25. April 2021
Am Tanglberg droht ein weiteres Stück Grün im Ortskern verlorenzu gehen: Durch die Tiefgarage eines Wohnbauprojekts und neue öffentliche Parkplätze. Ob es dadurch zur angestrebten Verbesserung der Verkehrssituation kommt, ist fraglich.
Als Verkehrsproblem steht der Tanglberg seit vielen Jahren zur Diskussion, ohne dass es bisher zu einer befriedigenden Lösung für alle Verkehrsteilnehmer*innen gekommen wäre. Das sind nicht nur die Autofahrer*innen, die an Engstellen der alten Straße nur mit großer Vorsicht aneinander vorbeikommen. Sondern auch die Fußgänger*innen, die es kaum schlechter haben könnten: An seiner schmalsten Stelle ist der Gehsteig wenig mehr als 60 Zentimeter breit. Ein Ding der Unmöglichkeit für Kinderwägen, Rollstühle oder auch nur zwei Passant*innen, die sich hier begegnen.
Auch an mehreren anderen Stellen bleibt den Gehenden – darunter Kinder auf dem Schulweg – nichts anderes übrig, als auf die Fahrbahn auszuweichen. Umso mehr, da der Gehsteig nicht selten verparkt ist. Das liegt nicht immer in der Verantwortung sorgloser Autofahrer*innen, sondern auch an der geländebedingt knappen Bemessung der Kundenparkplätze des Reinigungsbetriebs Anita: So klein kann der PKW kaum sein, dass sein Heck nicht auf den Gehweg ragt.
Parkplatz statt Wiese
Abhilfe erhofft sich die Gemeinde von einem Bauprojekt am Tanglberg: Das vor einigen Jahren von Hermann Schauflinger erworbene „Aigner-Haus“ steht davor, durch ein zweistöckiges Mehrparteienwohnhaus ersetzt zu werden. Teil des Projektes ist eine zweistöckige Tiefgarage, die – wie Schauflinger sagt – auf 12 bis 14 Stellplätze ausgelegt ist. Um die Zufahrt zu ermöglichen, hat der Vorchdorfer Gemeinderat in seiner letzten Sitzung einem Kaufwunsch von Schauflinger entsprochen – und den Verkauf eines Stückes Böschung beschlossen.
Um ein bestehendes altes Fahrtrecht zum „Aigner-Haus“ von der Neuen Landstraße her über ihren Grund wegzubringen, hat auch Familie Eiersebner Schauflinger einen Teil ihrer Grünfläche an der Pettenbacher Straße überlassen. Dort sollen über die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage hinaus – quasi als Dankeschön für den kommunalen Grundstücksverkauf – vier oder fünf öffentliche Parkplätze angelegt werden.
Richtige Lösung, falsche Stelle
Im Zuge der Arbeiten soll der Gehweg hinter die geplanten Parkplätze verlegt werden. Das ist ohne Frage ein Sicherheitsgewinn für die Fußgänger*innen. Aber nur punktuell, und ausgerechnet auf dem Abschnitt des Tanglberg-Gehweges, der heute schon sicher und komfortabel zu begehen ist. Die echten Schwierigkeiten für Passant*innen liegen wie eingangs erwähnt im dorfnahen unteren Bereich der Pettenbacher Straße – und der bleibt vom Bauprojekt oben unberührt.
Dass mit diesem Projekt das „Aigner-Haus“ verschwindet, wird wohl von der Bevölkerung kaum als großer Verlust empfunden werden. Dass mit den geplanten Parkplätzen und der Tiefgaragenzufahrt wieder ein – noch dazu sehr freundliches – Stück Grün im Ortskern verloren geht, bedeutet zugleich eine weitere Versiegelung von Boden, gegen die man eigentlich landesweit anzukämpfen verspricht. Eine plausible Begründung für die Notwendigkeit zusätzlicher öffentlicher Parkplätze gerade an dieser Stelle ist nicht ersichtlich.