Kultur ist, wie wir leben – Wunschzettel zum Kulturhauptstadtjahr

24. Januar 2024
Ein Deutungsversuch

Von Toleranz bis zur Vision „Vorchdorf 2027“ reichten die Wünsche, aufgeschrieben von Besucher:innen der örtlichen Auftaktveranstaltung zu „Salzkammergut 2024“ beim Tag der offenen Tür der Kulturvilla am vergangenen Freitag.

Ein Flipchart, eine kurze Erklärung der Frage „Was wünsche ich mir für unsere Kultur in Vorchdorf?“ und Stifte – mehr brauchte es nicht für die kleine Umfrage im Salon der Kitzmantelvilla, die aus gegebenem Anlass derzeit „Kulturvilla“ heißt. Und mit „Kultur“ war dabei ausdrücklich das ganze Spektrum des Umgangs miteinander und mit unserer Umgebung gemeint; also nicht bloß die üblichen kulturellen Veranstaltungen. Wir versuchen eine Deutung der niedergeschriebenen Stichworte.

Respektieren von unterschiedlichen Meinungen, Kulturen und Lebensstilen: Hier geht es um eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Zusammenleben. In Vorchdorf herrscht ein Zustand etwa in der Mitte von Insel der Seligen und Hölle auf Erden: Nur ab und zu sind punktuell echte Zwistigkeiten zu bemerken, aber wer würde darauf wetten, dass die nächste politische, ökologische oder gesundheitliche Großkrise nicht auch unsere Gemeinde bis hin ins Zwischenmenschliche erschüttert?

Social-Media-Kommentare lassen wenig Gutes erwarten, und wo es bei uns friedlich ist, dürfte das eher daran liegen, dass Gegensätze (noch) kaum miteinander in Berührung kommen. Denn zumindest öffentlich fehlt es an Gelegenheiten, wo man sich abschauen könnte, wie Konflikte wirklich kontruktiv bearbeitet, vielleicht sogar gelöst werden. „Toleranz und Vielfalt“ lautete ein weiterer Punkt, der in diesem Zusammenhang aufgeschrieben worden ist.

Mehr positive Beiträge fürs Klima: Ja, es gibt ordentliche Ansätze im Ort, z. B. Solaranlagen, Energiegemeinschaften, Nahwärme … Doch Unterlassungen, schädliche Routinen und Gedankenlosigkeit überwiegen deutlich. Beispiele dafür sind die wachsende Bodenversiegelung, Baumschlägerungen, Siedlungserweiterungen fernab des Ortskerns, Abrisse usw. Für eine örtliche Klimastrategie, die diesen Namen verdient, gäbe es jedenfalls noch genug zu tun.

„Vision Vorchdorf 2027 – To-do-Liste; Projektliste; Zeitplan; Gemeinsam!!! Alle!!!“: Hier hat jemand einen Stoßseufzer hinterlassen. Es gibt ein örtliches Entwicklungskonzept, es gibt ein offizielles Gemeindepapier „Vorchdorf Projekte“ aus dem Jahr 2017, aber es gibt keine allgemein bekannte Vorstellung davon, wohin es längerfristig mit der Marktgemeinde in bewegten Zeiten wie diesen gehen soll. Und zwar bis 2027, wenn die nächsten Wahlen für Vorchdorf stattfinden, und darüber hinaus. Denn klarerweise können auch an und für sich gute Vorhaben fehlschlagen, wenn sie nicht in ein großes und ganzes Bild vom Vorchdorf der Zukunft eingebunden sind.

Angebot für fitte Pensionist:innen: Bei diesem Wunsch wären ein paar Beispiele hilfreich gewesen. „Fit“ deutet ja darauf hin, dass es um Bewegung und Sport gehen könnte – falls nicht geistige Fitness mitgemeint ist. Immerhin listet alleine das Kursprogramm der „Gesunden Gemeinde“ für das laufende Frühjahr etliche Angebote in dieser Richtung auf (Ausgabe 4/2023 der Gemeindezeitung, S. 17).

Zugegeben: Zurufe vom Spielfeldrand, die diese Wünsche ja darstellen, sind schnell geäußert, soweit für die Umsetzung nicht schon jemand zuständig ist, etwa die Gemeinde als politisch Verantwortliche. Freiwillige zu finden, ist nicht einfacher geworden. Davon wissen Vereinsvorstände ein Lied zu singen. Die Rahmenbedingung, unter der das dafür erforderliche Engagement gedeihen kann, ist allerdings genau jene Kultur des Zusammenlebens, die mit dem ersten genannten Wunsch gemeint ist.

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