Kasberg: Die Gemeinden wollen raus – auch Vorchdorf

6. April 2024

Als letzte der vier Almtalgemeinden hat jetzt auch Vorchdorf den Ausstiegsplan aus der Betreibergesellschaft der Skilifte, Almtal Bergbahnen, mit einem einstimmigen Beschluss im Gemeinderat besiegelt. Im Fall eines Konkurses drohen damit keine Folgekosten mehr – wenn neue Investoren die Geschäftanteile übernehmen.

Es braucht einen starken Glauben, um darauf zu setzen, dass das Skigebiet Kasberg längerfristig haltbar, vielleicht sogar wirtschaftlich zu betreiben ist. Der Grünauer Unternehmer Fritz Drack hat diesen Glauben offenbar. Er ist bereit, als Geschäftsführer ohne Gehalt bis Ende April einen Sanierungsplan vorzulegen und diesen, sollte der Masseverwalter ihn genehmigen, auch auszuführen. Die Alternative wäre eine Liquidierung, also ein Konkurs, bei dem die Gesellschafter – die Gemeinden Grünau, Scharnstein, Pettenbach und Vorchdorf – für die restlose Abwicklung der Anlagen verantwortlich und für verbleibende Kosten haftbar wären. Dieses Eisen ist den Gemeinden zu heiß.

Es gibt noch ein „Wenn“

Die Sache ist für Außenstehende etwas verwickelt: Nach dem zunächst als „Todesstoß“ bezeichneten Ende der Landessubventionen pachtete die von Drack geführte Kasberg Betriebs GmbH die Anlagen von den Gemeinden und schaffte es trotz teils widriger Umstände, die Personal- und Verwaltungskosten soweit zu senken und so viele Gäste anzulocken, dass die vergangene Saison positiv oder mit einer Null abschließen konnte. Was noch in der Luft hängt, ist der erforderliche Einstieg zweier Investoren. Mit ihnen laufen zwar – angeblich hoffnungsvolle – Verhandlungen, unter Dach und Fach ist aber noch nichts.

Das war auch der Grund, weswegen der Masseverwalter einer Verlängerung des Ende April auslaufenden Pachtvertrags nicht zugestimmt hat. Was nun auf dem Tisch liegt, ist ein Kompromiss, der sich Ende April erst bewähren muss. Konkret: Ein Geschäftsführer muss bestellt werrden, der einen Sanierungsplan vorlegt und auf dieser Basis die Fortführung der Almtal Bergbahnen beantragt.

Bedingung dafür, dass die Gemeinden dem Sanierungsplan zustimmen, ist die Übernahme ihrer Geschäftsanteile (vulgo: Wir sind raus!) – eben durch Investoren. Das ganze funktioniert nur, wenn der Sanierungsplan den Masseverwalter überzeugt. Anderenfalls bleibt es beim Konkurs.

Hoffnung trotz allem?

Wohl niemand wünscht sich das Aus für das Skigebiet Kasberg. Für Grünau und teils auch Scharnstein wäre das eine existenzielle Bedrohung; Pettenbach und Vorchdorf leben nicht vom Kasberg, hängen aber zumindest mit Herzblut daran. Dass nun alle vier Gemeinden dem geschilderten geschäftlichen Exit-Szenario zugestimmt haben, zeigt allerdings, dass ihnen das Risiko zu hoch ist.

Das Risiko ist vor allem, dass der Winterbetrieb wegen der sich rasant beschleunigenden Klimakrise schlicht nicht mehr funktioniert. Für Schneesicherheit in Höhenlagen wie der des Kasbergs legt kein Experte mehr die Hand ins Feuer. Der wirtschaftliche Ausgleich mit einem erweiterten Sommerbetrieb ist von der nach wie vor nicht erteilten Zustimmung der betroffenen Grundeigentümer abhängig – wenn er denn tatsächlich genug bringt.

Der Sanierungsplan wird hier mit handfesten Plänen argumentieren müssen, um den Konkurs abzuwenden. Dass das gelingt, also dass dies zuerst die Investoren und dann das Konkursgericht überzeugt, liegt jedenfalls im Interesse der Gemeinden.


Das Schigebiet Kasberg gibt es seit 1967. 2010 mussten die Betreiberfirmen wegen Überschuldung Konkurs anmelden und der bisherige Pächter, eine Firma der Schröcksnadelgruppe, übernahm das Geschäft gemeinsam mit einer Privatstiftung. Der Liftbetrieb wurde 2016 von den vier genannten Almtalgemeinden übernommen. Laufende Verluste wurden teils mit Landessubventionen abgedeckt. Das Land stieg jedoch aus, nachdem ein Masterplan an der fehlenden Einwilligung von Grundeigentümern scheiterte, die den Sommerbetrieb nicht zulassen wollten. Darauf meldete die Betreibergesellschaft im Juli 2023 beim Landgericht Wels Insolvenz an.

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