Vorchdorfer Wahlkampf: Alles nicht so einfach

21. Juli 2021

Der Plan war simpel: Die Berichterstattung über den Wettstreit um Gemeinderatsmandate und den Bürgermeistersessel sollte bei Ferienbeginn starten. Ein E-Mail an die örtlichen Parteispitzen vom 29. Juni mit der Bitte, aussagekräftige Wahlprogramme binnen einer Woche an den INVO.report zu senden, blieb allerdings zunächst mehrheitlich erfolglos. Der aktuelle Stand ist etwas ernüchternd.

Wird es nur um Gesichter gehen? Viele Themen für den Wahlkampf sind noch offen.

Der geplante Vergleich der Programme wird frühestens Anfang August möglich sein. Vollständig „geliefert“ haben bis jetzt nur zwei Parteien. Bei den übrigen gibt es organisatorische Probleme oder Engpässe. Die Idee, dass am Anfang einer Kandidatur doch eigentlich ein paar ausformulierte Gründe stehen sollten, weswegen man überhaupt antritt, scheint zumindest nicht überall selbstverständlich zu sein. Es bleibt also zu hoffen, dass diese Konzeptionslosigkeit sich nach der Wahl nicht in der praktischen Politik fortsetzt.

Aus der bisher sichtbaren Wahlwerbung lässt sich für die Wahlberechtigten kaum Konkretes herausfiltern. Dass auf Plakaten, Transparenten usw. eher Gesichter und Schlagwörter als Argumente transportiert werden, ist durchaus üblich. Und dass „Politik auf Augenhöhe“ als Versprechen wortgleich von mehreren Kandidaten eingesetzt wird, kann man skurril finden – tatsächlich ist es ein Beleg dafür, dass es genau daran bis jetzt wohl spürbar gemangelt hat.

Bürgernähe? – Schauen wir mal …

Dass Politiker*innen für die Bevölkerung greifbar, erreichbar, ansprechbar sind, ist vor Wahlen noch am ehesten zu erwarten. Kein gutes Zeichen wäre es, wenn nicht einmal dann Gelegenheit zu echtem Kontakt bestünde. Öffentliche Veranstaltungen? Stammtische? Anhörungen? – Man wird sehen. Und hoffen, dass nicht noch vor dem Wahltag neue Corona-Maßnahmen Versammlungen unmöglich machen.

Seit den Pandemie-Lockdowns hat der Kontakt per Internet stark an Bedeutung gewonnen. Können Interessierte bei den Vorchdorfer Parteien hier Entscheidungshilfen für das Kreuz auf dem Wahlzettel erwarten? Nun, es gibt ja Google. Wir suchen mit dem Parteinamen plus „Vorchdorf“. Das Ergebnis: durchwachsen.

  • Bei der ÖVP gibt es eine Website mit Bürgermeisterkandidat Johann Mitterlehner im Vordergrund. Die Kandidat*innen für den Gemeinderat sind nicht ersichtlich, der Bereich Aktuelles führt ausschließlich zu Facebookbeiträgen.
  • Die SPÖ-Website wirkt vernachlässigt. Google führt zuerst zur Seite „Unser Team“, dort werden Kacheln mit Namen und Funktionen, aber keine Bilder angezeigt. Die letzte Vorchdorfer Aktualisierung bei Bildern und auf der Startseite ist der Kinderfasching 2018. Es gibt weder Termine noch Wahlinformation. Auf Facebook findet sich nach monatelangen Festtagswünschen erstmnals am 15. Juli wieder etwas lokalpolitisches-
  • Die örtliche FPÖ hat keine eigene Website. Stattdessen wird auf der Facebookseite der Partei Bürgermeisterkandidat Alexander Schuster mit dem FPÖ-Wahlslogan gezeigt. Auch hier: keine Wahlinformationen; die Kontaktseite ist nicht erreichbar.
  • Die Vorchdorfer Grünen sind als „Gemeindegruppe“ der Bezirksgrünen auffindbar. Hier sind stichwortartige Programmpunkte aufgelistet, die unter dem Punkt Bürgermeisterkandidatur von Reinhard Ammer auch noch konkreter gefasst werden. Es gibt Links zur Parteizeitung und zu der Gemeindeseite mit den Protokollen des Gemeinderats. Die Facebookseite wird seit etwa einer Woche häufiger bespielt.
  • Auch bei den NEOS läuft Vorchdorf als Unterseite mit, hier unter der Partei-Website des Landes. Es gibt stichwortartige Schwerpunkt-Themen und kurze Vorstellungen des Teams, in einem Fall allerdings ohne Bild und Profilinfo. Die Beiträge auf der Facebookseite mischen kurze politische Aussagen mit übergeordneten NEOS-Themen und Wahlwerbung.
  • Die Liste Vorchdorf präsentiert neben allgemeiner Programmatik und den Kandidat*innen offensive Aussagen zu aktuellen gemeindepolitischen Themen. Eine Besonderheit ist das Angebot einer wöchentlichen Bürger*innen-Sprechstunde. Dieses Spektrum setzt sich auf der Facebookseite fort.

Erst wenn am 19. August die Frist zur Veröffentlichung aller Wahlvorschläge abläuft, wird auch Vorchdorf zumindest endgültig Bescheid wissen, wer zur Wahl steht. Was inhaltlich im „Angebot“ ist, hofft zumindest der INVO.report schon deutlich früher zu klären.

3 Gedanken zu „Vorchdorfer Wahlkampf: Alles nicht so einfach

  1. Albert Sprung

    Zur Info: Wir haben jedenfalls unsere Vorstellungen / unser Programm für Vorchdorf an den INVO.report gesendet.
    Ich würde es auch begrüßen, wenn im Artikel auch angeführt würde, welche wahlwerbenden Parteien ihre Programme abgegeben haben und welche nicht.
    Liebe Grüße
    Albert Sprung
    Bürgermeister-Kandidat
    LISTE VORCHDORF

    Antworten
  2. Arm.In.Wolff

    (Name ist der Redaktion bekannt.)
    Ich musste den Bericht tatsächlich zweimal lesen, da es so unglaublich und erschütternd ist, dass 9 Wochen vor der Wahl 4 von 6 Parteien tatsächlich kein Programm definieren können. Was sind in dieser Hinsicht „organisatorische Probleme“? Gibt es hier im Ort mehrere Blümels, die keinen Laptop besitzen, um eine Antwort zu schreiben? Daher folgende Frage an die Redaktion: Darf man auch erfahren, wer die 4 von den 6 sind, die so knapp vor der Wahl nicht wissen, was sie in den nächsten 6 Jahren so machen wollen? Politik auf Augenhöhe verstehe ich ja auch nicht. Heißt das, dass die Ammers & Co. alle gleich groß sind? Na toll, das ist ein Unterscheidungsmerkmal, das mir für die Wahl ziemlich egal ist …

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert