9. Februar 2023
Der „Nürnberger Trichter“ ist es nicht, sagt Ralph Ohler. Der Vorchdorfer Jungunternehmer hat aber eine App entwickelt, um Lerninhalte während des Schlafs besser im Gehirn zu verankern. Eine Universitätsstudie aus der Schweiz hat nachgewiesen: Das Prinzip funktioniert.
Der gebürtige Vorchdorfer mit Siebenbürger Wurzeln wirkt nicht wie jemand, der Hokuspokus verkauft. Seine ortsansässige kleine Firma für Softwareentwicklung, vor allem im Bereich der IT-Security, überprüft sonst zum Beispiel digital die Echtheit von Unterschriften bei Paketlieferungen. Albatross Consulting heißt das Unternehmen, das Ohler 2019 gegründet hat.
Die Idee für eine Lern-App kam Ohler, als er selbst dringend eine Möglichkeit suchte, sich rasch einen Inhalt – möglichst eben über Nacht – merken zu müssen. Überrascht stellte er fest: Die Idee ist zwar uralt, aber auf dem App-Markt gab es bisher kein solches Angebot.
Vom Kassettenrecorder zum Smartphone, von Bern nach Hagenberg
Eine Ahnung, dass Lernen im Schlaf irgendwie funktioniert, hatte Ralph Ohler bereits. Er kannte Studenten, die sich Lerninhalte auf den Kassettenrecorder gesprochen und im Schlaf vorgespielt hatten. Mithilfe einer Zeitschaltuhr probierte er das auch selbst aus. „Man will ja erstmal auch einschlafen.“ Dann stolperte er über die Nachricht, dass eine Studie der Universität Bern die Wirksamkeit dieser Methode unter bestimmten Bedingungen nachgewiesen hatte.
Das war der Startschuss, eine Software genau für diesen Zweck zu entwickeln. Besonders knifflig war, die App dazu zu bringen, in den speziell empfänglichen Schlafphasen zu starten – denn dazu muss der Teil des Handy-Betriebssystems ausgetrickst werden, der besonders nachts den Energiesparmodus im Ruhezustand hartnäckig gegen App-Aktivitäten verteidigt. Schließlich funktionierte aber der Prototyp. Ein HAK-Schüler aus Vorchdorf attestierte der Entwicklung, seine Spanisch-Matura vor allem der App zu verdanken.
Seit gut zwei Wochen ist die App unter dem Namen „Lazylearn“ für Android und Apple in der Basisversion kostenlos verfügbar. Ein Geschäfts-Standbein ist das für Ohler noch nicht. Besondere Features gegen Bezahlung sind erst in Vorbereitung, eventuell auch ein Werbemodell. Erste Rückmeldungen aus seinem engeren Bekanntenkreis seien positiv, sagt er. Jedenfalls wird das ganze von der FH Hagenberg technisch und wissenschaftlich begleitet.
Derweil denkt Ohler schon weiter: Potenzial hätte die Software auch im medizinisch-psychologischen Bereich, etwa bei der Demenzvorsorge, der Burnout-Prävention und bei Lernbeeinträchtigungen. Möglicherweise wird die IT-Karriere noch steiler als die sportliche – mit 44 Jahren ist Ralph Ohler jetzt „Senior“ im Tennisverein, wo er schon ein paarmal Ortsmeister war.