Doch, auch als Einzelne können wir etwas tun!

18. Februar 2023
Ein ökologischer Aufruf von Michael Praschma

Während entlang der Inneren Laudach zu Hochwasserschutzzwecken Bäume gefällt werden – und zwar weit über das erlaubte „unumgängliche Ausmaß“ hinaus –, zeigt sich an anderer Stelle, dass mit nur wenig Aufwand der Klimaschutz mithilfe von Bäumen gefördert werden kann.

Bäume auf dem Vorchdorfer Hofer-Parkplatz

Bonsai statt Schatten? – Radikaler Rückschnitt bei Parkplatzbäumen. Doch das soll anders werden.

Bäume sind Klimaschutz pur. Je älter, größer und laubreicher, desto wirkungsvoller. Nicht bloß, weil sie CO₂ speichern, sondern auch, weil sie für Schatten und damit Abkühlung sorgen, besonders in bebauten Gebieten. Dass der Parkplatz der Vorchdorfer Hofer-Filiale mit gar nicht wenigen Bäumen bepflanzt wurde, ist insofern lobenswert. Um diese Zwecke zu erfüllen, müssen sie sich aber auch gesund entwickeln.

Baumschnitt fast wie vom Rasenmäher

Der aktuelle Anblick der noch recht jungen Bäume erschreckt allerdings. Statt einer üppig wachsenden Krone zeigen sich überall radikal gestutzte Äste. Was wird das? Bonsai statt Beschattung? Der Kontakt über die Hofer-Website führt zum Kundenservice. Die schriftliche Anfrage des INVO.report lautet, es sei festzustellen, „… dass die Kronen dieser Bäume (…) stark zurückgeschnitten wurden. Das erscheint wenig sinnvoll bzw. zweckmäßig: Zum einen dienen die belaubten Bäume (zukünftig) vor allem in der warmen Jahreszeit ja der Beschattung der abgestellten Fahrzeuge und somit einem angenehmeren Einkaufserlebnis; zum anderen wären Bäume, je grö0er und laubreicher sie sind, umso wirkungsvoller, um einen positiven Einfluss auf das Kleinklima auszuüben und ab einer bestimmten Höhe sogar Restschall von der Autobahn zu dämpfen.  Wir bitten daher für unsere Leserinnen und Leser um Auskunft darüber, ob Ihr Unternehmen diesen Überlegungen nicht folgen und zukünftig die Bäume am Parkplatz ungehemmt wachsen lassen möchte, soweit nicht akute Sicherheitsaspekte betroffen sind.“

Überraschung! Schon drei Tage später teilt das Kundenservice mit, das Anliegen – dankeschön! – sei an die zuständige Fachabteilung weitergeleitet. Unsere Rückfrage (sinngemäß: Und nun?) bekommt zwar schon am selben Tag Antwort, aber hier zeigt sich die Serviceabteilung nun leicht überfordert: Wann die Fachabteilung sich zu der Frage zurückmeldet, könne man leider nicht sagen. Also Geduld.

Nein, nicht abgewimmelt! Es geschieht tatsächlich etwas.

Nach knapp zwei Wochen dann doch zum Schmied statt wieder zum Schmiedl, also zur Hoferschen Presseabteilung, immerhin sind wir ja ein Medium! Und jetzt wird’s professionell: Die angeschriebene Dame kontaktiert nicht nur binnen weniger als 24 Stunden jene Fachabteilung und erhält dort Auskunft, sondern richtet diese dem Kundenservice als ursprünglicher Adresse auch noch gleich aus, worauf der wiederum uns antwortet. Alles innerhalb eines Tages! Ich schaue niemanden im Ort an, aber es gibt hier Stellen, wo es etwas schwieriger ist, solche Auskünfte zu bekommen.

In der Sache sagt Hofer übrigens: „Der Rückschnitt wurde durch den beauftragten Grünanlagenpfleger sehr radikal durchgeführt. Dies wurde bereits thematisiert und wird künftig wieder in einem angemessenen Ausmaß erfolgen.“ Bleibt zu hoffen, dass der Grünanlagenpfleger „angemessen“ richtig versteht, nämlich „möglichst schonend“ und nicht „so viel schneiden, bis das Budget ausgeschöpft ist“!

Die Moral von der Geschicht‘: Es lohnt sich, wenn man sich kümmert. Nicht immer und überall, aber doch immer wieder mal. Und ganz nebenbei sind solche kleinen Erfolgserlebnisse auch ein gutes Mittel gegen die lähmende Verzweiflung angesichts  sonstiger erschreckender Borniertheit.

Nachtrag: Oder 2 Jahre lang auf einem Baum leben

Zufälle gibt’s! Kaum hatte ich diesen Artikel fertig geschrieben, kam mir auf Facebook ein Beitrag des englischen Dokumentarfilmers und Naturforschers David Atttenborough unter. Er erinnert da an eine junge amerikanerin, die über zwei Jahre lang – 738 Tage! – auf einem 1500 Jahre alten Redwood-Baum verbrachte und so verhinderte, dass er gefällt wird. Das ist die Geschichte von Julia Butterfly Hill. Die Verwüstung der uralten pazifischen Küstenwälder ist eine Katastrophe und Barbarei historischen Ausmaßes. Und Julia Hill ist eine inspirierende Heldin.

2 Gedanken zu „Doch, auch als Einzelne können wir etwas tun!

  1. Franz Steinhaeusler

    100 % Zustimmung. Die Bäume werden oft brutal zurückgeschnitten, dass es einen richtig erschreckt. Wie wenn sie notwendige Ärgernisse wären, anstatt etwas Achtung entgegenzubringen. Bin neugierig, ob die versprochene 1½-fache Aufforstung des verwüsteten Gebiets, des Kahlschlags, in Ohlsdorf wirklich durchgeführt wird. Ich unterstelle einmal, nein, zumindest nicht in vollem Umfang bzw. statt einem gesunden Mischwald wahrscheinlich eine schnell und billig „herzustellende“ schnell wachsende Baumplantage; anyway: Wo wären noch genug Flächen in dem zersiedelten, zu flächenversiegelten Gebiet hier? Schade, das Bundesland könnte viel schöner sein, aber Geldgier und fehlender Sinn für Ästhetik überwiegen hier.

    Ja, die Dokus von David Atttenborough sind toll.

    Zum Thema Literatur fällt mir noch ein: Italo Calvino – Der Baron auf den Bäumen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert