Sonntag, 19. Dezember 2021
Salz und Splitt sind wenig umweltfreundlich, gar nichts machen gibt blaue Flecken oder Schlimmeres und geht auch rechtlich nicht. Die Gemeinde sitzt hier genauso zwischen den Stühlen wie Anrainer von Gehwegen. Und manche Information ist in Vorchdorf auch nicht zu bekommen. Hier das Wichtigste zum Aufregerthema „Winterdienst“.
Eigentlich jedes Jahr dasselbe: Der erste Schnee fällt, das Chaos bricht aus. Mehr oder weniger jedenfalls. Auf Autobahnen, Fernstraßen und den „üblichen Verdächtigen“ (jede Steigung über 5 %) verlässlich der Horror, innerorts nerven die Leute, die gleich den Anwalt einschalten, wenn sie ins Rutschen kommen – nur in den Ortschaften, sagt ein Gemeindebediensteter, da schauen sie ein bisschen selbst und wissen eh, wie sie mit den Verhältnissen in der „Einschicht“ zurechtkommen.
Streuung: Das Problem ohne echte 100-%-Lösung
Es gibt zwei übliche Verfahren, wenn das Gröbste vom Schnee einmal von der Straße geräumt ist: sogenannte abstumpfende oder auftauende Streumittel. Splitt oder Salz also. Beide machen nicht uneingeschränkt glücklich. Salz geht ins Grundwasser. Die Werte in Laudach und Alm sprechen eine klare Sprache. Für Bäume und Böden heißt das Stress bis hin zum Absterben bzw. Verdichtung, für Fahrzeuge und Brücken Korrosion. Splitt macht Staub und Feinstaub und muss als Sondermüll entsorgt werden, wegen Reifenabriebs (Mikroplastik) und anderer Verunreinigungen.
Gar nicht streuen? Das wirft Haftungsfragen auf, abgesehen davon, dass die erhöhte Unfallgefahr weithin nicht mehr als unabänderliche Begleiterscheinung des Winters akzeptiert wird. Man fährt heute nicht mehr auf Schneefahrbahnen.
Hat die Gemeinde Spielräume zwischen Umweltschutz und Sicherheit?
Die Problematik ist im Marktgemeindeamt durchaus bewusst. Zwar hat auf den gut 160 km zu betreuenden Straßen der Anteil der Strecken, auf denen gesalzen wird, zugenommen. Das können alle, die aufmerksam Auto fahren, feststellen. Doch man bemüht sich, feinstmöglich zu dosieren. 40 Gramm pro Quadratmeter und Streuung waren bundesweit noch in den 60er Jahren üblich, inwischen sind es 10–20 Gramm.
Interessante weiterführende Informationen:
- Aus ökologischer Sicht: Vor- und Nachteile der Streu-Alternativen, hier vom Naturschutzbund Österreich
- Aus Sicht der Wirtschaft: Das kammernahe „Forum mineralische Rohstoffe“ liefert den Kommunen Kriterien für die Entscheidung „Wann streuen, wann salzen?“
Reduzieren lässt sich die Dosierung noch weiter mit Sole, also verflüssigtem Salz. Das funktioniert einerseits durch feinere Verteilung, andererseits kann man damit auch vorbeugend salzen, weil die Sole auf der Straße bleibt, während Streusalz von Fahrzeugen und dem Wind schnell wieder verweht wird. Noch sind die dazu ausgerüsteten Geräte nicht im Einsatz, aber bei kommenden Geräte-Austauschen sollen vor allem die großen Fahrzeuge damit nachgerüstet werden.
Einige der Fahrzeuge für den Winterdienst könnnen bereits wahlweise Splitt und Salz ausbringen. Das ermöglich den jeweils angepassten Einsatz vor allem auf den kleineren Gemeindestraßen und Güterwegen.
Was können, dürfen, müssen private Grundeigentümer streuen?
Kurios: Man erinnert sich zwar, dass alle Jahre wieder in fast jeder Zeitung steht, welche Pflichten Grundeigentümer*innen bzw. auch Mieter*innen beim Sichern rund um ihre Liegenschaften haben. Doch wer sich das als Privater nicht aufgehoben hat und Rat bei der Gemeinde sucht, scheitert kläglich. Auf vorchdorf.at steht nichts dazu, und auch ein Anruf durch das Gemeindeamt ergibt nur: Die einschlägigen Vorschriften sind jedenfalls nicht online. Und man weiß auch nicht, wo es die gibt.
Nun ja. Wer fleißig googelt, wird in der Straßenverkehrsordnung fündig, Auf einer Seite der Bundesregierung gibt es hier die wesentlichen Vorschriften, sortiert nach innerorts und außerorts. Hier ist es – soweit nicht wie etwa in Wien spezielle Vorschriften gelten – dem Einzelnen auch überlassen, Salz oder etwas Anderes zu streuen; Hauptsache, es hilft.