21. April 2022
Meinung am Donnerstag
Es wird ja kaum mehr Oberösterreicher*innen geben, die in den letzten Wochen nicht von der schändlichen Abholzung in unserer Nachbarschaft gehört oder gelesen haben. Als alle Bäume gefällt waren, ist dann doch der große Aufschrei losgegangen. Klar und auch gut, dass sich das politische Grün in seinem Element wiedergefunden hat – noch besser wäre es natürlich gewesen, schon vor der Motorsäge den Mund aufzumachen.
Mutige oder einfach ignorante Entscheidungsträger
Verständlich die überwiegende Ablehnung, denn in diesen Zeiten dermaßen große Flächen einfach abzuholzen, das erfordert schon ziemlichen Mut (oder soll man Ignoranz dazu sagen?) der Entscheidungsträger. Eine Frage, die zumindest ich mir aber dann doch stelle: Wie kann es denn sein, dass Ohlsdorf als Abholzergemeinde eine Partnergemeinde im INKOBA-Verbund Nord ist, aber keine der anderen zehn Partnergemeinden auch nur irgendetwas von diesen Vorgängen im Ehrenfeld mitbekommen haben will?
Diese Frage, aber auch die intensiven Bauarbeiten im Vorchdorfer Gewerbegebiet, die wahrlich beeindruckende Gefängnismauer rund um das deutlich erweiterte ehemalige WICK-Gebäude und natürlich die herumschwirrenden Berichte vom Totalumbau der Autobahnabfahrt haben dazu geführt, dass ich mein bisheriges Verständnis von INKOBA hinterfrage.
INKOBA: Wer braucht eigentlich wen?
Grundsätzlich ist es ja sinnvoll, wenn sich Gemeinden zusammentun, damit Konkurrenzkämpfe um Widmungen von Betriebs- und Gewerbegebieten und die damit verbundenen Firmenansiedelungen vermieden werden. Eine gemeinsame Abstimmung zu Standorten und erforderlicher Infrastruktur kann ganz sicher einen ausufernden Wildwuchs an versiegelten Flächen vermeiden helfen. Dieser Zusammenschluss erscheint mir vor allem dann logisch, wenn die beteiligten Gemeinden allesamt ein wenig ab vom Schuss gelegen sind. Beispiele dafür wären die INKOBAs im Mühlviertel oder im Schärdinger Raum. Zumeist weit weg von den großen Einzugsgebieten und den Highways die Kräfte sinnvoll bündeln – eine gute Sache, wie ich meine.
Wenn man sich die Website „unseres“ INKOBA Salzkammergut Nord ansieht, wird einem zunächst auffallen, dass der letzte Eintrag unter der Rubrik „aktuelle Meldungen“ vom 20. April 2021 stammt. Auf der Startseite definiert Obmann Bgm. Hans Kronberger aus Kirchham die Zielsetzungen. Nur, der ist doch schon gut ein Jahr nimmer Bürgermeister und meines Wissens auch nicht mehr als INKOBA-Obmann aktiv. Viel Liebe und Zuneigung scheint der Website also nicht zuteil zu werden.
Da macht es fast mehr Sinn, einfach mal eine Runde durch das Gewerbegebiet zu drehen – um rasch zu verstehen, warum es wohl so eine Geheimniskrämerei um den anscheinend bevorstehenden Abriss des Kreisverkehrs gibt. Bei dieser Anzahl an Unternehmen, die Lkw’s anziehen wie Käse die Mäuse, kann einem schon angst und bange werden. Dass unser rundes Wahrzeichen zukünftig auch noch funktionieren soll, das glaube ich unserer hohen Ortspolitik schon heute nicht mehr.
Unter den „bisherigen Erfolgen“ findet sich auf der Website auch nicht wirklich viel – außer eben Projekten in Vorchdorf. Und damit bin ich bei meiner Frage: Wer kann mir erklären, warum Vorchdorf mit seinem Standortvorteil an der A1 zehn andere INKOBA-Partnergemeinden braucht (Stichwort Eberstalzell)? Ich kenne keine Details, und die Kosten- und Einnahmenteilung ist ja schön und gut, aber es würde mich nicht wundern, wenn einige INKOBA-Bürgermeister sich zu Hause im Amt fragten: „Wo woar mei Leistung?“ Und überhaupt, kann mir wer garantieren, dass der Einnahmensplit ausnahmslos bei allen Projekten in der gleichen Form bzw. gemäß den Statuten durchgeführt wird? Oder sind das nur böse Gerüchte, dass für das abgeholzte Gewerbegebiet Ehrenfeld II in einer „unserer“ INKOBA-Partnergemeinden ein deutlich anderer Verteilungsschlüssel vereinbart wurde?
Wer sind die Macher?
Meiner laienhaften Einschätzung nach müsste doch derjenige, der am meisten einbringt, auch zumindest halbwegs entscheidend mitbestimmen können. Das erscheint mir im Falle von Vorchdorf aber eher nicht der Fall zu sein. Wir geben Fläche, wir ernten Bodenversiegelung, wir staunen über Gefängnismauern, wir sind mit massiv mehr (Lkw-)Verkehr konfrontiert und, Wahrzeichen hin oder her, wir werden daher dort bald eine Ampel brauchen. Man spürt ja schon jetzt, lange vor Vollbetrieb, die Verkehrszunahme.
Also, Faktenkenner bitte vortreten: Man hat sich dazu entschlossen, Feldham in ein Gewerbegebiet umzugestalten. Okay, aber ich möchte gerne verstehen, ob nun Vorchdorf INKOBA oder INKOBA Vorchdorf braucht? Kann mir diese Frage jemand schlüssig erklären?
Einen schönen Donnerstag
wünscht Alfred E. Neumann
Warum hieß Feldham bisher Feldham?
Weils dort ein Feld ham.
Wie könnte Feldham in Zukunft heißen?
Gewerbegebietham
Asphaltham
Betonham
Gute Frage, mir fällt in Bezug auf Betonham auch nichts Passendes ein. Industrieham? Hoffe, dass zumindest das Laudachgebiet in Ruhe gelassen wird; man sollte diese Restflecken sofort unter Naturschutz stellen (und ja nichts asphaltieren), damit niemand mehr (vor allem nicht von der Hände falten – Goschn halten Partei) auf blöde Ideen kommt, das auch noch kaputtzumachen bzw. zu „kapitalisieren“.
Nachtrag:
Ja, Fragen über Fragen. Macht mich immer noch beklommen, wenn ich daran denke, einfach 18 ha Wald kaltblütig umzuholzen. Ja richtig, wo sind die Grünen, wenn es um Zerstörung und große Flächenversiegelung geht? Gerade da müsste man erwarten, dass sie eingreifen und gerade da eben nicht(?).
Möchte nur wissen, ob wirklich die versprochene anderthalbe Ersatzaufforstung für Ehrenfeld stattfinden soll? Wo? Überall werden die Flächen durch Verkehr, Industrie und Zersiedelung knapper und knapper. Vielleicht sollte man die geschätzten 40.000 bis 50.000 ha leer stehender Gebäude und unnötig versiegelter Flächen in A einmal vorher nutzen.
Stattdessen wird weiter, oft auch mitten in Äckern und Wiesen, hineingebaut. Auch die Binnen-Nahrungsmittelversorgung wird mehr und mehr durch zu wenig landwirtschaftliche Flächen gefährdet. Abgesehen von dem viel zu hohen Fleischkonsum, der das Problem zusätzlich verschärft (Futtermittelimporte, Soja aus Südamerika auf Kosten des Regenwalds) etc.
Lesenswert: https://www.hagel.at/bodenverbrauch/
Wieder vortrefflich geschrieben, wunderbar zu lesen, danke dafür. Das Bollwerk der Frutura ist ja der Hammer, man bekommt ja direkt ein flaues Gefühl, was denn da Verbotenes dahinter stattfinden könnte. Vielleicht könnte man ja diesen besonderen Blickfang in die Serie der Tourismusattraktionen (neben Betonham) Vorchdorfs mit aufnehmen.