1. September 2022
Meinung am Donnerstag
„Wie stets beim Auftreten eines Problems, rennen die Gewählten wie auf einem Hühnerhof, laut gackernd und flügelschlagend, kopflos umher, reißen einander die Federn aus und vermehren das Übel, anstatt es in den Griff zu bekommen.“ – Nicht meine Worte, sondern DI Dr. Klaus Woltron* dachte sie letztens in seiner Kolumne eines Kleinformats quer. Passt aber wie die Faust auf’s Auge des Vorchdorfer Mikrokosmos‘.
Wer unsere Sommergespräche in den letzten Wochen genossen hat, wird so etwas wie einen roten Faden erkennen: Die politischen Oldstars berichten nahezu durchgängig, aber völlig unabhängig voneinander, dass zwar die Zeiten auch nicht immer nur gut waren, aber man auf einen fraktionsübergreifenden Mechanismus zurückgegriffen hat, um unterschiedliche Meinungen auszudiskutieren und dann, zumindest halbwegs im Gleichschritt, gemeinsam die besten Ideen für den Ort auf den Weg zu bringen. Die mehr als simple Zauberformel dafür: miteinander reden und kommunizieren.
Nachdem unsere intensiv betriebenen Bemühungen nach wie vor unverstanden bleiben, regelmäßige und offene Gespräche zu etablieren, um Fragen zeitnah beantwortet zu bekommen, habe ich Wikipedia befragt, ob ich denn mein eigenes Verständnis hinterfragen muss. Aber nix da, an mir liegt´s wohl nicht: „Kommunikation ist der Austausch oder die Übertragung von Informationen, die auf verschiedene Arten und auf verschiedenen Wegen (Sprechen, Schreiben) stattfinden kann, inzwischen auch im Wege der computervermittelten Kommunikation“. Eine leicht verständliche Erklärung der Zauberformel aus alten Tagen.
Wie man einen simplen Vorschlag verkomplizieren kann
Im Mai haben wir, wie berichtet, regelmäßige Gespräche mit dem Ortschef vorgeschlagen. Es gab dazu wohl gemeindeintern einige Beratungen, allerdings ohne konkretes Ergebnis. In einigen Gesprächen wurde dieser Vorschlag als nicht so prioritär auf die längere Bank geschoben. Völlig unklar bleibt allerdings, was denn an unserer Einladung so schwierig zu verstehen ist, gibt es doch nur zwei Optionen: annehmen oder ablehnen – mehr wird´s nicht werden, auch wenn man nochmals vier Monate verstreichen lässt.
Mein (Un)Verständnis zum Kommunikationsverhalten des Vorchdorfer INKOBA-Vorstandsmitglieds wiederum habe ich an dieser Stelle letzte Woche schon kundgetan. Wenn all die Rückmeldungen dazu in Kommentarform geschrieben worden wären, würde wohl auch die schweigsame hohe Politik sehr, sehr nachdenklich werden!
Im Sinne einer fairen Kommunikation haben wir die letztwöchige M.a.D. übrigens einigen betroffenen Gesprächspartnern vorab angekündigt – auch um den so beliebten Rundumschlägen in sozialen Netzwerken vorzugreifen. Die Adressaten aus dem Ort haben (fast schon erwartungsgemäß) geschwiegen. Einer außerhalb Vorchdorfs hat aber sofort reagiert – und das, obwohl ihn unsere E-Mail mitten in einer Wanderung auf die Hochsteinalm erreicht hat. Das nenne ich dann mal professionelle Kommunikation! Ich kann außerdem berichten, dass mir zwischenzeitlich ein Inkoba-Termin seitens der Geschäftsführung in Aussicht gestellt wurde. Gut, der ursprüngliche Vorchdorfer Teilnehmer wird halt nicht dabei sein, denn der will ja bekanntermaßen keine Informationen mehr mit uns teilen.
Es war zwar nur ein Bürger, der sich nach den Antworten auf den Offenen Bürgermeisterbrief meiner lieben Kollegin in Form eines Kommentars erkundigt hat, es gab dazu aber unzählige Fragen in Gesprächen auf der Straße! Es sollte also nicht unterschätzt werden, wie viele Interessierte es im Ort gibt und was dagegen Nicht-Kommunikation bedeuten kann.
Die blaue Reaktion und der grüne Vogel Strauß
Aber es gibt auch positive Beispiele in Form des Vize-Bürgermeisters, der seine Ansichten rasch und unmissverständlich in Kommentarform geäußert hat. Zufällig sind wir uns dann kurz darauf im Ort über den Weg gelaufen, und es hat sich ein aus meiner Sicht sehr gutes Gespräch ergeben – mit der Zusage, den Kontakt gerne zu halten und hoffentlich auch zu intensivieren. Beweis erbracht, es geht doch. Danke dafür!
An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass „der Grüne“ (Copyright aktuelles Sommergespräch) seine Vogel-Strauß-Taktik ebenfalls geändert hat. Es liegt uns seine Stellungnahme vor, deren Inhalt wir gerade noch hinterfragen – auch bei ihm selbst, bisher allerdings ohne Erfolg. Wir bleiben diesbezüglich aber optimistisch! Wir wollen „Aussage gegen Aussage“ vermeiden. Trotzdem, es gibt eine erste Reaktion, was ich für einen Schritt in die absolut richtige Richtung deute – danke auch dafür!
Übrigens, auch „die Grüne“ ist herzlich dazu eingeladen, mein Verständnis zum wahren Hintergedanken ihres Sagers in der letzten Gemeinderatssitzung zu berichtigen. Auch beim Aufklären von Missverständnissen ist Kommunikation durchaus hilfreich! Ich stehe selbstverständlich nicht an, unseren Lesern die wahre Bedeutung ihres Statements umgehend näherzubringen!
Und wie immer: das Gute zum Schluss
Es ist also tatsächlich soweit: Ich war erstmals in der Lage, über ein geändertes Kommunikationsverständnis und somit zarte Fortschritte bei der Gesprächsbereitschaft zu berichten. Durch das Reden kommen die Leute also wirklich zusammen!
Liebe Leserinnen und Leser, drückt uns bitte die Daumen, dass es in diese Richtung weitergeht. Schließlich haben wir ja alle unsere Politiker nicht gewählt, damit sie nichts sagen. Ausnahmen bestätigen bekanntlich nur die Regel.
* DI Dr. Klaus Woltron (geboren am 15. Oktober 1945 in Wels, Oberösterreich) ist ein österreichischer Unternehmer, Buchautor und Kolumnist. Er ist Gründungsmitglied des Club of Vienna.
Einen schönen Donnerstag
wünscht Alfred E. Neumann