22. September 2022
Meinung am Donnerstag
Ein Markt voller Leben also. Ich habe ja schon einmal beschrieben, wie sehr ich es schätze, in dieser Umgebung leben zu dürfen. Die vielen Möglichkeiten in unserer wunderbaren Natur, die mehr als ausreichende Nahversorgung, die verkehrstechnisch günstige Lage – ich wüsste nicht, mit welchen Platz ich tauschen wollte.
Ein guter Ausgleich für mich ist eine Runde an der frischen Luft, egal, ob am Radl oder per pedes. Was mich bei diesen Gelegenheiten aber immer nachdenklicher stimmt, ist die anscheinend grenzenlose Bautätigkeit: in jüngster Vergangenheit die zwischenzeitlich bewohnte Wohnwelt Bergern, das Wohnen an der Dürren Laudach (vormals Lagerhaus), das Projekt in Messenbach oder die Kieninger-Bauten in der Bahnhofstraße – alleine diese Projekte bringen es schon auf exakt 169 neue Wohnungen.
Aber das ist ja bei weitem noch nicht alles! Mehr als Gerüchte um Projekte in der Nähe des Bahnübergangs nach Messenbach, am Tanglberg und in der Fischböckau kenne ich nicht, gehe allerdings davon aus, dass auch dort geklotzt und nicht gekleckert werden wird. Dass unser Rauchfangkehrermeister mit einem goldenen Händchen für Immobilien sein Investment in den ehemaligen Gasthof Roith mit enorm weitläufigen landwirtschaftlichen Flächen nicht zum Spaß gemacht haben wird, davon darf man fix ausgehen. Auch wenn diese Flächen meinem Verständnis nach aktuell nicht als Bau(erwartungs)land ausgewiesen sind, so muss das bekanntermaßen nicht bedeuten, dass sich das nicht ändern ließe.
Die von der grünen Truppe in ihrer letzten Parteizeitung selbst geschürten Gerüchte rund um die Lagerflächen der XXXLutz-Gruppe haben einige die Ohren spitzen lassen. Wie heißt es, an jedem Gerücht ist ein Funken Wahrheit. Spannend in diesem Zusammenhang auch, wie sich diese Fraktion bei Umwidmungswünschen für derartige Projekte verhalten wird – Billa 3.0 ist einigen wohl in nicht so guter Erinnerung.
Vorchdorf wächst schneller als Oberösterreich
Die aktuellsten Einwohnerzahlen (Quelle: Statistik Austria) weisen für Vorchdorf 7.602 Einwohner aus. Vor 40 Jahren waren es mit 6.263 um fast 22 % weniger. Oberösterreichs Bevölkerung ist in diesem Zeitraum um „nur“ 18 % gewachsen. Damit wird Vorchdorf bereits als fünfgrößte Gemeinde Oberösterreichs geführt. Würden man das sportlich betrachten wollen, könnte unsere Vorchdorfer Brust durchaus stolz anschwellen.
Diese Platzierung bedeutet aber auch eine große Portion Verantwortung. Bleibt also die Frage, was denn eigentlich die Strategie der Gemeinde ist: Die Stärken nützen und weiter wachsen auf Teufel komm raus oder sich mit dem Erreichten zufriedengeben und das Gute besser zu machen. Oder mal abwarten, wird schon werden. Ich gebe zu, ich habe absolut keine Ahnung, was diesbezüglich politisch gewollt und geplant ist. Ich habe ja auch schon Stimmen vernommen, wonach Einwohnerwachstum notwendig ist, um den Arbeitskräften der im zukünftigen Gewerbegebiet tätigen Unternehmen Vorchdorf auch als Wohnort schmackhaft zu machen. Wie sich all das dann auch die Infrastruktur, sei es Kinderbetreuung, Schulen, aber auch den Verkehr (Stichwort Kreisverkehr …) auswirken wird, ja dazu könnte man sich schon heute Gedanken machen – wenn man denn eine Vision hätte.
Ich habe zwar schon bei einigen Gelegenheiten versucht herauszufinden, ob sich jemand neben dem Mühen des politischen Alltags auch an einem Gedanken an die Zukunft versucht. Wie es mir so mit Antworten auf meine geht, will ich nicht schon wieder thematisieren.
Qualität vor Quantität als Strategie?
Zwischenzeitlich gibt es ja immer mehr Gemeinden, die sich gegen diesen Wachstumstrend stemmen, die Bevölkerungszahl quasi einfrieren sowie gnadenlose Umwidmungen nicht mehr zulassen. Moderne politische Kräfte definieren klare Grenzen für den Wohnbau und von Firmenansiedlungen. Es darf dann auch mal wieder Qualität vor Quantität sein, zB. mit dem Bewahren, Beleben und Attraktivieren von Ortskernen.
Es bleibt also spannend im Markt voller Leben.
Einen schönen Donnerstag
wünscht Alfred E. Neumann