M.a.D. #12 : Alfreds Offener Brief an unseren Bürgermeister

9. Juni 2022
Meinung am Donnerstag

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Hans!

In den letzten Wochen ist einiges passiert, das mich veranlasst hat, dir meine Meinung auf diesem Wege zu übermitteln. Du sollst wissen, ich schätze es jedesmal wirklich sehr, wie freundlich du mich seit Jahren grüßt, wenn ich mal an deinem Anwesen vorbeigewandert bin. Ich war vom Selbstgebackenen deiner Gattin auf der herbstlichen Bürgermeister-Bustour echt begeistert, aber noch viel mehr, als sie mich tatsächlich angerufen hat, um mir einen Laib ihres super-guten, aber leider offiziell nicht käuflichen Brotes anzubieten. Niemals gab es einen bösen Blick, wenn ich dir und deinem Traktor mal mit dem Radl am Feldweg im Weg gestanden bin. Im Gegenteil, öfters mal hast du dir Zeit für ein kurzes Plauscherl genommen – auch wenn es dabei meist um Unerfreuliches wie die Dorfpolitik ging. Ganz ehrlich, ihr Mitterlehners seid´s mir total sympathisch!

Der Bademeister und die good news

War diese Sympathie vielleicht der Grund, warum ich einige Aussagen in unserem „Wir sind Bürgermeister“-Gespräch erst jetzt hinterfrage? Zum Beispiel deine Aussage, dass du ja Beiträge auf INVO.report nicht wirklich liest: Durchaus spannend, wenn du einem schon bei der Terminvereinbarung zu einem Gespräch vermittelst, dass deine Gesprächsvorbereitung nicht wirklich vollständig ist. Eh klar, jeder kann lesen, was er will. Aber für einen Bürgermeister könnte es doch interessant sein, seine Ohren auch bei kritischeren Medien zu haben. So viele Plattformen bietet der Ort ja dann doch wieder nicht.

Oder dein Vorwurf, du würdest es nicht verstehen, „warum wir als Ortsmedium so selten positive Berichte über Vorchdorf bringen würden“. Auf unseren Hinweis, dass dies eher am Informations- und Kommunikationsmangel seitens der Ortspolitik scheitert, gab es relativ diffuse Antworten. Unser Angebot, umgehend über Positives zu berichten, wird in einer eher erstaunlichen Form genützt: „Vorchdorf sucht einen Bademeister“. Na, das war doch mal eine richtig gute Nachricht, danke dafür! Wie du weißt, wir haben unser Versprechen gehalten und alle Leser*innen binnen 72 Stunden über dieses unglaubliche Highlight informiert (die Verzögerung lag im Übrigen außerhalb unseres Einflussbereiches, da es noch keine Stellenausschreibung für den Job gab!).

Entschuldigung an dieser Stelle auch, dass ich in Sachen Bildungscampus deinen Aufruf zunächst für einen verunglückten Witz gehalten habe: „Jeder aus dem Ort, der jemanden beim Land in Linz kennt, vom Schulwart, über die Lehrer und Direktoren bis hin zu jedem einzelnen Dorfpolitiker soll seine Beziehungen spielen lassen und dort anrufen, um Unterstützung für den Bildungscampus zu erbitten“. Ernsthaft jetzt? So funktioniert also strategische Planung à la Vorchdorf? – Statt mit einem abgestimmten Vorgehen, wer mit welcher Botschaft an wen herantreten kann, um möglichst zielgerichtet Vorchdorfs Wünsche in der Landeshauptstadt zu deponieren? Da bedürfte es aber eines Strategen, der führt, plant und koordiniert. Könnte es daran liegen, dass in Linz seit Jahren bei diesem Thema nichts weitergegangen ist? Du hast ja selbst gesagt, eigentlich wüsstet ihr nicht, woran es hakt.

Wer ist denn nun der Schmied und wer der Schmiedl?

Auch deine Sicht betreffend meiner erfolglosen Nachfragen zu einem leidigen Leserbrief in eurem letzten Parteiblatt (angeblicher Polizeieinsatz am Gemeindeamt) kann ich nicht nachvollziehen: „Geh doch gleich zum Schmied und nicht zum Schmiedl!“ hast du mir gesagt. Also, wenn die Verfasserin und der für den Inhalt Verantwortliche nicht die Schmiede sind, wer denn bitte dann? Wer warum den Polizeieinsatz verursacht haben sollte, konntest du mir mir als Ober-Schmied aber auch nicht sagen.

Noch eine Frage: Hat es ein Bürgermeister (angeblich) wirklich nötig, Berichte eines Gemeindevorstands eigenmächtig vor der Veröffentlichung in der Gemeindezeitung abzuändern? Ist das vielleicht ein weiteres Zeichen dafür, wieviel Misstrauen vorhanden ist und wie unfähig man ist, unterschiedliche oder gar kritische Positionen im gemeinsamen Gespräch auszuräumen?

Ist es wirklich wahr, dass ein Ortsoberhaupt jemandem den Handschlag verweigert? Ganz ehrlich, für mich wäre das ein absolutes „No-go“ für dieses Amt, mehr noch, es wäre ein Zeichen der Kapitulation, ein Eingeständnis der Unfähigkeit, miteinander (!) zu kommunizieren. Zeigen diese Beispiele nicht, wie traurig es um die Führungs- und Managementkompetenzen an der Ortsspitze bestellt ist? Der Begriff „miteinander“ muss doch effektiv umgesetzt werden, wenn er mehr als ein Wahlslogan sein soll.

Eine Frage der Höflichkeit

In meiner M.a.D. „Wir sind Bürgermeister“ habe ich über deine Zusage zu regelmäßigen Pressegesprächen mit dir als Bürgermeister berichtet. Verstehe doch, schließlich wollen wir als einziges unabhängiges lokales Medium rasch an Infos kommen, Dinge er- und hinterfragen können und natürlich ohne Verzögerung auch über sämtliche „good news“ berichten. Über vier Wochen ist das jetzt her. Auch eine höfliche schriftliche Nachfrage blieb unbeantwortet, weder Zu- noch Absage. In meiner steirischen Heimat sagt man übrigens „koa Antwort hoast leck´ ma en Oasch.“ Muss ich das wirklich so auffassen?

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Das sagt der Volksmund. Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich Kommunikationsfähigkeit und Führungsstärke über die Jahre aneignet – der eine kann es dann besser, der andere vielleicht nie. Oftmals spielen Chefs und Vorgesetzte dabei eine tragende Rolle, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Könnte es denn sein, dass die letzten 13 Jahre mit einem fast schon autoritären System eher nicht so förderlich waren?

Was meinst du, was macht denn einen guten Bürgermeister aus? Im Prinzip ist der doch ein Manager einer Gemeinde. Könnte es helfen, einander zuzuhören, MITEINANDER zu kommunizieren, planen und führen zu können sowie entscheidungsstark zu sein?

Ich habe mir jedenfalls meine Meinung gebildet: Wir haben einen außerordentlich sympathischen Bürgermeister! Aber bei all den Herausforderungen Vorchdorfs, reicht Sympathie als Kernkompetenz für das Bürgermeisteramt?

Einen schönen Donnerstag
wünscht dir Alfred E. Neumann

4 Gedanken zu „M.a.D. #12 : Alfreds Offener Brief an unseren Bürgermeister

  1. Tom Edtmeier

    Lieber Alfred E. Neumann, liebe Kommentatoren!

    Bei vielen richtigen Aussagen, die hier zu diesem „Offenen Brief“ getroffen wurden, verschließt sich mir die von allen gebetsmühlenartig gestellte Frage, ob Hans Mitterlehner (mit seiner schwarzen Freunderlpartie) die richtigen Antworten auf zukunftsweisende Fragen für Vorchdorf geben kann. Diese Frage stellt sich aber gar nicht, denn sie ist seit Jahren beantwortet: NEIN!

    Mitterlehner – und hier teile auch ich über weite Strecken die menschlichen Sympathiebekundungen – ist politisch nur ein Schimpl 2.0. Er agiert mit der gleichen Abgehobenheit, dem gleichen Allmachtsdenken, der gleichen Unfähigkeit für Kompromisse, dem gleichen Parteisoldatendenken und vor allem der gleichen inhaltlichen Kompetenzlosigkeit. Eine Auflistung dessen, was hier in den letzten Jahren verbockt, verhindert oder einfach verabsäumt worden ist, würde mittlerweile ganze Bücher füllen.

    Man kann die Geschicke einer immerhin 7.600 Seelen-Gemeinde einfach nicht lenken, wie es die Belange des aus drei Mitgliedern bestehenden Philatelisten-Vereins von Oberschmauswabing verlangen würden. Und ohne dem Herrn Bürgermeister und vereinzelten Gemeinderäten durchaus ehrliches Bemühen abzusprechen, muss man hier doch schon lange zu dem Schluss kommen: Gut gemeint, ist nur in den seltensten Fällen gut gemacht.

    Es bedarf in Vorchdorf einer Koalition der Kompetenzen, falls notwendig unter Beiziehung von externen Beratern. Aber dazu müsste man die parteipolitische Brille ablegen und auch der Ausgrenzungspolitik abschwören. Genau hier beißt sich jedoch die Katze wieder in den Schwanz.

    Und so bleibt zu befürchten, dass es für Vorchdorf weiter heißt: Kopfschütteln statt Händeschütteln.

    Edtmeier Ende!

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  2. Franziska Zimmer

    Lieber Alfred E. Neumann, danke für deinen offenen Brief. Wir als unmittelbare Nachbarn können das Verhalten des Bürgermeisters sehr wohl bestätigen. Es passiert kein Miteinander, sondern ein Gegeneinander, ja sogar so weit, dass wir in einem Gespräch, wo es um ein Schlechtmachen in der Öffentlichkeit uns gegenüber von seiner Familie ging – das wir besprechen wollten – uns Hans Mitterlehner als Bürgermeister-Anwärter unverständlicherweise mitteilte, dass wir von ihm keine Hilfen bzw. Unterstützung mehr zu erwarten haben. Wortwörtlich: „Ihr braucht’s zu mir nicht mehr kommen!“ Und so ist es auch – die „unwahrscheinliche Sympathie“ hat 2 Seiten!

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    1. Alfred E. Neumann

      Frau Zimmer,
      mir scheint, zwischen Ihnen und Ihrem Nachbarn bestehen keine Sympathien. Von meiner Seite her gibt es die aber definitiv für die gesamte Bürgermeister-Familie (menschlich gesehen) – ich dachte eigentlich, ich hätte das klar genug formuliert (daher mein Vorschlag an Sie: nochmalige Lektüre). Es ist mir somit sehr wichtig anzumerken, dass mich allfällige Nachbarschaftsstreitigkeiten definitiv nicht zu meinem offenen Brief bewogen haben. Mir geht es eindeutig um eine größere Sache.
      Gruß.

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  3. Albert Sprung

    Lieber Alfred E. Neumann,
    ich kann Ihnen beipflichten, Johann Mitterlehner ist im Prinzip ein sympathischer Mann. Grundsätzlich immer freundlich, wenn auch nicht immer händeschüttelnd, was hier und dort Kopfschütteln hervorruft, aber immer sehr positiv gestimmt und eingestellt.
    Aber die Frage, die sich auch Ihnen gestellt hat, ist ja, macht ihn das unbedingt auch zwangsläufig zu einem guten Bürgermeister für Vorchdorf, den wir gerade in dieser Zeit bräuchten.
    Dazu muss man sich erst einmal die Frage stellen, welche Motive trieben die bisherige Bürgermeisterpartei an, den Hans letzten Herbst ins Rennen um den Bürgermeistersessel zu schicken, nachdem sich der Scheidende zum Wackelkandidaten entwickelte und schließlich nach einigem Hin und Her abdankte.
    Kleine, aber auch gewichtige Interessenten wären schon da gewesen. Man entschied sich aber eher für den Aussichtsreicheren, der auch gute Chancen haben sollte, die Wahl auch zu gewinnen. Diese Rechnung ging zwar knapp, aber jedenfalls auf.
    Ob grundsätzlich freundlich aber ausreichen wird, für Vorchdorf die entscheidenden Weichen für die Zukunft zu stellen, das ist schon die große Frage. Vieles steht jetzt auf dem Spiel. Nur mit vereinten Kräften und mit Leadership können wichtige Projekte für Vorchdorf entwickelt und vorangetrieben werden. Und ein freundlicher Blick alleine wird die dahinter liegende Leere nicht kompensieren können. Da wird es mehr brauchen.

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