26. Mai 2024
Ein subjektiver Vernissagebesuch
Die Ausstellungseröffnungen bei Galerist Erich Spitzbart (Tanglberg/Schloss Hochhaus) im Kulturhauptstadtjahr scheinen in besonderer Art und Weise zu funkeln. Die inhaltliche Qualität steht außer Frage, die Präsentation für die Gäste der Vernissage ist ein besonderes Vergnügen. Einige auszugsweise Eindrücke.
An Publikum fehlte es heute Mittag so wenig wie an fast aufgekratzter Stimmung schon beim kulinarischen Auftakt zwischen Schloss und Neptunbrunnen – wozu Erich Spitzbart etwas später bei seiner Eröffnungsrede meinte: „Der Vorteil des Besuchs bei uns ist, dass es etwas zu essen gibt.“ Josef Meiseleder, vor vielen Jahren auch im Restaurant Tanglberg in der Küche und jetzt eben im Schloss, zeichnete für die Appetithappen vor der Eröffnung verantwortlich, umrahmt von „Knopferlton und Saitenklang“.
Die drei Schwerpunkte der Ausstellung hatten großteils auch regionalen bzw. lokalen Bezug. Elfie Semotan, aus Vorchdorf gebürtige Fotografin und herausragende künstlerische Persönlichkeit, zeigt in ihren Exponaten eine Reihe von Bezügen zur Malerei, unter anderem durch die Betonung von Lichteinfall und Schatten. Sie gilt als ausgefallene Modefotografin, die aber nicht nur an der Ästhetik der Oberfläche Interesse zeigt, sondern auch den Dialog mit den Modellen besonders pflegt – anders als viele ihrer männlichen Kollegen. Das hob auch Florian Steininger hervor. Der bekannte Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher führte in die Ausstellungsthematik ein.
Aus Lambach (Ende der 60er/Anfang 70er Jahre) stammt die avantgardistische Architekturgruppe „Zünd-up“, die es immerhin auch bis zu einer Ausstellung im Pariser Centre Pompidou geschafft hat. Zünd-up ist mit überraschenden Zeichnungen und Fotocollagen vertreten. Hier geht es zum Teil um eine ironisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Thema der Auto-Mobilität.
Von dem aus Gmunden stammenden Maler Hubert Scheibl kommen kleine und große Arbeiten auf Papier, die vor allem durch meist leuchtende Farben und Kleckse sowie dazwischen irrlichternde Striche und Linien geprägt sind. Mit einer „Durational Performance“ beeindruckte Yama Kowa (Tochter von Erika und dem verstorbenen Wieland Schmied) im „Kinoraum“ der Zeichnungssammlung.
Erich Spitzbart gab sich mit mehreren Anekdoten als unterhaltender Gastgeber. Die Geschichte des Galerie-Aspiranten, der meinte, er werde Künstler, wenn ein Picasso bei einer Auktion drei Millionen Dollar einbrächte, aber in nur 20 Sekunden entstanden sei; das könne er jaa auch (Spitzbart riet ihm ab), zeigte ebenso eine humorvolle Selbstironie wie jene von dem Angebot eines befreundeten Galeristen, einige Basquiats aus einem Depot in Zürich „jederzeit“ als Leihgabe nach Vorchdorf zu bringen – nur werde Spitzbart leider die Versicherung dafür nicht bezahlen können.
(Mehr zur Ausstellung)
Vernissagebesuch: Michael Praschma