2. März 2022
Zwei Ampelkreuzungen sollen den gerade einmal 10 Jahre alten großen Kreisverkehr an der Autobahnauffahrt Vorchdorf ersetzen – sobald dieser das Mehr an Verkehr nicht mehr bewältigt. Das Ganze hat mit dem INKOBA-Betriebsgebiet nördlich der A 1 zu tun, das auch noch weitere Kontroversen im Schlepptau hat.
Zum Zeitpunkt der Planung 2019 bereits mit 4,5 Mio. Euro Kosten veranschlagt, liegt der Vorschlag der Gemeinde heute schwer im Magen. „Wir wollen, dass der Kreisverkehr bleibt“, zitiert ein Bericht der Oö. Nachrichten Bürgermeister Johann Mitterlehner. Und die Liste Vorchdorf prangert an, dass die zugrundeliegenden Beschlüsse im Gemeinderat ohne eingehende Diskussion und vor allem weitgehend uninformiert gefallen seien. Dies geschah allerdings mit unterstützt von Listenobmann Albert Sprung, damals noch ÖVP.
Die offenbar erst jetzt dem Gemeinderat auch planlich erläuterte Ampel-Lösung (siehe Abbildung) soll nach einer vertraglichen Vereinbarung zwischen Land, INKOBA und Gemeinde bei einer 90 -Prozent-Auslastung des jetzigen Kreisverkehrs spätestens nach zwei Jahren umgesetzt werden. Die Kosten tragen die Beteiligten zu je einem Drittel.
Unumkehrbar oder nur eine mögliche Variante?
Mehrere Alternativen für den Kreisverkehr gab es ursprünglicht. Favorit wurde die gezeigte Ampel-Variante. Völlige Wahlfreiheit hat die Gemeinde allerdings nicht. Denn der Vertrag aus dem Jahr 2019 schreibt bei Überlastung des Kreisverkehrs zunächst die Ampellösung einfach vor. Nur wenn dann eine geeignetere Maßnahme vorgelegt wird, besteht die Möglichkeit, davon abzuweichen, allerdings: Dem müssen neben der Gemeinde auch die INKOBA und das Land zustimmen. Und: Den Nachweis, dass eine andere Variante tatsächlich leistungsfähiger und sicherer ist, muss der führen, der die Variante vorbringt. Hier geht es also um Gutachten, die auch wieder Geld kosten.
Kontrovers ist an der ganzen Entwicklung einiges: Ob und unter welchen Bedingungen Ampelkreuzungen mehr Verkehr „schaffen“ als Kreisverkehre, ist ein leidenschaftlicher Streitpunkt in der Verkehrsplanung. Oft werden Grenzwerte über die Kennzahl „Fahrzeuge pro Tag“ angegeben, während aber die gravierendsten Stauprobleme oft nur zu Stoßzeiten auftreten. Relativ hohe Einigkeit herrscht in der Ansicht, dass Kreisverkehre geringere Unfallzahlen aufweisen – was aber auch wieder von der Art der Ausführung beeinflusst wird.
Ärger ruft hervor, dass mit dem Kreisverkehr eine erst kürzlich errichtete aufwändige Verkehrs-Infrastruktur durch eine noch aufwändigere ersetzt werden soll. Das ist nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch nachteilig. Wie überhaupt die Fragen der Verkehrsplanung im Zusammenhang mit dem Betriebsgebiet anhaltend für Streit in der Gemeindepolitik sorgen.
So wurde bei der letzten Sitzung des Ortsparlaments z. B. heftig und ergebnislos debattiert, ob es eine Tonnage-Beschränkung auf der Wickstraße geben soll und ob Beitriebe dort mindestens 40 Mitarbeiter pro Hektar Betriebsfläche haben müssen (damit nicht zu viele Logisitkunternehmen mit viel Verkehr und wenig Beschäftigten kommen).
(Redaktioneller Hinweis: Wegen der umfangreichen Informationen zu dem Thema wird es hierzu Folgeartikel geben.)
(Name ist der Redaktion bekannt.)
Interessant finde ich an der „Planskizze“, dass das für die dargestellte Lösung benötigte Grundstück im Bereich Wick/Frutura-Gelände seit längerer Zeit als Baurechtsgrundstück angeboten wird.
https://bit.ly/35n6V2c
Interessant wäre, ob der Grundstücksbesitzer in diese Verkehrslösung eingeweiht ist oder es sich um eine Planung im „Vorchdorfer-Stil“ handelt. 😉
Mit der GR-Sitzung am zweiten Juli 2019 wurde ich als Gemeinderat angelobt.
Zunächst war ich natürlich pflichtbewusst, habe mich dem Quasi-Klubzwang unterworfen und folgte den Abstimmungsvorgaben der Partei-Spitze gutgläubig.
Aber schon nach kurzer Zeit wurde es immer unerträglicher, bei allem einfach die Hand zu heben und mitzustimmen – zugegebenermaßen teilweise auch gegen die eigene Meinung. Rund um das „Therapeuten-Zentrum“ kam es dann aber zur Eskalation zwischen mir und der ÖVP Vorchdorf. Die Reaktion und damit die Botschaft der ÖVP war eindeutig: Wer Dinge hinterfragt oder gar gegen die Parteilinie ausschert, der wird ausgeschlossen – und so kam es dann auch.
Rückblickend betrachtet, gebe ich unumwunden zu, dass ich aus heutiger Sicht bei einigen Themen anders abstimmen würde. Die Problematik liegt aber sehr oft auch darin, dass man als Gemeinderat die Inhalte und Unterlagen für Abstimmungen oftmals nur einen Tag vor der Sitzung erhält, meist sogar nur mündlich mitgeteilt. Für eine ernsthafte Analyse fehlt hier einfach die Zeit – hat aber den Vorteil, dass mangels Detailwissens viele Gemeinderäte die Parteivorgaben nicht hinterfragen.
(WEITERE) KOMMENTARE ZUM A1-KREISVERKEHR
… finden sich unter unserem Facebook-Beitrag dazu: https://bit.ly/3przPos