Inkoba Info-Abend: Information g´hört zu die Leut´

25. September 2022

Ein erster Versuch, INKOBA zu erklären

Was schon lange und von vielen Seiten gefordert wurde, hat nun recht kurzfristig und ein wenig rätselhaft am Mittwoch dieser Woche als Informationsveranstaltung INKOBA im Vorchdorfer Gewerbegebiet stattgefunden. Rätselhaft deshalb, da das Thema doch eigentlich alle Vorchdorfer*innen betrifft (und wohl auch interessiert), die von der Gemeinde verschickte Einladung aber nur an Anrainer*innen in Feldham ergangen ist – und das auch nicht wirklich durchgängig. Geschätzte 100 Zuhörer*innen sind aber der beste Beweis für großes Interesse. Wir vom INVO.report als Nicht-Anrainer, aber Interessierte, verdanken unsere Einladung Robert Oberfrank, dem Leiter der Gmundner Bezirksstelle der Wirtschaftskammer OÖ – vielen Dank an dieser Stelle!

Er war es dann auch, der einleitend die Ziele der Veranstaltung formulierte: Information liefern zu Aufgaben und Struktur von INKOBA, dem Stand der Dinge, insbesondere der Verkehrsthematik sowie zu weiteren Vorhaben – all das für Anrainer, aber, dezidiert erwähnt, auch als Wissensvermittlung für Gemeinderäte (!).

Durch´s reden kommen die Leut´ z´sammen

Dem St. Konrader Bürgermeister und INKOBA-Obmann Schönberger war die offizielle Begrüßung überlassen. „Information ist wichtig. Information g´hört aussi, des g´hört zu die Leut´“ – seine Worte machen Hoffnung auf einen interessanten Abend.
DI Andreas Mandlbauer, zuständig für die Raumordnung des Landes, erklärt die Herausforderungen einer strategischen Entwicklung von Wirtschaftsstandorten. „Ein ständiger Spagat zwischen dem Schutz von Grünflächen (Ökologie), der Weiterentwicklung von Gewerbeflächen (Ökonomie) sowie sozialen Aspekten (wie dem Arbeitsmarkt) ist gefordert“, führt er weiter aus. Unbestritten sei der politische Wille, INKOBAs auch in Zukunft zu forcieren. Aktuell existieren hierzulande bereits 23 derartige Verbände, in denen 65 % der oö. Gemeinden zusammenarbeiten. Bemerkenswert die Aussage, wonach man sich auch „Gedanken zu Grenzen des Wachstums machen müsse“.
Ob er dabei an Vorchdorf gedacht hat, blieb offen. Mehrmals fällt die Bezeichnung Gemeindezweckverbände – eine Wortwahl, die Interpretationen offenlässt. Sie verhehlt nicht, dass bei der Entwicklung von Gewerbeflächen sehr viele unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen sind und dabei Grenzen erreicht werden. Diesbezügliche Zuhörerfragen werden diese Aussage später bestätigen.

Gemeinsam sei man stärker

Vorchdorf ist eine von 11 Gemeinden, die sich 2017 im INKOBA Salzkammergut Nord zusammengeschlossen haben. DI Horst Gaigg als Geschäftsführer informiert über Standortstrategien und -faktoren, um die regionale Wirtschaftsentwicklung zu stärken. Das Feldhamer Projekt sei auf zehn Jahre ausgelegt, aktuell stecke man seinen Worten nach „mitten drin“. Es folgt ein Überblick zum Organigramm und den Statuten. Der Verband selbst sei im Übrigen nicht gewinnorientiert, für die Gemeinden soll sich aber über die Zeit auch keine Belastung ergeben.

Nachbarschaftshilfe aus Kirchham

Der aus dem Vorchdorfer Fußball bekannte Ex-Bürgermeister von Kirchham, Hans Kronberger, war bis Mai 2021 als INKOBA-Obmann tätig. In seinen Ausführungen erfährt man vieles zur Historie der Flächenentwicklung in Vorchdorf. Auch wenn KroJo, wie er von Freunden genannt wird, selbst betont, dass er seit über einem Jahr im Ruhestand sei, so vermittelt er nach wie vor viel Euphorie und ein umfassendes Detailwissen rund um dieses Projekt. Ein schlechter landwirtschaftlicher Boden, die Nähe zur Autobahn, eine zentrale Lage, die Anrainersituation sowie die öffentliche Anbindung – mit der Erfüllung all dieser Kriterien habe Feldham eine sehr gute Standortbewertung vom Land erhalten.
Ob sich die Feldhamer*innen über dieses Lob ebenfalls so freuen, ist allerdings nicht belegt. Für so manchen Zuhörer neu, dass der damalige Vorchdorfer Bürgermeister sowie der Gemeindevorstand INKOBA beauftragt haben, die Feldhamer Flächen zu entwickeln und zu vermarkten. Daraus leitet sich übrigens der oft kritisierte geringere Standortbonus von 25 % ab. Außerdem nicht unwichtig die Aussage, wonach es eine Auflage der damaligen Grundverkäufer war, eine Umfahrungsstraße zu schaffen, um Feldham nicht im Verkehr ersticken zu lassen. Da diese Straße (wegen des austehenden Schotterabbaus) noch nicht gebaut werden kann, kommt es zu den später durchaus intensiv geäußerten Beschwerden der Anrainer.

Schotter bringt Schotter – aber wem?

Der Schotterabbau war eine Bedingung der Gemeinde Vorchdorf, um die zukünftig angesiedelten Betriebe auf ein tieferes Niveau zu bringen – aber erst wenn das umgesetzt ist, kann die erwähnte Umfahrungsstraße gebaut werden. Oder wie es ein Zuhörer ausdrückt: „Zuerst Haus bauen und danach die Zufahrt?“. Zudem spült der Schotterabbau Schotter in die Kassen – aber eben in die von INKOBA als Kümmerer und nicht in jene der Gemeinde. Ebenso wird bestätigt, dass 2019 eine Vereinbarung unterzeichnet wurde, wonach unser „Wahrzeichen“, also der Kreisverkehr bei der Autobahnauffahrt, im Falle einer Tendenz zur Überlastung adaptiet werden muss. Andernfalls hätte das Land der Widmung der Flächen nicht zugestimmt. Zudem wird das System der Umverteilung der Kommunalsteuer sowie des Standortbonus erläutert. Interessant: Die Wünsche und Bedürfnisse der Standortgemeinde eines INKOBA-Gebietes müssen auf jeden Fall berücksichtigt werden.

Lässiges Betriebsbaugebiet

DI Gaigg erläutert anschließend noch den Schotterabbauplan, dazugehörige Schutzmaßnahmen und den adaptierten Verlauf der Umfahrungsstraße – eine völlig neue Information, wie die Nachfragen der Zuhörer belegen. Wichtiger als die Umfahrungsstraße des INKOBA-Gebiets zu erklären und zu diskutieren, scheint für ihn allerdings, dass es „lässig ausschauen soll“. Aussagen wie „unten im Westen und oben im Süden“ stiften etwas Verwirrung im Publikum. Abschließend wird von einer sehr guten Nachfrage nach den Feldhamer Flächen berichtet.
Nachdem die in der Einladung vorgesehenen Statements von bereits angesiedelten Betrieben entfallen und auch der Verkehrsplaner des Landes keine Zeit fand, startet der deutlich lebhaftere Teil der Veranstaltung: Die Fragestunde für die Zuhörer*innen.

Fragen, Wünsche und wortreiche Antworten

Die erste Frage zur Aufteilung der Kommunalsteuer wird umfassend beantwortet. Eine Frage zur Verkehrslösung wird dagegen eher abgewimmelt. Der Wunsch nach einer 7,5-t-Beschränkung in Feldham wird mit der Begründung, dass es sich um eine Landesstraße handle, als nicht umsetzbar bezeichnet. Eine Beschränkung sei erst nach dem Bau der Umfahrungsstraße möglich. Diesbezüglich erwähnenswert ist, dass auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung nächste Woche ein Antrag in diese Richtung gestellt werden soll. Der Antragssteller war übrigens vor Ort. Warum er allerdings die Gelegenheit nicht nützte, sein Vorhaben den Feldhamern am Informationsabend zu präsentieren, entzieht sich unserer Kenntnis.
Ein Fragesteller wünscht sich eine gezieltere Auswahl, welche Betriebe angesiedelt werden. Er erfährt, dass es diesbezüglich noch keine klaren Richtlinien im Verband gibt. Bekannt ist allerdings, dass es durchaus INKOBA-Standorte gibt, an denen die Kommunen keine Ansiedelung von Logistikunternehmen zulassen und die Flächen ausschließlich regionalen Betrieben zur Verfügung stellen.

Verkehrskonzept? Fehlanzeige.

Die Frage, warum man nicht zuerst eine Verkehrslösung und anschließend erst die Betriebsansiedlung beginnt, wird etwas verwirrend beantwortet: Der Verkehr käme von der aufstrebenden Gemeinde Bad Wimsbach und nicht vom Inkoba-Gebiet und würde weniger, wenn Inkoba voll aufgeschlossen sei.
Der Betreiber des Fast-Food-Restaurants in der Asamerstraße bemängelt, dass nach dem vorliegenden Verkehrskonzept sein Restaurant nur mehr eine direkte Zufahrt, aber keine derartige Abfahrt mehr hätte. Die Antwort, wonach „erst dann geplant werde, wenn es notwendig ist“, stellt ihn sichtlich nicht zufrieden.
Eine Frage zur Verkehrszählung und mögliche Rückschlüsse auf das zukünftige Gesamtverkehrsaufkommen, kann nicht beantworten werden. Stattdessen wird behauptet, dass die Hauptlast aus Nachbarorten komme. Den Hinweis, dass laut der Verkehrszählung ein Ast des Kreisverkehrs mit über 90% schon als überlastet gilt und somit eine Kreisverkehrsalternative benötigt wird, deckt man wortreich zu.
Ein Fragesteller wünscht sich ebenfalls eine durchgängige 70er-Beschränkung in Feldham und bemängelt, wie es sein könne, dass die Proponent*innen der Informationsveranstaltung keine Informationen zur Verkehrszählung parat haben.
Einer Fragestellerin ist die Zielgruppe und das Ziel der Veranstaltung unklar und sie bemängelt das Fehlen einer finalen Verkehrslösung für den Kreisverkehr. Sie erfährt, dass die Feldhamer*innen eingeladen wurden, um über INKOBA im Allgemeinen zu informieren. Mit Bedauern wird mitgeteilt, dass man über ein Verkehrskonzept nicht berichten könne, weil es keines gibt.

Überraschung …

Da die Veranstalter die Verkehrszählung nicht parat haben, zitiert ein Gast daraus: „… somit ist der Kreisverkehr mit dem aktuellen Verkehrsaufkommen 2022 NOCH ausreichend leistungsfähig“ und weist so auf die Dringlichkeit einer Verkehrslösung hin. Seine wiederholt gestellte Frage, warum denn eigentlich nicht alle Vorchdorfer*innen eingeladen wurden, wird mit der Aussicht auf eine Überraschung beantwortet.
Ein Gemeinderat der Liste Vorchdorf berichtet, dass „das Land nur bewilligt hat, wenn LKWs über die Asamerstraße fahren, was aber so nicht passiert. Es wird die Wickstraße verwendet, für die es aber keine Genehmigung gibt.“
Eine Fragestellerin wünscht sich ebenfalls, dass die Standorte der neuen Betriebe besser ausgewählt werden. Ein Logistikfirma wie z.B. Schiessl gehöre in die Nähe der Autobahn.
In der Bauverhandlung wurde die Anrainerin über 60 LKW-An- und Abfahrten informiert. Das Podium ist über diesen „60er“ bass erstaunt – waren denn keine Gemeindevertreter*innen vor Ort?
Ein bekannter Unternehmer meint, dass man generell ein Verkehrskonzept haben muss, bevor man ein derartiges Gewerbegebiet umsetzt. Er weist auch noch darauf hin, dass dafür noch Gespräche mit Grundbesitzern ausständig sind.
Auf die Frage nach der Einbindung öffentlicher Verkehrsmittel gibt Bürgermeister Mitterlehner an, „dass die Mitarbeiter der Betriebe selbstverständlich mit Stern & Hafferl anreisen könnten.“

Zusammengefasst

Unser Conclusio: Es war gut, über das zwischenzeitlich heiß diskutiert Thema INKOBA zu informieren. Ob sich die Zuhörer*innen mit den Auskünften an diesem Abend gut informiert fühlen, darf man anzweifeln. Für das Verkehrsdilemma konnte man keine Lösung präsentieren – weil es, wie man selbst zugab, keine gibt. Andererseits kann man darauf hoffen, dass die Veranstalter nun selbst die Notwendigkeiten erkannt haben. Und die gilt es rasch anzugehen. Oberfrank am Schluss: „Wir stehen vor einem Rätsel.“ Und wir? Wir warten gespannt auf die angekündigte Überraschung.
Noch erwähnenswert: Jede*r Anwesende hat gespürt, dass es noch viele weitere Fragen gegeben hätte. Logisch daher, dass ein Zuhörer sich eine regelmäßige Informationsrunde von der Politik wünscht, um nicht wieder vor überraschende Tatsachen gestellt zu werden. Auch ein to-do für die Politik – Stichwort Kommunikation.

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