In Vorchdorf geht bald die Post ab

21. Oktober 2021

Bisher wissen wohl in erster Linie die Stammgäste der Website der Marktgemeinde Vorchdorf Bescheid über die Nachricht, die Noch-Bürgermeister Gunter Schimpl dort vor knapp einer Woche lancierte: In Bereich der Aktuellen Informationen berichtet das Amtsoberhaupt von einem überraschenden Anruf eines Post-Managers, der Schimpl kurzerhand über die zeitnah erfolgende Schließung des Postamtes in der Bahnhofstraße informierte.

Ein Postpartner werde bereits gesucht und die Post sei aufgrund der Erfahrungen aus anderen Orten sehr positiv gestimmt, dass ein solcher auch in 4655 gefunden werde. Laut Post ist der nahenden Schließung eine dreijährige „Beobachtung“ des Standortes vorangegangen. Und die hat offenbar ergeben, dass sich dieser nicht rentiert.

Postamt Vorchdorf

Bald schon Geschichte? Postamt in der Bahnhofstraße

Eine „Poststation“ gab es in Vorchdorf bereits 1849, also seit über 170 Jahren. Die Vorchdorfer Post zählt damit zu den ältesten Landpostämtern. Bereits 1870 gab es Sparmaßnahmen: Die volle Postmeisterstelle wurde auf Teilzeit gesetzt. Kurz darauf übersiedelte die Post ins Schloss Hochhaus, wo der Postmeister zugleich das Rasierergewerbe ausübte. Weiter Übersiedlungen folgten. Am jetzigen Standort in der Bahnhofstraße befindet sich die Post seit 1975.

Kommentar

Der Vorgang lässt tief blicken. Denn wenn sich schon in einem Ort mit rund 8000 Einwohner*innen kein Postamt mehr rechnet, dann wird es Postämter mittelfristig wohl nur mehr in Landeshaupt- und Bezirksstädten geben.

Natürlich könnte man der Post Vorwürfe machen, was sie 1.) aber wenig beeindrucken und 2.) nichts an der Tatsache ändern wird, dass die Post seit der Liberalisierung der Paketzustellung (und des Telefonie-Geschäftes) per politischer Entscheidung ein marktwirtschaftlich agierendes Unternehmen ist. Als solches muss es mit möglichst kleinem Mitteleinsatz möglichst viel Gewinn erwirtschaften.

Rein rechnerisch ist die Schließung der vielen kleinen und mittelgroßen Postämter sicherlich völlig in Ordnung. Die – sagen wir: psychosozialen – Folgen für die betroffenen Kommunen sind weniger berauschend: Mit den Postämtern gehen einst sichere Arbeitsplätze, Orte des öffentlichen Lebens und infrastrukturelle Fixpunkte verloren. So kommt es zu Leerständen und dem ländlichen Lebensgefühl, abgehängt und vernachlässigt zu werden. Schicksalhaft ist diese Entwicklung aber nicht. Denn ihr liegen Entscheidungen zu Grunde, die einst an der Wahlurne getroffen wurden.

Florian Sedmak

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