14. Mai 2021
Wie bereits angekündigt, macht der Kommunikationstourbus der Kulturhauptstadt Europas 2024 Bad Ischl-Salzkammergut heute von 15 bis 18 Uhr Station vor dem Gemeindeamt am Schlossplatz in Vorchdorf. Doch wie wurde das Salzkammergut überhaupt zu einer der künftigen Kulturhauptstädte Europas? Ein Rückblick im Schnelldurchlauf.
Die Rede vom Salzkammergut als inoffiziellem zehnten Bundesland Österreichs ist schon mindestens so alt wie die Idee der europäischen Kulturhauptstädte selbst. (Die wiederum geht auf die griechische Sängerin, Schauspielerin und Kulturpolitikerin Melina Mercouri zurück.) Zum Bundesland Nr. 10 hat es bisher noch nicht gereicht. Doch stattdessen hat es das Salzkammergut mit Bad Ischl im Zentrum zur Kulturhauptstadt Europas gebracht – als dritter österreichischer Lebensraum nach Graz (2003) und Linz (2009). Wie kam es dazu?
Wer soll es denn werden?
Dazu muss man ins Jahr 2014 zurückblicken: Da etablierte Elisabeth Leitner an der Technischen Universität Wien eine Diskussionsplattform zur Frage, welche Kommune oder Region im Jahr 2024 als planmäßige nächste Kulturhauptstadt Europas auf österreichischem Boden eine besonders gute Figur machen könnte. Dazu gab es eine universitätsübergreifende Lehrveranstaltung, an der sich die Mehrheit der Architektur-, Landschaftsarchitektur- und Planungsuniversitäten Österreichs beteiligte. Ergebnis: Insgesamt 1o0 Studierende und 25 Hochschullehrer*innen gingen der Frage nach der besten Kulturhauptstadt-Option der Nation nach.
Wallinger und Heide
Eines der Resultate der Lehrveranstaltung war eine Wanderausstellung, die den gemeinsamen Weg von Bad Ischls damaligem Bürgermeister Hannes Heide – selbst in der freien Kulturszene sozialisiert und heute Abgeordneter zum Europäischen Parlament – und Klaus Wallinger aus Ebensee kreuzte. Der vergangenen Dezember verstorbene Klaus Wallinger, hatte nicht nur den Kulturverein Kino Ebensee mitgegründet und war Obmann der Kulturplattform Oberösterreich, sondern brachte als ehemaliger Kultursprecher der SPÖ Oberösterreich auch Erfahrung im politischen Geschäft mit. Er und Heide vertieften sich ins Kulturhauptstadtthema und suchten nach einem möglichen inhaltlichen Ansatz für das Salzkammergut. Bei einer Präsentation auf Bundesebene sorgte eine epochale Rede Wallingers noch 2017 dafür, dass Bad Ischl und das Salzkammergut neben Dornbirn und Sankt Pölten ausdrücklich dazu ermutigt wurden, dranzubleiben und weiter am sogenannten Bid Book – der ausführlichen Bewerbungsunterlage im Roman-Format – weiterzuarbeiten.
Teamwork Bewerbung
Dieser Arbeit widmeten sich neben Heide und Wallinger dann insbesondere die Bad Ischler Kulturwissenschafterin Julia Müllegger – bald auch im Rahmen eines Projektes der Leaderregion Traunstein, bei dem es in erster Linie allerdings um die Erarbeitung einer Kulturvision für das Salzkammergut anno 2030 ging. Die Kulturhauptstadt-Bewerbung war darin lediglich einer von vielen Punkten. 2018 stießen dann Heidi Zednik und ihre Künstlerkollegin Petra Kodym – sie hatten gemeinsam den auf Vernetzung ausgerichteten Kunstraum Gmunden betrieben –zum Bewerbungsteam, dem sich auch die Kultur- und Sozialanthropologin Lisa Neuhuber aus Ebensee, die Stadtentwicklerin, Raumplanerin und Politikwissenschafterin Eva Mair aus Bad Ischl und der Regionalentwickler Stefan Heinisch aus Pettenbach anschlossen.
Freude in Ischl, Frust in Sankt Pölten
Bei einem Hearing im Jänner 2019 präsentierte das Team die Rohfassung der Bewerbungsunterlagen in Gestalt einer Art Performance und wurde in die letzte Runde durchgewunken. Ein dreiviertel Jahr später war das Bid Book endgültig fertig und mit einem Zeitplan sowie einem Budget versehen; auch die Organisationsstruktur und die Realisierungsschritte waren darin dargestellt. In Sankt Pölten war man in der Überzeugung, das Rennen ohnehin zu machen, siegessicher genug, um die letzte Präsentation via Livestream zu übertragen – und bitter enttäuscht, als die Wahl der Jury auf das Salzkammergut mit Bad Ischl als Bannerstadt fiel.