Nachgebohrt: Die Brunnen in der Fischböckau

5. November 2021

Dass in der Fischböckau bald einmal mehr Bagger, Kran und Co zum Bau neuer Wohn- und Investitionsobjekte anrücken, hebt die Laune dort nicht unbedingt: Die ist gemeinsam mit den Wasserständen der älteren Brunnen wegen Wasserknappheit, Verkehrsüberlastung und der grassierenden Angst vor einem Schotterabbau ziemlich tief gesunken.

Wasser wird im oberösterreichischen Alpenvorland trotz der unaufhaltsamen Erwärmung auch in Zukunft nicht zur Mangelware Nummer eins werden, so der auf Klimafragen spezialisierte Vorchdorfer Agrarwissenschafter Stefan Hörtenhuber zum INVO.report – den Artikel dazu bringen wir kommende Woche. Das zu glauben, wird etlichen Haushalten in der Fischböckau allerdings schwerfallen: Wie eine betroffenene Familie den INVO.report informierte, sind die Wasserstände mehrerer Brunnen in den letzten Jahren dramatisch gesunken.

Betroffen sind vor allem die nicht ganz frisch gebohrten Brunnen, die vor einigen Jahren noch standardmäßig rund zehn Meter tief gegraben wurden und ihre Besitzer zuverlässig mit Wasser versorgten. Bis 2019, als der Wasserstand des Brunnens von Familie X. – ihr Name ist der Redaktion bekannt – von den gewohnten 180 Zentimeter auf gerade einmal 30 Zentimeter gesunken war.

Ein Job für den Brunnenbauer

Zwei Jahre später hat sich das Pegelniveau minimal erholt und um 20 Zentimeter auf einen Wasserstand von einem halben Meter zugelegt. Berauschend ist das nicht. Daher hat die Familie unlängst einen Brunnenbauer kommen und um weitere sechs Meter nachgraben lassen: „Mehr war nicht möglich, weil wir dort auf einen Felsen gestoßen sind.“ Kostenpunkt der Nachgrabung: 2800 Euro brutto. Soviel, wie auch der bereits beantragte Anschluss an die Ortswasserleitung gekostet hätte. Aus dem ist allerdings nichts geworden. Denn ein Anschluss wäre für die Gemeinde nur in Frage gekommen, wenn alle Hauseigentümer in der Siedlung angeschlossen hätten. Doch deren Interessen sind nicht so einfach unter einen Hut zu bringen: Die in jüngerer Vergangenheit eingezogenen Bauherren haben ihre Brunnen gleich 14 und mehr Meter tief graben lassen.

Familie X. weiß sich mit ihrem Problem nicht allein: „Außer uns haben heuer schon drei unmittelbare Nachbaren nachbohren lassen, ein weiterer ist gerade dabei, und ein anderer hat den Brunnenbauer schon im Vorjahr kommen lassen.“

Rätselraten um die Ursachen

Die Ursachen des eklatanten Wassermangels, der laut Familie X. längst auch andere Teile der schon lange nicht mehr grünen Fischböckau erfasst hat, können sich die Betroffenen nicht erklären. Einer der Nachbarn von X. hat mit einem Leihgerät bereits auf eigene Faust Wassermessungen durchgeführt und glaubt, das neue Kraftwerk am Ende der Fischböckau als Verursacher ausschließen zu können.

Dafür schwirren andere Erklärungsansätze herum: Ist die Fischböckau mittlerweile auf die Ressource Wasser bezogen überbesiedelt und das Wasservorkommen fast erschöpft? Liegt es an der wachsenden Zahl von Swimmingpools, die auch in der Fischböckau vielfach schon zum neuen Einfamilienhausstandard gehören?
Oder verkauft die Martkgemeinde Vorchdorf zu viel Wasser aus dem Theuerwanger Forst an die zum Energie AG-Konzern gehörenden Wasserdienstleistungsgesellschaft WDL? Klarheit soll ein Termin mit dem Wasserbezirkszuständigen auf der BH Gmunden bringen, von dem man sich Aufschluss über Struktur und Volumen der unterirdischen Wasserreservoirs erhofft.

Massive Zukunftssorgen

Die Wasserversorgung der Siedlung, in der Familie X. daheim ist, ist voerst gesichert. Doch richtig entspannen kann sich die Nachbarschaft nicht. Ob das Nachbohren eine dauerhafte Lösung gewesen sein wird – das muss sich erst weisen. Angst macht den Fischböckauern, dass in ihrem Lebensraum nach wie vor Neubauten mit neuen Brunnen enstehen.

Mit sehr gemischten Gefühlen sehen viele Fischböckauer auch dem Wohnprojekt entgegen, das erst bei der Bürgermeister-Bustour vor einigen Tagen noch stolz als weiteres Vorchdorfer Zukunftsprojekt präsentiert wurde. Die Besorgnis gilt dabei weniger dem zusätzlichen Wasserverbrauch der Fischböckauer Neuankömmlinge, sondern der in den Stoßzeiten bereits heute angespannten Verkehrssituation auf der Brunnmühlstraße. Die schmale Verkehrsverbindung, die sich durch die ganze Fischböckau zieht, ist historisch nicht auf den Verkehr von heute ausgelegt. Da mehr Bewohner immer noch mehr motorisierten Individualverkehr bedeuten, rechnet man in der Fischböckau ganz pragmatisch mit einer weiteren Verschärfung des Problems. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht eines in der Fischböck geplanten Schotterabbaus im Bereich der Steinwändleiten – der ohne Schwerverkehr nicht zu machen wäre.

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