18. Januar 2023
Die Nahwärme Vorchdorf ist größer als man glauben könnte – und das in mehrfacher Hinsicht. Was als fast unscheinbare genossenschaftliche Initiative vor gut 15 Jahren begann, ist heute die größte Anlage ihrer Art in Oberösterreich, die sich in landwirtschaftlicher Hand befindet. Der Anschluss weiterer Haushalte und Siedlungen ist schon geplant.
Von außen optisch beinahe versteckt zwischen Miba und Sicherheitszentrum, erschließen sich die Dimensionen der Anlagen erst bei einem Rundgang: fünf teils gewaltige Biomassekessel mit einer Gesamtleistung von fast 1 Megawatt – genug, um rund 900 Haushalte zu heizen und mit Warmwassser zu versorgen; dazu sechs unterschiedliche, großteils neue Stromerzeugungsanlagen, von denen allein die mit Holzgas betriebenen Generatoren den Bedarf von 850 Einfamilienhäusern decken können. Die Kapazität der Nahwärme wurde erst im letzten Jahr erheblich aufgestockt. Neue Anschlüsse an das bestehende Leitungsnetz und auch Erweiterungen der aktuell etwas über 20 km Leitungslänge sind damit ohne weiteres abgedeckt.
Durch glückliches Timing in der Krisenzeit richtig platziert
Die Klimakrise war bei der Gründung der Genossenschaft im öffentlichen Bewusstsein noch ein Schemen am Horizont. An Ereignisse wie die Energiekrise durch den Ukrainekrieg hat überhaupt niemand gedacht. Dass eine Anlagenerweiterung genau zu Beginn der jetzigen Heizsaison in Betrieb gehen konnte, war schierer Zufall. Trotzdem ist man gerade jetzt in der Führung der Nahwärme Vorchdorf stolz, dass man die anfänglichen Widerstände gegen etwas so Grundvernünftiges wie Energie aus regional erzeugter Biomasse überwunden hat und nun auch mit großformatiger Kraft-Wärme-Kopplung Vorreiter ist.
Denn, so erklären Geschäftsführer August Schöfberger und Obmann Josef Scherleithner, die Nutzung der bei der Verbrennung von Hackschnitzeln entstehenden Holzgase zum Antrieb von Generatoren zu nutzen, steigert den Gesamt-Wirkungsgrad auf 75–80 %. Der Strom wird ins Netz eingespeist und erhöht so den Ertrag der Genossenschaft. Nicht zuletzt dieses etwas größer angelegte Denken war es, das den Vorchdorfern kürzlich die Auszeichnung „EnergieStar“ einbrachte.
Inzwischen ist die Nahwärme solide genug aufgestellt, um für die nächsten Jahre nicht nur die Weiterführung der bereits begonnenen Versorgung des INKOBA-Betriebsgebiets ins Auge zu fassen, sondern auch das Leitungsnetz für private Haushalte bis in die Siebenbürgersiedlung, ins Kellerfeld und in Feldham noch weiter hinaus zu ziehen. Auch zusätzliche Anschlüsse von Haushalten entlang der bereits verlegten Leitungen sind schon jetzt möglich und werden staatlich gefördert. Eine Karte mit dem Leitungsnetz und weitere Informationen finden sich auf der Website der Nahwärme Vorchdorf.
Im Vergleich zu anderen Energieträgern kommen Nahwärmekund:innen preislich trotz erheblicher Kostensteigerungen beim Rohstoff Holz relativ glimpflich davon. Unter 30 % teurer als im Vorjahr liegen die Preise derzeit. Die Mitgliedschaft der Nahwärme Vorchdorf im Biomasseverband Oberösterreich bietet außerdem eine gewisse Gewähr dafür, dass eine an einem Mischindex ausgerichtete Preisstabilität eingehalten wird.