stimmabgabe Zeit lässt.
Auch die Ansiedelung einzelner Wahllokale wird man sich im Detail anschauen, insbesondere im Fabriksaal, und das Info- und Leitsystem am Kitzmantelareal optimieren.
Die langen Wartezeiten im Infrastrukturprojekt Fischböckau und in der Volksschule Pamet liegen auch an der erfreulichen Wahlbeteiligung von jeweils knapp 80 %, die im Vergleich zu den anderen Sprengeln höher ausgefallen ist.
Anzumerken ist, dass die Wahlsprengel relativ ausgeglichen an Wahlberechtigten sind und auch die beantragten Wahlkarten je Sprengel ausgeglichen waren. Wir hatten auch wie immer pro Sprengel 2 Wahlkabinen zur Verfügung. Die gefühlt ungleiche Auslastung der Wahlsprengel liegt daher sowohl an der unterschiedlich hohen Wahlbeteiligung als auch an der jeweiligen Dauer, die die Wähler in der Wahlzelle verbracht haben.
Ist man eigentlich in erster Linie froh, wenn es wieder vorbei ist?
Momentan heißt nach der Wahl ja vor der (Stich-)Wahl! Aber in erster Linie bin ich stolz auf mein Team, das wirklich hervorragende Arbeit geleistet und große Herausforderungen gemeistert hat. Fehler können passieren, aber wichtig ist, dass man daraus lernt. Zusammenarbeit ist mir sehr wichtig und so ersuche ich auch, eventuelle politische Verdrossenheit nicht auf den Schultern der Gemeindebediensteten auszutragen.
Und das Fazit?
Die Frage der Stimmabgabe darf nicht von organisatorischen Faktoren abhängen. Ich ersuche daher alle Vorchdorfer Wähler*innen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Eine besonders entspannte Alternative zum herkömmlichen Urnengang ist die Beantragung einer Wahlkarte. Die entsprechenden Wählerverständigungen werden in Kürze in den Postkästen landen. Unter www.wahlkartenantrag.at können Sie bereits jetzt Ihre Wahlkarte für die Engere Wahl des Bürgermeisters beantragen.