Gemeinderatswahl: Und was ist mit dem Klimaschutz?

21. September 2021

Klimaschutzmaßnahmen für Vorchdorf

Die Klimakatastrophe macht auch vor Vorchdorf nicht halt. Was will die Politik tun?

Wenn die Klimakatastrophe noch wirksam bekämpft werden soll, muss auf allen Ebenen radikal gehandelt werden. Also auch in der Gemeindepolitik. „Mit welchen drei absolut vorrangigen, konkreten Maßnahmen soll die Marktgemeinde in ihrem Zuständigkeitsbereich ab sofort ihren eigenen Beitrag dazu leisten?“ war die Frage an alle wahlwerbenden Gruppen in Vorchdorf. Hier die Antworten.

Die Anfrage von INVO.report startete am Montag, 13. September per E-Mail an ÖVP, FPÖ, SPÖ, Grüne, Liste Vorchdorf und NEOS. Eine volle Woche war Zeit für die Antwort. Die einzige Vorgabe war: Die drei konkreten Maßnahmen durften mit höchstens 1000 Zeichen Umfang beschrieben werden. Also kein Platz für Worthülsen, das war die Idee. Wir geben die Vorschläge im Originalwortlaut wieder, diesmal in alphabetischer Reihenfolge der Parteien.

FPÖ

Bürgermeisterkandidat Alexander Schuster hat dem INVO.report auf Anfrage telefonisch mitgeteilt, dass Klimaschutz der FPÖ ein wichtiges Anliegen sei, Er hat aber um Verständnis gebeten, dass er aus zeitlichen Gründen nicht mehr dazu gekommen sei, konkrete Maßnahmen zu benennnen.

Grüne
  1. Eine politisch verbindliche Klimastrategie, inkl. Klimawandelanpassung. Eine personelle Verankerung am Gemeindeamt muss die Umsetzung unabhängig von ehrenamtlichem Engagement sicherstellen.
  2. Vorrang für alternative Mobilität in der Verkehrspolitik, abgesichert durch ausreichende Budgetmittel. D.h. konkret: Forcieren sicherer Fuß- und Radverbindungen (u.a. Beseitigung gefährlicher Querungen, etwa beim V-Center, in Bergern), attraktivere Fußwege (u.a. Gehwegbeleuchtung in der Brunnmühlstraße, Beschattungen), Umsetzung des im GR beschlossenen Radkonzepts, Alternativen zum Zweitauto (Carsharing, Mikro-ÖV), Anschaffen eines Fahrzeuges mit alternativem Antrieb durch die Gemeinde selber (Vorbildwirkung!), Prüfen tatsächliche Notwendigkeit diverser Straßenbauvorhaben.
  3. Beschluss verbindlicher Vorgaben bei Raumordnung & Ortsentwicklung hin zu weniger Boden- & Ressourcenverbrauch, weniger Autoverkehr, mehr Sicherheit gegenüber Auswirkungen des Klimawandels (z.B. Starkregenereignisse)!) sowie Nutzen raumplanerischer Instrumente zur Sicherstellung der Versorgung mit Erneuerbarer Energie.
Liste Vorchdorf

Ideen für den Umgang mit der Klimaveränderung
Unser Bestreben kann nur ein „Klimaneutraleres Vorchdorf“ sein. Dieses Ziel wird man aber nur gemeinsam erreichen können. So soll die Bevölkerung, aber auch die Wirtschaft zu einer aktiven Mitarbeit motiviert und eingeladen werden. Mit einem Blick über die Ortgrenzen hinaus lässt sich von Mustergemeinden vieles lernen. Die bestehenden Fördersysteme von Bund, Land und EU müssen proaktiv in Anspruch genommen werden, um damit die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen.

Raumplanerische Voraussetzungen:
Versiegelung von weiteren Grünflächen vermeiden, Maßnahmen wie Tiefgaragen, Begrünungen oder befahrbare Wiesenflächen forcieren

Öffentliche Gebäude auf Energieeffizienz überprüfen:
Thermische Sanierungen, PV-Anlagen, Gemeindefuhrpark mittelfristig auf alternative Antriebe umstellen

Anreizsysteme schaffen:
aktive Unterstützung bei Förderanträgen, Info- und Ideen-Workshops veranstalten, finanzielle Anreize schaffen, Radwegnetz ausbauen, um tägliche Kurzstrecken mit dem Auto zu reduzieren

NEOS

Zügelloses Zubetonieren? Nicht mit uns!
Werden Flächen zubetoniert, geht landwirtschaftliche Fläche verloren, Hochwasserrisiko steigt, und Hitze staut sich. Vorchdorf muss unbenutzten Altbestand revitalisieren, große versiegelte Flächen (z. B. Bahnhofstraße) begrünen und Kunstrasen in blühende Bienenwiesen umwandeln. Wir wollen aktiv Bewusstseinsbildung zum Thema Klimaschutz fördern.

Erneuerbare Energien forcieren
Ob Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden oder eine Wasserstofftankstelle im Ort: Alternative Energiequellen sind die Zukunft! Diese wollen wir gezielt fördern, so den Zuzug innovativ-nachhaltiger Unternehmen sicherstellen und grünen Strom erzeugen!

Mobiles Vorchdorf
Wir wollen sichere Fuß-, Radwege und Querungsmöglichkeiten (z. B. Ortsgebiet Fischböckau) schaffen und einen leichteren Zugang zu öffentlichen Anbindungen sicherstellen. Innovative Verkehrslösungen (z. B. Car-Sharing) möchten wir evaluieren. So können sich Vorchdorfer_innen für Aktivverkehr und gegen die Autofahrt entscheiden.

ÖVP

Bürgermeisterkandidat Johann Mitterlehner teilte auf Anfrage telefonisch mit, dass nach den Wahlen Näheres zu diesem Thema mitgeteilt würde.

SPÖ
  1. Mobilität: Bestehendes Taxisystem (Traunsteintaxi) weiter ausbauen und so attraktiv wie möglich gestalten. Carsharing, radfahrtaugliche Wege – all dies müssen wir angehen, fördern und bewerben.
  2. Gebäudesanierung: Dieses Thema muss unbedingt aktiv angegangen werden. Mittels kostenloser Untersuchungen durch eine Wärmebildkamera können kleine und große Bausünden gefunden werden, die einen erhöhten Energieaufwand bedeuten.
  3. Stromerzeugung: Jeder Neubau, egal ob Haus, Firma oder Bauernhof, muss Photovoltaik in ausreichender Menge installieren. Der gewonnene Strom soll dann in unser Vorchdorfer Energiesystem eingespeist werden. Diese Maßnahme amortisiert sich in wenigen Jahren.

 

 

2 Gedanken zu „Gemeinderatswahl: Und was ist mit dem Klimaschutz?

  1. Arm.In.Wolfff

    (Name ist der Redaktion bekannt.)
    Höchstens 1.000 Zeichen durften es also sein. Nicht gerade viel für so ein wichtiges Thema. Von daher natürlich klar, dass kein vollständiges Konzept zu erwarten war. Ganz sicher kann aber eine gemeinsame Herangehensweise, die sowohl die Bevölkerung als auch Wirtschaft und Vereine involviert, am meisten bewirken – das finde ich gut. Viel spannender (auch für meine Wahlentscheidung) ist dagegen, wer es NICHT schafft, innerhalb von 7 Tagen ganze 1.000 Zeichen zu diesem Thema in die Tasten zu tippen bzw. wer seine Ideen erst nach der Wahl präsentieren will. Wobei das ist ja einmal wirklich ein kreativer Ansatz: „Wählt´s mich am Sonntag, dann sag´ ich Euch am Montag, was Euch mit mir erwartet“. Ich habe mein Geld noch nie für Katzen im Sack ausgegeben, habe aber auch keine Ahnung, wie viele Vorchdorfer das machen werden. Es dürfen ja nicht einmal mehr die Energiegruppen-Profis im Namen ihrer Partei sprechen, sondern anscheinend nur aus der sicheren Deckung einer Hecke kommentieren.

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  2. Albert Sprung

    Nach wie vor dürfte eine Vorchdorfer Partei mit den „Medien“ insgesamt und insbesondere mit dem bereits gut besuchten und neuen INVO-Kanal, der über interessante Themen in und rund um Vorchdorf schreibt, auf „Kriegsfuß“ stehen. So wurde aus deren Reihen der INVO.report ja schon als „Gemeinderats-Bashing-Seite“ bezeichnet. Was auch immer das sein solle. Gutes war damit aber wohl nicht gemeint.

    Aber auf Infos zum Thema Klima und Umwelt befragt, jetzt fast schon „herrschaftlich“ zu verkünden, dass „nach den Wahlen Näheres zu diesem Thema mitgeteilt würde“, gibt dem Ganzen schon eine ganz besondere Note. Sind es die Vorchdorfer*innen also nicht wert, über Ideen dieser Partei zum Thema Klima & Umwelt näheres zu erfahren. Sollen die Vorchdorfer*innen die „Katze im Sack“ kaufen. Das ist schon ein sehr eigenartiges Demokratie-Verständnis.

    Sind wir also gespannt ob und was besagte Partei nach der Wahl dann „zu verkünden“ hat.

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