Krank. Der INVO.report-Corona-Test

2. November 2021

Man hat ja nun schon Einiges über Corona gehört. Nachdem Bundes- und Landespolitik die Pandemie bereits mehrfach „gemeistert“ sahen und Sätze wie „Es wird keine zweite Welle“ zum running gag geworden sind, hat sich der INVO.report aus aktuellem Anlass – Infektionszahlen wie noch nie zuvor, Ausreisekontrollen aus dem Bezirk Gmunden – endlich an das Experiment gewagt und Corona buchstäblich am eigenen Leib getestet.

Die beginnenden Herbstferien bieten den optimalen organisatorischen Rahmen für den Selbstversuch in der Bilderbuch-Konstellation Mama-Papa-Kind-und-Kind. Sich eine Infektion zu besorgen, erweist sich als nicht weiter schwer: Welcher Ansteckungsversuch letztlich wirklich erfolgreich gewesen, wird ungeklärt bleiben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber glückt er in den letzten Schultagen vor den Ferien in der Schule. Am strahlend schönen ersten Feriensonntag ist es dann soweit: Kind 1 sitzt benommen und ohne Appetit beim Mittagessen. Die Stirn ist heiß, die Augen glänzen fiebrig. Da wird die Nachmittagswanderung mit Freund*innen und Großfamilie wohl ohne die Patientin stattfinden, die gleich ins Bett gesteckt wird. Der auf mütterliche Anordnung durchgeführte Corona-Test (Variante Nasenbohrer) ist positiv. Geschafft!

Das arme Kind wird „abgesondert“, Wandern gestanzt, die Corona-Hotline informiert. So wie auch alle Menschen, die man in den letzten Tagen getroffen hat. Vorsichtshalber macht auch der Rest der Familie einen Schnell- und alle einen Gurgeltest. Das wirklich freundliche Contact Tracing der BH Gmunden lässt ein paar Tage auf sich warten – kein Wunder, am Amt ist gerade wieder die Hölle los. Währenddessen terrorisiert Kind 2 die Eltern, weil es nicht mit Kind 1 spielen darf, das schließlich hustet, niest, spuckt, schwitzt und leidet. Da sich die erwachsenen Testpersonen dann doch nicht ohne Impfung an das Experiment gewagt haben – 2 x Astra Zeneca im April und Juni bzw. 2 x Pfizer im Juli und August – hält sich die Besorgnis in Grenzen: Kind 1 wie 2 sind sehr robuste und vitale Exemplare, und die erwachsene weibliche Testperson hat sich am letzten Freitag vor den Ferien noch in der Apotheke in Laakirchen per Schnelltest einen passablen Antikörper-Schutz im guten mittleren Bereich attestieren lassen.

Am Mittwoch dann das Erstaunliche: Der Nasenbohr-Schnelltest der erwachsenen männlichen Testperson zeigt zwei Striche und damit einen Impfdurchbruch an. Nach kurzer Beratung wird zum Jubel von Kind 2 die Absonderung von Kind 1 aufgehoben, was dazu führt, dass am Donnerstag auch die weibliche Testperson und Kind 2 positive Schnelltests produzieren: Alle vier infiziert!
Zu diesem Zeitpunkt ist das Experiment für den erwachsenen Tester männlichen Geschlechts schon nicht mehr so lustig: Nach einem symptomfreien ersten Tag hat er alle Anzeichen und Effekte einer ausgewachsenen Grippe. Als da wären Gliederschmerzen, abwechselnd dumpfer und stechender Kopfschmerz, Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, Schweißausbrüche, Appetitlosigkeit und eine bis zur Handlungsunfähigkeit gehende Müdigkeit. So kann es 20 und mehr Minuten dauern, wirklich nach den Kopfhörern auf der Fensterbank zu angeln, nachdem man sich dazu entschieden hatte, es mal mit Musik zu versuchen. Mit dem Husten kommt weißer Schleim von unten herauf, der im Lauf der Tage mehr wird und die Farbe ändert. Ganze Nächte und halbe Tage vergehen damit, sich im Liegen verzweifelt von einer auf die andere Seite zu wälzen, um eine erträgliche Position zu finden.

Bei der weiblichen Testperson schlägt Covid schneller durch, äußert sich aber in einer etwas anderen Symptomatik mit schmerzhaftem Husten und einer beklemmenden Enge im Brustraum. Die Kopf- und Körperschmerzen sind gleich, dito das auf knapp über null gefallene Energielevel. Die Basisversorgung der Kinder plus das Zubereiten und widerwillige und rein aus Vernunft erfolgende Verzehr von Kleinstportionen Nahrung erschöpft alle vorhandenen Kapazitäten. So war das nicht geplant! Daher und weil das von Herbert Kickl empfohlene Pferdewurmmittel nicht vorrätig ist, schlagen die Probanden zur Verwirrung der ideologisch gefestigten Fronten im Impfstreit einen Haken und konsultieren einen TCM-Arzt, der nach audiovisueller Befundung zwei Granulatmischungen verschreibt.

Während sich Kind 1 langsam erholt, entspannt sich die Lage über das Wochenende auch bei den Erwachsenen: Jeden Tag verschwindet oder mildert sich ein Symptom. Am Samstag reicht die ganze Kraft dann schon dazu, eine Ladung Wäsche zu waschen und aufzuhängen. Knappe eineinhalb Wochen nach Testbeginn rückt ein normales Arbeits- und Alltagsleben mit einigem Respektabstand wieder in Sichtweite. Doch für einen Achtstundentag ist der Energiepegel nach wie vor zu gering. Auch Kind 1 ist noch nicht zu den ausgelassenen Sprints in der Lage, die es sonst so gerne im Garten macht – während die Infektion an Kind 2 gesundheitlich (wenn auch nicht nervlich) spurlos vorübergegangen ist.

Was uns zu folgendem Testergebnis bringt: Welche Virusvariante auch immer am Werk war – sie hat ziemliche Durchschlagskraft bewiesen und in zwei Testfällen den Impfschutz glatt durchbohrt. Das ist kein Ruhmesblatt für die Impfung, macht sie aber aus INVO.report-Sicht gerade deshalb umso wertvoller: Wie die Infektion ohne Impfung (und TCM) verlaufen wäre, will sich keine der beiden erwachsenen Testpersonen wirklich ausmalen. Die Versorgung von Kind 1 und 2 wäre vermutlich nicht mehr möglich gewesen, nur: wohin mit zwei infizierten Kindern?
Was auf jeden Fall hilft, sind Nachbar*innen, Freund*innen und Angehörige, die bereitwillig hin und retour 50 km zum Medizinabholen fahren, für den Nachschub an den in absurder Menge verbrauchten Taschentüchern sorgen und Aufmunterndes wie Allerheiligenstriezel, TipToi-Bücher und Apfelschlangerl vor der Haustüre deponieren.

Was das für die geschätzten Leser*innen des INVO.report heißt, müssen sie selber wissen. Wir sagen nur so viel: Bei der Vorchdorfer Impfquote gibt es noch Luft nach oben. Zur Impfanmeldung des Landes Oberösterreich geht es hier.

3 Gedanken zu „Krank. Der INVO.report-Corona-Test

  1. Christian Neuwirth

    Eigentlich wollte ich eurem flammenden Appell zu den „Impfgelegenheiten“ gerade folgenden interessanten Link http://a.msn.com/01/de-at/AAQvnpD?ocid=se im Kommentar hinzufügen. Geht nur nicht. Okay.

    Deshalb hab ich diesen Beitrag , in dem davon berichtet wird, dass „die Ärztekammer aktuell Ausfälle und Dauerprobleme bei der Elektronischen Gesundheitsakte ELGA – beklagt“. Sprich die Impfungen grad nicht im e-Impfpass eingetragen werden können.

    Ganz nach dem Motto „Was ist wenn du dich impfen lässt und keiner erfährt das.“

    Schlimmer Gedanke, wenn man dahinter wieder eine neue Schikane um nur die Impfquote aufzupeppen und das eigentliche Problem aufschiebt, vermutet. Sorry.

    Aber vermutlich ist ja wieder nur die Politik zu schnell und das System mit den Kinderkrankheiten beschäftigt.

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  2. Stefan Przybylo

    Auch wenn es für die Familie in der Zeit alles andere als lustig war, hat mich der Beitrag derart erheitert, dass ich mich dafür echt bedanken muss. Bitte schreib weiter so 👍😂

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  3. IRMGARD

    Euren Beitrag zum Coronatest finde ich köstlich. Man darf bei allem Respekt vor dieser Krankheit, den Humor nicht ganz vergessen.
    Ich hoffe die betreffende Familie hat alles unbeschadet überstanden.

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